zurück
Tischtennis: Bundesliga
"Das ist die Leistung jedes Einzelnen" - Kapitän Bastian Steger über den Einzug des TSV Königshofen in die Play-offs
Tischtennis-Bundesligist Bad Königshofen schlägt Mainz und zieht zusammen mit Saarbrücken, Düsseldorf und Bremen in die Play-offs ein. Ohne Lokalmatador Kilian Ort.
TSV-Leitwolf Bastian Steger  brachte Bad Königshofen in Führung.
Foto: Rudi Dümpert | TSV-Leitwolf Bastian Steger brachte Bad Königshofen in Führung.
Rudi Dümpert       -  SONY DSC
Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 05.05.2024 02:38 Uhr

Die Franken und die Thüringer sind an sich keine Emotionsmonster. Diejenigen, die regelmäßig in die Shakehands-Arena zu den Spielen des Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen kommen, vielleicht schon ein bisschen. Am Sonntagabend brachen die Gefühle gar eruptionsartig aus ihnen heraus, als Jin Ueda um 18.03 Uhr seinen Matchball zum 11:9  verwandelte, und damit sich und seiner Mannschaft den Sieg sowie Rang drei in der Tabelle sicherte. Angesichts des Play-off-Einzugs rockte die Arena, lagen sich Bekannte und Wildfremde wie beste Freunde in den Armen.

Die als Tischtennis-Tempel dienende Dreifach-Schulturnhalle erlebte an diesem Wochenende das größte sportliche Ereignis, seit sie vor knapp 50 Jahren erbaut worden war. Dasselbe gilt für den TSV 1861 Bad Königshofen und seine Abteilung Tischtennis, der mit Rang drei im Endklassement der Tischtennis-Bundesliga historisches gelungen war.

Bejubeln den Einzug in die Play-offs: (von links) Bad Königshofens Trainer Koji Itakagi und seine Spieler Bastian Steger, Martin Allegro, Filip Zeljko und Jin Ueda.
Foto: Carolin Münzel | Bejubeln den Einzug in die Play-offs: (von links) Bad Königshofens Trainer Koji Itakagi und seine Spieler Bastian Steger, Martin Allegro, Filip Zeljko und Jin Ueda.

Eine Saison, von der man anfangs dachte, dass es sie angesichts extremer personeller Engpässe nur zu überstehen gelte, wurde mit der Teilnahme am Halbfinale um die deutsche Meisterschaft gekrönt. Die Play-offs werden von Bad Königshofen (3./24:16), Saarbrücken (1./34:6), Düsseldorf (2./26:14) und Bremen (4./22:18) im Modus "Best of three" ausgetragen. Für die Unterfranken geht´s am Pfingstmontag mit einem Heimspiel gegen Borussia Düsseldorf los, den 33-fachen deutschen Meister und sechsmaligen Champions-League-Sieger. Mit den Weltklasse-Athleten Timo Boll, dem Europameister Dang Qiu und dem Schweden Anton Källberg.

Diesen Triumph machten Bastian Steger, Filip Zeljko und Jin Ueda mit einer höchst ambitionierten und konzentrierten Leistung perfekt, nachdem das Team acht Tage zuvor seinen ersten Matchball gegen Mühlhausen noch vergeben hatte. Der bisher unbesiegte Martin Allegro musste gar nicht mehr antreten.

Dabei ist es schon Ironie des Schicksals, dass die Mannschaft, die sukzessive um Lokalmatadors Kilian Ort herum aufgebaut worden war, ausgerechnet in der Saison diesen Erfolg feiern darf, die er wegen zweier Rücken-Operationen verpasste. Lobeslieder sangen die Fans und Josef Weber, der Frontsänger der Ping-Pong-Ultras, immer wieder auch auf ihn, obwohl er am Sonntag in der Halle nicht anwesend war. Und zwar so laut, als solle er sie bis Düsseldorf hören: Empathische Emotionen, die unter die Haut gingen.

Betrachtet man dieses mit 123 Minuten kürzeste Spiel der Saison nur von den Spiel- und Satz-Ergebnissen her, 3:0 und 9:1, könnte man es als eine lockere Einheit zum Saisonabschluss wahrnehmen. Was es mitnichten war und was die jeweiligen Spielverläufe auch zum Ausdruck brachten. Was mag allerdings den Mainzer Trainer Tomasz Kasica dazu bewogen haben, dass er seinen Besten, den Chinesen Yongyin Li, an drei stellte, wo er nur ein Einzel bestreiten durfte? Wohl nur, dass er hinten raus das Doppel hätte spielen können.

Komm, lass dich herzen: Der TSV-Manager und Geschäftsführer Andy Albert freut sich mit Bastian Steger
Foto: Rudi Dümpert | Komm, lass dich herzen: Der TSV-Manager und Geschäftsführer Andy Albert freut sich mit Bastian Steger

Es blieb aber beim Konjunktiv. Bad Königshofen spielte mit hohem Aufwand, machte letztendlich aber auch kurzen Prozess. Fünf der zehn Sätze wurden mit dem Minimalabstand von zwei Bällen entschieden, nur einer ging in die Verlängerung bis 12:10. TSV-Leitwolf Bastian Steger höchst persönlich sorgte mit drei Satzgewinnen (11:9; 11:7; 11:9) gegen den Rumänen Rares Sipros für einen gelungenen und stimmungsvollen Auftakt.

Auch im zweiten Einzel, Filip Zeljko gegen den Italiener Carlo Rossi, gab es nichts zu holen für die Mainzer. Nur im ersten Satz hatte  Zeljko seine Nerven - und die der Fans strapaziert, musste er doch beim Stand von 8:10 zwei Satzbälle abwehren. Dann aber war auch seine Mission erfüllt (12:10; 11:6; 11:5).

Würde ausgerechnet der in der ersten Saisonhälfte wegen eines Wechselfehlers gesperrte Jin Ueda im Duell gegen Yongyin Li den Sack zumachen? Machte er, auch wenn er den ersten und einzigen Satz mit 8:11 verlor. Doch Mitte des zweiten bei 6:6 hatte er sich den Gegner zurechtgedengelt, ließ nichts mehr anbrennen. Um dann sich und das Team feiern zu lassen, mit "Oh, wie ist das schön"- und "Deutscher Meister wird nur der TSV"-Gesängen.  Basti Steger war so gerührt, dass ihm die Augen feucht wurden: "Das ist die Leistung jedes Einzelnen im Verein." Und Filip Zeljkos Augen glänzten ähnlich: "Ich bin einfach überglücklich gerade."

Tischtennis: Bundesliga, Männer
TSV Bad Königshofen - 1. FSV Mainz  3:0


Einzel: Steger – Sipos 3:0 (11:9/11:8/11:9); Zeljko – Rossi 3:0 (12:10/11:6/11:5); Ueda – YongYin Li 3:1 (8:11/11:9/11:6/11:9).
Zuschauende: 676.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Königshofen
Rudi Dümpert
Bastian Steger
Deutsche Meister
Die Franken
Europameister
Josef Weber
Kilian Ort
Personen aus Rumänien
Play-offs
TSV Bad Königshofen
Timo Boll
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top