
Wo liegt eigentlich Pipinsried? Während die Aubstädter ihre knapp eineinhalb Spielzeiten in der Regionalliga Bayern ausgiebig dazu genutzt haben, auf den Ort und seine Fußballer aufmerksam und sich einen Namen zu machen, stellen sich ihre potenziellen Zuschauerinnen und Zuschauer vor dem Spiel an diesem Samstag (Anpfiff: 14 Uhr) jene Frage. Die Antwort: Geografisch ein Gemeindeteil des Markts Altomünster im oberbayerischen Landkreis Dachau und sportlich auf Platz 16 der Regionalliga Bayern.
Die gelb-blaue Vereinsfahne ist mit dem Wappen und "FC Pipinsried 1967 – ein Dorf, ein Verein" bedruckt. Bei rund 600 Einwohnern gibt es einige Parallelen zu Aubstadt. Nach 14 Landesliga- und drei Bayernliga-Jahren stieg der Verein erstmals 2017 mit Spielertrainer Tobias Strobl (heute Schweinfurt 05) in die Regionalliga auf, zwei Jahre später (unter Manfred Bender) ab und diesen Sommer zum zweiten Mal auf.
Pipinsried hat viermal in Folge verloren
Die Saison begann mit einem überraschenden Hoch der Mannschaft von Trainer Andreas Thomas. Nach fünf Spieltagen war man Sechster. Von da an ging's langsam bergab. Inzwischen ist sie auf dem 16. Platz angekommen (18 Punkte). Ein unglaublicher Kraftakt vom neunten bis zum zwölften Spiel (3:0 gegen Schalding-Heining, 1:1 in Unterhaching, 2:1 in Bayreuth und 2:2 gegen den FC Schweinfurt 05) brachte in der Folge nur Niederlagen mit 0:5 gegen Buchbach, 3:4 in Rain, 1:2 in Aschaffenburg und zuletzt 0:2 gegen Fürth II. Die Favoritenrolle dürfte demnach klar dem TSV Aubstadt zukommen, der letzten Samstag mit dem Sieg im Pokal-Viertelfinale gegen die Profis von Türkgücü München sportlich vielleicht die bedeutendste Leistung seiner hundertjährigen Vereinsgeschichte schaffte.
Nicht nur Sportpsychologen, auch gemeine Zuschauer wissen, wie gut und wie gefährlich so ein Ergebnis, so ein herausragendes Spiel sein kann, je nach Spieler- und Mannschaftstyp. Mit dieser Frage wurde Trainer Victor Kleinhenz nur wenige Minuten nach dem Sieg gegen München konfrontiert. Wie bitteschön könne man denn nach so einem Sieg die Mannschaft auf den Normalfall Ligaspiel, ein Level tiefer gegen Pipinsried, vorbereiten? "Ich glaube, das ist die Königsdisziplin als Trainer bzw. auch als Mannschaft", konterte Kleinhenz ebenso spontan wie überzeugt, "solche Spiele wie gegen Pipinsried und Schalding-Heining anzugehen. Aber ich kenne den starken Charakter meiner Mannschaft und bin mir ganz sicher, dass sie mit derselben Konzentration und Bereitschaft unter der Woche trainieren und am Samstag in dieses Spiel gehen wird."
Hohe Intensität und Qualität beim Training
Und er schob noch hinterher: "Einen großen Spieler zeichnet es aus, dass er bei so großen Spielen da ist. Aber ich finde, es zeichnet ihn noch mehr aus, dass er bei diesen Spielen nach dem großen Erfolg da ist und das wollen wir am Samstag liefern." Wer Zweifel an der Einstellung hatte, konnte sich Montag-, Dienstag- oder Donnerstagabend beim Training davon überzeugen. Je zwei Stunden mit extrem hoher Intensität und Qualität, um die ein bis zwei täglichen Einheiten der Profi-Klubs in dieser Liga irgendwie zu kompensieren und mit ihnen Schritt halten zu können.
In der Sonderbehandlung des Athletiktrainers Christoph Dorn ist nur noch der Kreuzband-Rekonvaleszent Andre Rumpel. Beim Spiel, vom Tempo her eher an eine Hetzjagd erinnernd, 22 Spieler, unter ihnen die Genesenen, die jene Sonderbehandlung hinter sich haben, also auch wieder Max Schebak, Christian Köttler und Jens Trunk. Die Spieler machen nach 16 Liga- und vier Pokalspielen in drei Monaten einen top-fitten, spritzigen Eindruck.
Torwart Lukas Wenzel als Einheizer
Man sieht, es geht um das Ziel Tempofußball mit hoher Ballsicherheit in Verbindung mit dem Schaffen und Ausspielen von Umschaltstationen. Die Trainer Kleinhenz und André Betz halten das Tempo und die Konzentration hoch, indem hinter jedem der zwei Tore auf dem Kleinfeld ein Spieler steht, der für einen vorbeigeschossenen Ball blitzschnell einen neuen ins Spiel bringt. Verbal pushen die Einheizer, allen voran Torwart Lukas Wenzel, das Tempo, als seien es die letzten Minuten bei einem Rückstand.
In Bewegung sind immer alle. Nach zehn Minuten gibt es eine Verschnaufpause, die zu Sonderanweisungen für die nächste Etappe wie zum Beispiel Ein-Kontakt-Fußball genutzt wird. Gegen Pipinsried und eine Woche später in Schalding-Heining sind Seriosität und Punkte gefordert, um dann mit breiter Brust nach Unterhaching und zum FC Bayern München II fahren zu können.