
Zum 1000. Mal trug Marco Mangold am vergangenen Samstag das Trikot des VfB Burglauer. Damit ist der 48-Jährige erst der dritte Spieler in der VfB-Geschichte, der diese Marke geknackt hat. Das Besondere: Während seine beiden Vorgänger Fred Schneider und Herbert Bötsch diese Anzahl an Spielen deutlich später in der Alt-Herren-Mannschaft erreicht haben, hat Mangold 99 Prozent seiner 1000 Partien für die erste Mannschaft absolviert. Nicht gezählt werden in Burglauer seit jeher die Jugendspiele.
Dass Mangold in seiner 30. Saison dieses Jubiläum feiern kann, zeigt, dass er bis auf zwei Ausnahmen von größeren Verletzungen verschont geblieben ist. Vor über zwölf Jahren setzte ihn ein Muskelbündelriss ein halbes Jahr außer Gefecht, einige Jahre später zwang ihn ein Kreuzbandriss acht Monate zum Zuschauen. 41 Jahre war er zu diesem Zeitpunkt alt, eigentlich ein guter Zeitpunkt, um nach dieser schweren Verletzung die Schuhe endgültig an den Nagel zu hängen.
"Daran habe ich damals nicht gedacht. Ich habe mich fit gefühlt und ein Leben ohne den Fußball konnte ich mir nicht vorstellen", blickt Mangold zurück. An dieser Einstellung hat sich gut acht Jahre später nicht viel geändert. Als Spielertrainer des Rhöner A-Klassisten SG Burglauer I/Reichenbach II/Windheim I steht Mangold mittlerweile zu Beginn des Spiels zwar manchmal zunächst an der Seitenlinie, dennoch bringt er es auch in dieser Saison schon wieder auf 13 Liga-Einsätze.
An der nötigen Fitness mangelt es dem Routinier jedenfalls nicht. Neben den wöchentlichen Trainingseinheiten absolviert er zu Hause regelmäßig Fitnessübungen. "Ich habe auch schon immer auf meine Ernährung geachtet und mir vor den Spielen mein Essen oft selbst zubereitet. Auch aufs Feiern mit reichlich Alkohol am Abend vor den Spielen habe ich in der Regel verzichtet." Eine Einstellung, die in der A-Klasse oder Kreisklasse nicht oft zu finden ist.
Eigentlich wäre Mangold doch prädestiniert gewesen, höherklassig Fußball zu spielen. Zumal er in der Jugend mit den späteren Profis Oliver Kröner und Jürgen Hein in der Unterfranken-Auswahl kickte. "Anfragen von anderen Vereinen gab es durchaus. Vor allem der TSV Großbardorf war hartnäckig und hat es immer wieder versucht. Ich war aber zu heimatverbunden und wollte nicht aus Burglauer weg", erklärt Mangold. Eine Entscheidung, die er heute vielleicht anders treffen würde. "Man weiß ja nie, wozu es gereicht hätte. Ich bereue es aber überhaupt nicht, in Burglauer geblieben zu sein."
Denn auch mit seinem VfB erlebte er in den vergangenen 30 Jahren einige denkwürdige Momente. Dabei wechselten sich Höhen und Tiefen ab. Auf seine erste Meisterschaft musste Marco Mangold Jahrzehnte warten, selbst in der Jugend blieb ihm ein Titel verwehrt. Anlässlich seines 1000. Spiels blickt Mangold auf seine sechs emotionalsten Momente im Trikot des VfB Burglauer zurück.
1. Dramatisches Saisonfinale in der Debüt-Saison 1992/93
In seiner Premieren-Saison bei den Männern wurde es für Marco Mangold gleich dramatisch. Beim VfB Burglauer hatten nach dem Abstieg aus der Bezirksliga Ost im Sommer 1992 einige erfahrene Spieler ihre Laufbahn beendet. "Wir hatten dann auch einen schlechten Saisonstart, ehe nach und nach einige Routiniers wieder zurückkamen. Am letzten Spieltag benötigten wir dann unbedingt ein Unentschieden, ansonsten hätte die Abstiegs-Relegation gedroht", erinnert sich Mangold. Im Auswärtsspiel beim FC Augsfeld sah es auch lange nach einem 1:1 aus, ehe den Ausgfeldern in der 86. Minute das vermeintliche 2:1-Siegtor gelang. "In der Nachspielzeit haben wir aber doch noch das 2:2 gemacht und konnten anschließend den Klassenerhalt in der A-Klasse Ost feiern", sagt Mangold. Diesem Happy End folgte zwei Jahre später in der Relegation schließlich doch der Abstieg.
2. Die drei Mangold-Brüder treffen beim 6:0-Sieg gegen den FC Schönau-Wegfurt
Weniger dramatisch, dafür umso emotionaler ist Marco Mangold ein Spiel gegen den Anfang der 2000er Jahre aufstrebenden FC Schönau-Wegfurt in Erinnerung. Der Grund: Es standen beim Anpfiff nicht nur seine beiden Brüder Steffen und Tobias mit auf dem Platz, sondern das Mangold-Trio teilte sich beim 6:0-Sieg auch die ersten fünf Treffer brüderlich auf. "Am nächsten Tag lautete die Überschrift in der Zeitung: Mangold-Brüder besiegen den FC Schönau-Wegfurt", verrät Marco Mangold mit einem Lächeln.
3. Relegations-Doppelpack mit dem tragischen Helden Marco Mangold

Es dauerte zwölf Jahre, bis Marco Mangold das zweite Mal in einem Relegationsspiel auf dem Platz stand. Nachdem der VfB Burglauer Jahr für Jahr mit einer fast schon unheimlichen Konstanz im Mittelfeld der B-Klasse (später dann Kreisklasse) gelandet war, schien im Sommer 2007 die Kreisliga zum Greifen nah. Im ersten Ausscheidungsspiel setzte sich Burglauer auch dank zweier Mangold-Tore souverän mit 5:2 gegen den TSV Irmelshausen durch. Für den lang ersehnten Aufstieg musste aber noch ein weiteres Mal gewonnen werden.
Im benachbarten Reichenbach traf der VfB Burglauer auf den TSV Wollbach/KG. "Es gab eine richtige Völkerwanderung von Burglauer nach Reichenbach. Am Ortsausgang hingen als Unterstützung einige Plakate", erinnert sich Marco Mangold. Sein Vater war ebenfalls optimistisch. "Wir hatten an diesem Tag unsere Kreuzbergwallfahrt. Unterwegs habe ich mir gedacht: Heute kann doch nichts schiefgehen", sagt Burkhard Mangold.
Der Fußball-Gott war an diesem Tag letztlich doch kein Burgläurer. Vor 1700 Zuschauenden setzte sich der TSV Wollbach/KG im Elfmeterschießen durch. Ein verschossener Elfmeter ging zudem noch auf das Konto von Marco Mangold. In der Zeitung war am nächsten Tag ein Bild zu sehen, wie er weinend von seiner Freundin in den Arm genommen wurde. "Auf der Arbeit wurde ich am nächsten Tag darauf oft angesprochen und getröstet, da dieses Bild die Leute wohl so berührt hat."
4. Zweiter Relegations-Doppelpack ohne Happy End

Sieben Jahre später bot sich die nächste Möglichkeit für Marco Mangold und den VfB Burglauer, um endlich in die Kreisliga aufzusteigen. Doch erneut war im zweiten Relegationsspiel Endstation. Nach einem souveränen 4:0-Sieg gegen die DJK Schondra hieß der Gegner im alles entscheidenden Spiel SV Eichenhausen/Saal. Nach Münnerstadt, wo diese Begegnung stattfand, hatten es die Burgläurer wieder nicht weit. Trotz großer Fan-Unterstützung stand am Ende bei brütender Hitze eine 2:3-Niederlage zu Buche. "Wir wussten aber zu diesem Zeitpunkt schon, dass in der kommenden Saison Jan Schneider aus Aubstadt zu uns wechseln wird. Daher hatte ich den Traum von der Kreisliga noch nicht aufgegeben."
5. Doppelte Meisterschaft innerhalb von zwei Stunden

Ein Jahr später durften die Burgläuer und Marco Mangold, er war zu diesem Zeitpunkt bereits 40 Jahre alt, jubeln. Mit Jan Schneider, dem aus Großbardorf zurück gekommenen Bastian Roßmann sowie Thorsten Bauer legte der VfB einen starken Saisonstart mit 19 ungeschlagenen Spielen in Folge hin. "Ich dachte mir: Wenn es diesmal nicht klappt, dann werde ich wohl nie Meister." Am letzten Spieltag benötigte Burglauer in Haard nur noch einen Punkt, um den Titel perfekt zu machen. "Vom Kopf her war das gar nicht so einfach, denn direkt vor unserem Spiel wurde dort unsere zweite Mannschaft in der B-Klasse Meister. Während sie lautstark feierten, saßen wir in der Kabine und mussten uns noch einmal total fokussieren", sagt Mangold.
Doch bereits in der Halbzeitpause war die Anspannung angesichts einer 4:0-Führung der Freude gewichen. "Ich hatte im Vorfeld bereits eine Woche Urlaub genommen, um ordentlich feiern zu können. In dieser Saison haben wir auch noch den VG-Pokal gewonnen und bekamen als fairste Mannschaft Unterfrankens einen Trikotsatz geschenkt. Es war nach all den Rückschlägen das perfekte Jahr für uns."
6. Mit 45 Jahren Spieler des Spiels im Relegationsspiel gegen Lauter
Und auch wenn der Aufstieg nie über die Relegationsspiele klappte, hat Marco Mangold auch gute Erinnerungen an sie. In seinem bis heute letzten Entscheidungsspiel sicherte sich der VfB Burglauer mit einem 4:1-Sieg gegen den BSC Lauter 2019 den Klassenerhalt in der Kreisklasse. "Ich habe damals das Führungstor gemacht und wurde mit meinen 45 Jahren von einem Internet-Fußballportal zum Spieler des Spiels gekürt. Und vielleicht darf ich ja doch noch einmal ein Aufstiegs-Relegationsspiel bestreiten."
Bis dahin hat Marco Mangold zudem die Möglichkeit, ein weiteres Versäumnis nachzuholen. An ein Kopfballtor kann sich der 1,67-Meter-Mann jedenfalls in all den 30 Jahren nicht erinnern. "Allerdings schieße ich auch fast alle Standards, sodass meine Chancen auf einen Treffer mit dem Kopf nicht allzu groß sind."