An diesem Samstag steigt es, das größte Spiel der Vereinsgeschichte des Fußball-Regionalligisten TSV Aubstadt. Vor 3000 Zuschauenden trifft der TSV in der NGN-Arena um 14 Uhr im bayerischen Toto-Pokal-Halbfinale auf den ruhmreichen TSV 1860 München, deutscher Meister und Pokalsieger, derzeit aber nur in der Dritten Liga. Selbst das BR-Fernsehen ist live vor Ort und bringt dieses Highlight für die gesamte Region in die Wohnzimmer der Fans.
"Und jetzt gegen die Sechziger", hatte unser Mitarbeiter vor Ort den TSV-Trainer Victor Kleinhenz nach dem 3:1-Sieg des TSV Aubstadt im Viertelfinale gegen den Drittligisten SV Türkgücü München gefragt. "Nix dagegen", strahlte er. Und Aubstadt zog das große Los. Im Landkreis Rhön-Grabfeld haben die Löwen, wie sie aufgrund ihrer legendären Historie genannt werden, viele Fans. Mit zwei von ihnen haben wir uns unterhalten.
Löwenblut mit der Muttermilch eingesogen
An ein Schlüsselerlebnis, das ihn zum Löwen machte, kann sich Burkhard Mangold aus Burglauer nicht erinnern. "Ich habe das Löwenblut wohl mit der Muttermilch eingesogen", sagt er mit einem Augenzwinkern. Von seinem Vater Willi hat er seine Begeisterung für 1860 jedenfalls nicht geerbt. "Er war 1. FC Nürnberg-Fan."
Vielmehr, so erinnert er sich, habe die Einführung der Bundesliga in der Saison 1963/64 eine Rolle gespielt. "Das bedeutete den Einstieg in den großen Fußball." Und wie jeder Fußball-begeisterte Junge suchte der damals zehnjährige Burkhard nach Vorbildern, nach einer Lieblingsmannschaft. Und verlor sein Herz an den damaligen Bundesligisten TSV 1860 München, der 1964 Pokalsieger wurde und 1966 die Meisterschaft errang.
1860 als Auto-Kennzeichen und Handynummer
"Einmal Löwe, immer Löwe", das lebt Burkhard Mangold. "Ich trage diesen Verein in meinem Herzen." Und nicht nur dort. Auch Fußballfans erkennen in ihm sofort den Löwen. Sein Autokennzeichen: Natürlich 1860. Und wer ihn auf seinem Handy anruft, weiß sofort Bescheid. Die letzten vier Ziffern? Selbstverständlich 1860. Hätte nur noch gefehlt, dass er im Sternzeichen einen Löwen trägt. Knapp verpasst, er ist Krebs.
Seine Begeisterung für den Traditionsverein auf Giesings Höhen hat sich auch auf seine drei Söhne Marco, Steffen und Tobias übertragen. "Da habe ich keinen Erziehungsfehler gemacht, meine Kinder sind alle Löwenfans", sagt er und grinst. Was er so alles in den Stadien, noch dazu mitten im Löwenblock, erlebt hat, er könnte Geschichten schreiben.
Legendäres Spiel im Grünwalder Stadion
Zum Beispiel vom legendären "Endspiel" um die Meisterschaft am letzten Spieltag in der Bayernliga-Saison 1989/90 im mit 35.000 Zuschauenden ausverkauften Stadion an der Grünwalder Straße zwischen dem TSV 1860 und dem FC Schweinfurt 05, in das die 05er mit einem Punkt Vorsprung gingen. Der Hausherr hätte gewinnen müssen, um Schweinfurt zu überflügeln. Dass es bei diesem Fußball-Krimi wie aus Kübeln schüttete, interessierte niemanden. Schon gar nicht die Schweinfurter, die mit dem 3:3 den Titel errangen und 1860 in ein Tal der Tränen stürzten.
Wann die weiß-blaue Fahne wieder gehisst wird
Mangold steht bedingungslos zu den Löwen, ebenso wie zu seinem Heimatverein VfB Burglauer. "Als Löwenfan musst du kerngesund sein, das Löwen-Dasein ist nicht leicht, aber es macht einfach Spaß." Die weiß-blaue Fahne, die er bei großen Erfolgen des TSV 1860 auf seinem Grundstück hisst, bleibt zunächst eingerollt. "Bis wir wieder den Aufstieg in die Zweite Liga schaffen." Wegen Corona und angesichts von 3000 Zuschauenden hat er sich keine Karten besorgt, "ich fiebere am Fernseher mit". Er glaubt, dass der Pokalfight "eine knappe Angelegenheit wird. Aber zugunsten der Löwen."
Einmal Löwe, immer Löwe
"Natürlich bin ich am Samstag dabei, wenn 60 im DFB-Pokal in Aubstadt gewinnt. Aubstadt spielt zwar eine ganz starke Saison. Ich bin mir auch sicher, dass Marcel Volkmuth wieder bärenstark agiert. Aber ich gehe fest von einem Löwen-Sieg mit mindestens vier Toren Unterschied aus", sagt Manfred Mellenthin aus Niederlauer.
"Einmal Löwe, immer Löwe", da sei schon etwas dran. Fan wurde er mit acht, neun Jahren und zwar wegen Petar Radenkovic. "Bin i Radi, bin i König konnte ich ständig hören. Peter Grosser, Zeljko Perusic, Rudolf Brunnenmeier, Hans Rebele, das waren für mich als Kind und Jugendlicher meine Idole und brachten mich zu 60. Mehrere Spiele von 60 im Jahr zu sehen, waren Pflicht."
Ein FC Bayern-Fan in der Familie – "unvorstellbar"
Zusammen mit seinem Schwager Jürgen sowie Burkard Mangold und seinen Söhnen aus Burglauer sei der damalige Löwen-Bus regelmäßig "on tour" gewesen. In den letzten Jahren hat Mellenthin bei den Stadionbesuchen etwas zurückgesteckt. Er ist stolz darauf, dass "meine Frau, mein Schwager Jürgen Zimmermann und vor allem unsere vier Söhne ebenfalls überzeugte Löwenfans geworden und geblieben sind. Ein Bayern-Fan in der Familie? Unvorstellbar", sagt er und schmunzelt.
Tobias, der in München lebt und arbeitet und mittlerweile der heißeste Löwen-Fan in der Familie ist, "habe ich es zu verdanken, dass ich jetzt wieder häufiger Spiele sehe". Bei der letzten Partie sah er den Erfolg gegen Kaiserslautern, davor den DFB-Pokal-Triumph gegen Schalke. Für Mellenthin waren das "absolut geile Spiele im Grünwalder."