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Fußball
Die turbulenten Jahre des FC Schönau-Wegfurt
Anfang der 2000er Jahre schaffte der neu gegründete Fußballverein in wenigen Jahren den Sprung von der A-Klasse in die Bezirksliga. Warum es nach zwölf Jahren ein abruptes Ende gab.
Stolz zogen die Fans und Spieler des FC Schönau-Wegfurt nach dem Gewinn der Meisterschaft im Jahr 2007 durch die Straßen von Wegfurt.
Foto: Anand Anders | Stolz zogen die Fans und Spieler des FC Schönau-Wegfurt nach dem Gewinn der Meisterschaft im Jahr 2007 durch die Straßen von Wegfurt.
Florian Karlein
 |  aktualisiert: 24.04.2021 02:16 Uhr

Spielgemeinschaften sind im Rhöner Amateurfußball schon lange nichts Besonderes mehr. Jahr für Jahr kommen neue hinzu. Benachbarte Vereine, dich sich Jahrzehnte lang spinnefeind waren, arbeiten aufgrund zu wenig eigener Spieler nun gezwungenermaßen zusammen. Vor gut 20 Jahren sah das ganz anders aus. Ende der 1990er Jahre hatte noch so gut wie jeder Sportverein im Landkreis Rhön-Grabfeld seine eigene Fußballmannschaft. Viele dieser Vereine sind mit den Jahren aber von der Fußball-Landkarte verschwunden oder haben sich zu Spielgemeinschaften zusammen geschlossen.

Als einer der ersten Vereine haben die DJK Schönau und die DJK Wegfurt im Jahr 1999 einen Zusammenschluss gewagt. Der neu gegründete FC Schönau-Wegfurt sorgte in den 2000er Jahren mächtig für Furore. In wenigen Jahren schaffte der FC den Sprung von der A-Klasse bis in die Bezirksliga, ehe es 2010 wieder in die andere Richtung ging und der Verein ein Jahr später sogar aufgelöst wurde.

Personalmangel Ende der 1990er Jahre in Schönau und Wegfurt

"In diesen zwölf Jahren gab es sehr viele schöne Erlebnisse, an die ich gerne zurück denke. Der Aufstieg in die Bezirksliga und die Spiele dort gegen Mannschaften wie Sennfeld, Knetzgau, Schweinfurt 05 II und Waldberg waren natürlich absolute Highlights für beide Dörfer", sagt Helmar Scheuring. Der Wegfurter war Ende der 1990er Jahre maßgeblich an der Gründung des FC Schönau-Wegfurt beteiligt und zwölf Jahre lang auch Vorsitzender des Vereins. "Vorausgegangen war damals sowohl in Schönau als auch in Wegfurt ein großer Personalmangel bei den Fußballern." Alleine wäre es sowohl für die Wegfurter als auch die Schönauer wohl nicht lange weiter gegangen, erinnert sich Scheuring.

Tschechische Spieler beleben die Offensive des FC Schönau-Wegfurt

Also wurde mit dem FC Schönau-Wegfurt ein neuer Verein gegründet, der sowohl von der DJK Schönau als auch der DJK Wegfurt finanziell unterstützt wurde. Sportlich lief es für die neu zusammengestellte Mannschaft, die zunächst in der A-Klasse (damals die unterste Liga) an den Start ging, anfangs jedoch nicht sonderlich erfolgreich. "Ich erinnere mich noch, dass wir gegen Willmars auch mal zweistellig verloren haben und alle am Boden waren", sagt Scheuring. Ab 2002 ging es dann aber steil nach oben. Dafür verantwortlich waren auch einige tschechische Spieler, die vor allem das Offensivspiel belebten. "Vom TSV Aubstadt Slavoj Sterba, ein sehr guter Mittelfeldregisseur", so Scheuring. Gemeinsam mit seinen Landsleuten Michael Knoth und Rostislav Antl hatte er großen Anteil am Höhenflug des FC.

In der Saison 2002/03 hatte der FC Schönau-Wegfurt unglaubliche 113 Tore in 24 Spielen in der A-Klasse Rhön 1 erzielt. Für die Meisterschaft hat es aber trotz dieses Offensivfeuerwerkes nicht gereicht. Mit dem FC Schönau-Wegfurt, dem TSV Mellrichstadt II und der TSG Bastheim standen nämlich am Saisonende gleich drei Teams punktgleich an der Spitze der Tabelle. In den Entscheidungsspielen um die Meisterschaft gewann Schönau/Wegfurt gegen Bastheim zwar mit 3:1, gegen Mellrichstadt II war man beim 0:4 allerdings chancenlos.

Nach Relegations-Marathon den ersten Aufstieg geschafft

Sollte der Aufstieg in die Kreisklasse dennoch gelingen, mussten die Schönauer und Wegfurter zwei weitere Relegationsspiele gewinnen. Nachdem die Mannschaft von Spielertrainer Harald Bücking am Freitagabend die DJK Oberfladungen mit 4:2 besiegt hatte, folgte zwei Tage später das alles entscheidende Spiel gegen die DJK Mühlbach. Der im Vorfeld befürchtete Kräfteverschleiß trat jedoch nicht ein und so konnte der FC nach dem deutlichen 6:2-Sieg vor knapp 1000 Zuschauern in Rödelmaier endlich feiern.

Helmar Scheuring (links) und Michael Rott waren maßgeblich am Höhenflug des FC Schönau-Wegfurt beteiligt. Mit im Bild Mannschaftsbetreuer Sebastian Schleicher (rechts).
Foto: Manfred Zirkelbach | Helmar Scheuring (links) und Michael Rott waren maßgeblich am Höhenflug des FC Schönau-Wegfurt beteiligt. Mit im Bild Mannschaftsbetreuer Sebastian Schleicher (rechts).

Fast auf den Tag genau ein Jahr später stand für den FC Schönau-Wegfurt an gleicher Stelle in Rödelmaier das nächste Relegationsspiel auf dem Programm. Gegner war diesmal der SV Herschfeld, den man souverän mit 3:0 besiegte. Der Traum vom direkten Durchmarsch in die Kreisliga ging letztlich aber nicht in Erfüllung, da das zweite Relegationsspiel gegen die DJK Wülfershausen vor über 1000 Zuschauern beim SV Sportfreunde Bad Neustadt mit 2:3 verloren ging. "Die Euphorie in Schönau und in Wegfurt war zu dieser Zeit sehr groß. Sowohl bei Heim- als auch bei Auswärtsspielen waren wir ein echter Zuschauermagnet. Die Relegationsspiele waren natürlich noch einmal eine andere Hausnummer", sagt Scheuring.

Schönau-Wegfurt profitiert von Schweinfurts Klassenerhalt in der Bayernliga

Der Aufstieg in die Kreisliga durfte dann drei Jahre später bejubelt werden. In der Saison 2006/07 hatte der FC Schönau-Wegfurt erneut die 100-Tore-Marke übertroffen und war ohne Niederlage Meister in der Kreisklasse geworden. Auf der Trainerbank hatte inzwischen der Bischofsheimer Michael Rott Platz genommen. "Er war der perfekte Trainer für uns und hat die Mannschaft noch einmal weiter nach vorne gebracht", erinnert sich Scheuring. Rott schaffte es, auch einige talentierte Jugendspieler in die erste Mannschaft zu integrieren. Als Aufsteiger sorgte der FC in seiner ersten Kreisliga-Saison jedenfalls gleich für Furore und klopfte am Tor zur Bezirksliga an. Hinter dem TSV Bad Königshofen landete man auf dem zweiten Platz und wieder einmal hieß es für die Schönauer und Wegfurter: auf zur Relegation.

In der Saison  2006/07 feierte der FC Schönau-Wegfurt die Meisterschaft in der Kreisklasse Rhön 2. Am Erfolg waren beteiligt Trainer Michael Rott (hinten von links), Jochen Hofmann, Daniel Schmitt, Johann Hergert, Christoph Stäblein, Sebastian Schleicher, Christoph Kamm, Slavoj Sterba, Daniel Hofmann, Christian Nöth, Mathias Schmitt sowie (vorne von links) Lukas Schora, Luis Carvalho da Silva, Tobias Eifert, Albert Winterstein, Manuel Lenhard, Markus Rehn, Alex Gartung, Lubomir Stieranka. Es fehlt Rostislav Antl.
Foto: Anand Anders | In der Saison  2006/07 feierte der FC Schönau-Wegfurt die Meisterschaft in der Kreisklasse Rhön 2. Am Erfolg waren beteiligt Trainer Michael Rott (hinten von links), Jochen Hofmann, Daniel Schmitt, Johann ...

Gegner dort war der FC Haßfurt II, den man in Bad Königshofen mit 3:1 besiegen konnte. Auf dem Weg in die Bezirksliga fehlte nur noch ein weiterer Sieg im zweiten Relegationsspiel gegen den TSV Röthlein. Während FC-Trainer Michael Rott sich gerade ein Fußballspiel im hessischen Ehrenberg angeschaut hatte, erreichte ihn völlig überraschend die Nachricht, dass der FC Schönau-Wegfurt und der TSV Röthlein beide vorzeitig den Aufstieg in die Bezirksliga geschafft haben. Verantwortlich dafür war der FC Schweinfurt 05, der am grünen Tisch den Klassenerhalt in der Bayernliga geschafft hatte.

"Von der Bezirksliga haben wir in den Jahren zuvor nicht mal gewagt zu träumen. Entsprechend ausgelassen haben wir dann auch gefeiert", erinnert sich Scheuring. Zwei Jahre fuhren die Schönauer und Wegfurter anschließend durch den Norden von Unterfranken und lernten dabei völlig neue Sportplätze kennen. Die erste Saison beendete der FC auf einem überraschend guten fünften Rang und auch in der zweiten Bezirksliga-Saison schien der Höhenflug weiter anzuhalten. Ende März lag Schönau-Wegfurt noch auf dem zweiten Platz, doch nach acht Niederlagen in Folge drohte am Saisonende der Abstieg in die Kreisliga.

Entscheidungsspiel gegen Waldberg vor fast 3000 Zuschauern in Bischofsheim

Gegen die punktgleiche DJK Walberg wollte der FC Schönau-Wegfurt in einem Entscheidungsspiel zumindest die Teilnahme an der Relegation um den letzten freien Platz in der Bezirksliga erreichen. Es war ein Spiel, dass die Fußballfans in der Rhön elektrisierte. "Fast 3000 Zuschauer waren damals nach Bischofsheim gekommen. Wir gingen auch schnell durch Rostislav Antl mit 1:0 in Führung, Antl hätte später bei einer großen Chance dann alles klar machen können", blickt Scheuring auf dieses denkwürdige Spiel zurück. Es schien allerdings fast so, als ob der FC Schönau-Wegfurt das Glück der letzten Jahre aufgebracht hatte. Waldberg konnte ausgleichen und in der Verlängerung das Spiel endgültig drehen. Letztlich war aber auch für die Waldberger dieser Sieg wertlos, gemeinsam mit dem FC mussten sie nach der Relegation den Weg nach unten in die Kreisliga antreten.

Fabian Rott (von links), Matthias Tratt und Luis Carvalho da Silva sieht man die Enttäuschung nach dem Abstieg des FC Schönau-Wegfurt aus der Bezirksliga an.
Foto: Anand Anders | Fabian Rott (von links), Matthias Tratt und Luis Carvalho da Silva sieht man die Enttäuschung nach dem Abstieg des FC Schönau-Wegfurt aus der Bezirksliga an.

Für den FC Schönau-Wegfurt war dies der Anfang vom Ende. Eine Klasse tiefer belegte der FC zwar einen Mittelfeldplatz, die Personalprobleme wurden aber immer größer. "Nach zwölf Jahren kam aus dem Nachwuchs so gut wie nichts mehr nach. Für den FC Schönau-Wegfurt gab es einfach keine Perspektive mehr", sagt Scheuring. Die Vereinsauflösung war die logische Konsequenz. Die DJK Wegfurt schloss sich mit dem VfR Bischofsheim zusammen, die Schönauer standen plötzlich alleine da. Zwar nahm die DJK Schönau ab der Saison 2012/13  für ein paar Jahre noch einmal mit einer eigenen Mannschaft am Fußballspielbetrieb teil. Seit knapp drei Jahren ist dieses Intermezzo aber nun auch schon wieder beendet und der Fußball in einer weiteren Ortschaft vorerst verschwunden.

 
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  • Ironic
    Wenn der Erfolg von bezahlten, auswärtigen Spielern abhängt, ist das "Glück" meist nicht dauerhaft.
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