Den 21. Oktober 2023 wird Jannik Hofmann nicht so schnell vergessen. An besagtem Samstag war der Torwart des Fußball-Bezirksligisten DJK Altbessingen mit seiner Mannschaft beim damaligen Tabellenführer TSV Münnerstadt zu Gast. Beim Stand von 0:0, etwa in der 40. Minute, kam es für den 24-jährigen Keeper zu einem folgenschweren Zusammenstoß mit dem gegnerischen Spielertrainer Simon Snaschel.
"An den Vorfall an sich kann ich mich überhaupt nicht erinnern, da ist einfach ein Cut", beschreibt es Jannik Hofmann acht Wochen nach dem Zusammenprall. Erst im Rettungswagen, eine knappe halbe Stunde später, war der DJK-Torhüter wieder ansprechbar. Die Geschehnisse rund um den Unfall kennt der 24-Jährige nur aus Erzählungen. "Das war ganz eigenartig", berichtet der Schwemmelsbacher, der durch Handy-Nachrichten seiner Mitspieler und aus Zeitungsberichten von den Ereignissen erfuhr und diese somit erst Zug um Zug realisieren konnte.
Dank der umsichtigen Reaktion seines Mitspielers Sebastian Full und des Unparteiischen Marcel Krauß, die rasch und beherzt handelten, ihn überstreckten und ihm die verschluckte Zunge herausholten, ist Hofmann nicht erstickt. "Die beiden haben mir das Leben gerettet", ist sich der Torwart bewusst.
Ebenso wie sein Gegenspieler, der sich tags darauf bereits nach ihm erkundigte und Genesungswünsche schickte, wurde der Torhüter blutüberströmt ins Krankenhaus eingeliefert. Nachdem im Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt die Erstversorgung mit Nähen der Platzwunde und Computertomographie stattgefunden hatte, wurde er wegen des äußerst komplizierten Kieferbruchs noch am Samstagabend in die Uniklinik nach Würzburg befördert – noch immer im kompletten Torwarttrikot.
Kiefer wird mit Schrauben fixiert
"Ein Stück vom Kiefer war herausgebrochen, das wurde mit Schrauben fixiert", weiß Hofmann um den komplizierten Eingriff an seiner linken Gesichtshälfte am darauffolgenden Montag. Bis zum Donnerstag musste er in der Klinik bleiben und konnte sich anfangs nur mit Flüssignahrung, in den Wochen danach dann mit weichen Speisen ernähren.
Ist die Narbe von der Kieferoperation unterhalb vom Ohr bereits fast vollständig verheilt, leidet der 24-Jährige jedoch auch Wochen nach dem Unfall noch an einer Lähmung der linken Gesichtshälfte, die eine Folge der Operation ist.
"Fortschritte gibt es auf jeden Fall. Ich kann nach knapp zwei Monaten zu 80 Prozent wieder alles essen, auch wenn ich vom Kiefer her noch Einschränkungen und Schmerzen habe", zeigt sich der 24-jährige Industriekaufmann mit dem Genesungsverlauf im Bereich des Kiefers zufrieden.
Auf der anderen Seite dauert die Lähmung nach wie vor an. "Von der Mimik her, wenn ich lache, ist der optische Makel deutlich sichtbar", erklärt der bekennende Bayern-Fan und fügt an: "Was mich brutal einschränkt ist, dass sich das linke Auge nicht mehr schließen lässt und dadurch immer trocken wird." Wegen dieser Einschränkung konnte er mehrere Wochen nicht arbeiten, seit Anfang Dezember ist er für seinen Schweinfurter Arbeitgeber stundenweise im Homeoffice tätig.
Mit regelmäßiger Physiotherapie gegen die Lähmung
Auf die Prognose und Heilungsaussichten angesprochen, zeigt sich der Schwemmelsbacher bezüglich des Kiefers recht zuversichtlich: "Nach drei Monaten soll er wieder zusammengewachsen sein. Der Biss wird zwar nicht wie vorher sein, aber ich kann zumindest wieder normal essen." Bezüglich seiner Lähmung gebe es, trotz regelmäßiger Physiotherapie, derzeit jedoch keine Prognose.
Bei der Frage, ob er, der vor seinem Wechsel zur DJK im Sommer 2022 für seinen Heimatverein DJK Schwebenried/Schwemmelsbach im Aufgebot stand, nach diesem Erlebnis überhaupt wieder Fußball spielen möchte, muss der Keeper nicht lange überlegen. "Ja, auf jeden Fall", antwortet er mit einem strahlenden Lächeln wie aus der Pistole geschossen. Seine Hoffnung und sein Wunsch wären, in der Rückrunde noch ein bis zwei Spiele zu absolvieren. "Spätestens zur neuen Saison möchte ich voll angreifen – ich brauch' meinen Fußball", betont Hofmann, der Manuel Neuer und Oliver Kahn als seine Vorbilder nennt.
Wie wichtig ihm sein Hobby ist, zeigt auch die Tatsache, dass er seit seiner Verletzung bei jedem Spiel seiner Mannschaft zugeschaut hat. Auch bei der neu angesetzten Partie in Münnerstadt Anfang November war der DJK-Torwart als Zuschauer zugegen und nutzte die Gelegenheit, sich beim Unparteiischen Marcel Krauß, der auch die neu angesetzte Partie leitete, persönlich zu bedanken. Als sportlich faire Geste erachtet er auch, dass Simon Snaschel, dem er keine Absicht unterstellt, im Wiederholungsspiel bewusst auf seinen Einsatz verzichtet hat.
Seinen Mitspielern von der DJK Altbessingen ist er sehr dankbar – zum einen, weil sie seinerzeit auf dem Platz äußerst besonnen und richtig reagiert haben. Zum anderen aber auch, weil sie ihn seither moralisch unterstützen und zur Aufmunterung ein Bayern-Trikot geschenkt haben.
„Ich hatte Glück im Unglück, weil nicht mehr passiert ist, wie zum Beispiel eine Hirnblutung“, ist sich Jannik Hofmann bewusst und ergänzt, dass Fußball ein risikoreicher Sport sei, bei dem alles passieren könne. Gleichwohl hat der junge Torwart während seiner Genesung eine weitere Erkenntnis gewonnen: „Es zeigt, was ein gutes Team und ein Verein, die hinter einem stehen, wert sind.“