Wenn an diesem Sonntag in Baku das "European Youth Olympic Festival" beginnt, besser bekannt als "Europäisches Olympisches Jugendfestival", geht mit Linda Riedmann die einzige Vertreterin aus dem Landkreis Main-Spessartan den Start. Die 16-jährige Radsportlerin des RV Concordia Karbach ist eine von insgesamt 120 Nachwuchsathleten, welche die deutschen Farben in der Hauptstadt Aserbaidschans vertreten werden.
"Die Vorfreude auf den Wettbewerb ist riesengroß", erklärt Linda Riedmann im heimischen Garten wenige Tage vor dem Abflug mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Mitte Mai war die 16-jährige Gymnasiastin in Töttelstädt bei Erfurt gestartet und hat sich dabei für das europäische olympische Jugendfestival qualifiziert.
"Die Entscheidung, wer mit darf, fällt der Bundestrainer", erklärt Riedmann und fügt an, dass eines der Kriterien sei, wer zum damaligen Zeitpunkt die Wertung bei der Bundessichtung anführte. Oder wer beim Rennen in Töttelstädt im Zeitfahren ein gutes Ergebnis ablieferte. "Bei mir war ausschlaggebend für die Punkte, dass ich das Straßenrennen gut gefahren bin", berichtet die damalige Siegerin der U-17-Altersklasse über die 50-Kilometer-Strecke und fügt an, dass sie während des Rennens überhaupt keinen Gedanken an die Qualifikation verschwendet habe. "Ich habe mich einfach darauf konzentriert, dass ich das Rennen gewinne", betont sie.
Der Fokus liegt auf dem Straßenrennen
Trainiert die erfolgreiche Radsportlerin ohnehin bereits täglich, hat sie sich in den vergangenen Wochen speziell auf das Straßenrennen in Baku vorbereitet. "Ich rechne mir im Straßenrennen mehr aus als im Zeitfahren, daher habe ich mich darauf konzentriert", begründet sie ihre Strategie und fügt an, dass sie bereits wisse, wie die Strecke aussieht. Denn von dem in Kaiserslautern beheimateten Bundestrainer Josef Schüller, mit dem sie in ständigem Kontakt per WhatsApp oder E-Mail steht, hat sie bereits eine Beschreibung der Strecke erhalten. "Der Leitfaden umfasst 40 Seiten und ist in Englisch formuliert", berichtet die Karbacherin, die ohne familiäre Begleitung unterwegs sein wird.
Anhand der Beschreibung weiß sie bereits um das Höhenprofil und konnte sich entsprechend vorbereiten. "Die Strecke verläuft direkt am Meer, daher wird es wahrscheinlich ein bisschen windig sein."
An diesem Freitag startet der Flieger des deutschen Straßen-Radsport-Teams, dem sechs Sportler, der Bundestrainer und zwei Betreuer angehören, in Frankfurt. Für die letzte Schulwoche, in der die Zehntklässlerin fehlen wird, hat sie eine Befreiung erhalten. "Mein Zeugnis wird Jan nächste Woche mitbringen", erklärt sie mit einem Schmunzeln. Denn ihr Zwillingsbruder Jan, ebenfalls erfolgreicher Radrennfahrer, besucht gemeinsam mit ihr das Marktheidenfelder Balthasar-Neumann-Gymnasium, gehört jedoch nicht dem Nationalteam an.
Und was sagt der Zwillingsbruder dazu, dass seine Schwester an dem Olympischen Festival teilnehmen darf? "Er findet es klasse, dass ich es geschafft habe", berichtet sie mit einem Lächeln. Am kommenden Dienstag startet Linda Riedmann nun im Zeitfahren auf der Zehn-Kilometer-Strecke, am Donnerstag findet das Straßenrennen statt, das über 50 Kilometer geht. Auf die Frage nach ihrem Ziel für die beiden Wettkämpfe am Kaspischen Meer, ist sie eher zögerlich. Immerhin seien von jedem Land die drei Besten am Start. "Eigentlich habe ich noch nicht wirklich einen Plan, wie ich es angehe. Ich werde das Rennen abwarten und mir dann kurzfristig meine Taktik zurechtlegen", hält sie sich bedeckt. Unabhängig von der Platzierung ist sie sich aber sicher, dass das Olympische Jugendfestival für sie ein unvergessliches Erlebnis werden wird.