Bevor Mia Zschocke zum Lehrgang mit der Nationalmannschaft nach Frankfurt gereist ist, hat die 22-jährige Handballerin noch einmal in ihrer Heimatstadt Lohr vorbeigeschaut. Ihrer Familie einen Besuch abgestattet und natürlich Boxerhund Kasimir, der auch ab und an auf ihrem Instagram-Account zu sehen ist. Eine Zeit der Entspannung, bevor es in die Blase des Handballsports ging. In der steht für Mia Zschocke erst der Lehrgang an, dann wohl ab 3. Dezember die Europameisterschaft in Dänemark.
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Dass diese überhaupt stattfinden würde, war bis vor einigen Tagen gar nicht sicher gewesen. Denn das Turnier stand auf der Kippe, weil der eigentliche Mitausrichter Norwegen wegen der Ausbreitung des Coronavirus die Spiele in seinem Land abgesagt hatte.
Die Frage war nun: Kann Dänemark das Turnier alleine stemmen? Erst vor wenigen Tagen bestätigte das zuständige Kulturministerium, dass nun alle Spiele der Handball-Europameisterschaft in Dänemark stattfinden können. Das beendete Tage der Unsicherheit, wobei Mia Zschocke zu bedenken gibt, dass in solch einer Situation langes Grübeln nicht viel bringe: "Man bereitet sich mit der Einstellung auf so ein Turnier vor, dass es wirklich stattfindet", beschreibt die Rückraumspielerin vom Bundesligisten Bayer Leverkusen ihre Art, mit der Situation umzugehen.
Ohne Trainer und Testspiele
Natürlich läuft in Coronazeiten die Turniervorbereitung des Teams von Bundestrainer Henk Groener etwas anders ab als gewöhnlich. "Etwa, dass der Trainer ein paar Tage später kommt, weil er in Quarantäne ist. Auch ein paar Spielerinnen sind verspätet angereist, weil sie aus dem Ausland kamen", berichtet Mia Zschocke. "Außerdem hatten wir keine Vorbereitungsspiele."
Allerdings: Die Arbeit beim Lehrgang ist dann doch wieder fast normal: "In der Vorbereitung auf so ein Turnier hast du sowieso nicht so viele Außenkontakte", berichtet Mia Zschocke, die im Jahr 2014 als B-Jugendliche aufs Handball-Internat nach Leverkusen gewechselt ist. In der Folge schaffte sie über die Jugend-Bundesliga und über Nachwuchs-Nationalteams den Sprung in die höchste deutsche Frauenklasse.
Allerdings ist es schwer, im Coronajahr 2020, in dem kaum Liga- und Länderspiele stattfanden, die Leistung des eigenen Teams einzuordnen: "Individuell weiß, glaub' ich, jeder, wo er steht. Schwerer ist es, den Leistungsstand der Mannschaft als Ganzes einzuschätzen, weil es in diesem Jahr kaum Spiele gab. Aber andere Nationen haben ja genau die selben Probleme", meint Mia Zschocke. Zu ihren eigenen Perspektiven sagt die Lohrerin: "Es ist schwer vorherzusagen, wie viel Einsatzzeiten man letztlich kriegen wird. Das wird sich ergeben."
Nach dem Lehrgang muss Bundestrainer Groener das Aufgebot noch von 18 auf 16 Spielerinnen reduzieren. Dass Mia Zschocke am Ende zu den Aussortierten zählen könnte, ist aber eher unwahrscheinlich. Schließlich zählt die heute 22-Jährige nach einer Europameisterschafts-Teilnahme 2018 in Frankreich und Auftritten bei der Weltmeisterschaft 2019 in Japan zum festen Kreis der deutschen Auswahl, hat sich mit mittlerweile 29 Länderspielen in der Auswahl etabliert.
Ursprünglich hätte das deutsche Team seine Vorrundenspiele im norwegischen Bergen austragen sollen. Doch nach der Absage der Begegnungen in Norwegen beginnen Groener und seine Spielerinnen das Turnier in Kolding, einer rund 90 000 Einwohner zählenden Hafenstadt in Jütland. Dort steht am Donnerstag, 3. Dezember, das erste Vorrundenspiel gegen Rumänien an. Danach sind Norwegen (5. Dezember) und Polen (7. Dezember) die Gegner. Die besten drei Mannschaften qualifizieren sich für die Hauptrunde. Dort sind mögliche Gegner Weltmeister Niederlande, Serbien, Kroatien und Ungarn.