"Und sie macht es wieder. Linda Riedmann fährt als Erste ins Ziel und wiederholt damit ihren Vorjahreserfolg", schallt es am Sonntagmittag gegen 11.30 Uhr voller Begeisterung aus dem Lautsprecher in der Karbacher Ortsmitte. Mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht reckt Linda Riedmann vom Team Jumbo-Visma Women die Faust in die Höhe, nachdem sie den Sprint auf der Zielgeraden im Frauen-Bundesliga-Rennen der Main-Spessart-Rundfahrt gegen Katharina Fox (Maxx Solar-Rose) denkbar knapp für sich entschieden hat.
Dabei standen die Vorzeichen für die 20-jährige Profisportlerin aus der Marktgemeinde nicht besonders gut – bis zum Samstagnachmittag stand nicht fest, ob sie überhaupt starten kann. "Ich war seit Montag, Dienstag ein bisschen erkältet und habe zwei Tage lang nicht trainieren können", berichtet Riedmann. Nachdem sie sich am Samstagvormittag noch unsicher gewesen sei, ob sie fit genug sei, wagte sie sich am Nachmittag für einen Test auf die Strecke. "Heute ging es mir gut – und ich bin froh, dass ich gestartet bin", erklärt sie wenige Minuten nach dem Gewinn des ersten Bundesliga-Rennens der Saison mit einem verschmitzten Lächeln.
Im Gegensatz zum Vorjahr hatte die Karbacherin diesmal keine Teamkollegin dabei, war daher auf sich alleine gestellt – dennoch ging ihre Taktik auf und sie sicherte sich auf der heimischen Strecke den Sieg.
Auf der Betonpiste
"Ich habe versucht, möglichst schnell in die Spitzengruppe zu kommen", beschreibt sie hernach ihre Taktik. Daher habe sie in der zweiten Runde am Urspringer Berg auf der Betonpiste angreifen wollen, was jedoch zunächst nicht so recht gelang. "In der zweiten Runde in Billingshausen hat es dann die Tschechin versucht, und wir sind zu viert vorneweg gefahren", berichtet Riedmann, die fortan mit Katharina Fox und Michelle Stark vom Team Maxx-Solar Rose und der Tschechin Eliska Kvasnickova (SportRaces) in der vierköpfigen Spitzengruppe vorneweg fuhr. "Wir sind gut zusammengefahren", freut sich die Karbacher Profisportlerin über den Rennverlauf.
Als das Spitzenquartett dann in der vierten und letzten Runde mit einem deutlichen Vorsprung von 1:15 Minuten am Ortseingang von Karbach, auf Höhe des Fahrradgeschäfts von Linda Riedmanns Eltern, auf die Zielgerade einbog, fuhr die Lokalmatadorin noch auf dem zweiten Platz. "Ich hatte erwartet, dass die beiden Fahrerinnen von Maxx-Solar noch einmal attackieren, dem war aber nicht so", beschreibt die 20-Jährige, die schließlich den Sprint in einem Kopf-an-Kopf-Duell gegen Fox für sich entscheiden konnte. "Ich wusste, dass ich den Sprint gewinne", zeigt sich die Karbacherin hernach selbstbewusst.
Bei der anschließenden Siegerehrung durfte die 20-Jährige gleich mehrfach aufs Podest, denn als Siegerin des ersten Bundesliga-Rennens der "Müller – Die lila Logistik Rad-Bundesliga" der Frauen sicherte sie sich das lila Trikot der Gesamtführenden. Außerdem entschied sie die Bergwertung für sich und trägt deshalb das lila gepunktete Bergtrikot. "Ich hatte überhaupt nicht vor, bei der Bergwertung mitzumachen", erklärt die Profisportlerin. Nachdem sie sich jedoch in der zweiten Runde an die zweite Stelle vorgearbeitet hatte und in der dritten Runde keine der Fahrerinnen so recht die Initiative ergriff, habe sie sich spontan entschieden und die dritte Bergwertung prompt gewonnen.
Viel Zeit zum Ausruhen bleibt der Karbacherin nach ihrem Erfolg jedoch nicht, denn bereits an diesem Montag geht es für sie nach Thüringen, wo sie mit der Nationalmannschaft an der Thüringen-Rundfahrt teilnimmt. "Ich hoffe, dass ich ein bisschen vorne mitfahren kann", freut sie sich bereits auf die nächste Herausforderung.