Handball-Bayernligist TSV Lohr erhält aus der abgesagten Partie gegen den ASV Cham, die eigentlich an diesem Samstag hätte stattfinden sollen, die Punkte zugesprochen. Dies bestätigte Spielleiter Klaus-Dieter Sahrmann auf Nachfrage dieser Redaktion.
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Die Chamer hatten die Begegnung am Donnerstagabend abgesagt. Hauptgrund war, dass ihr tschechischer Trainer Filip Turecek sowie drei Spieler aus dem Nachbarland nicht hatten einreisen können, weil sich die Coronazahlen in ihrer Heimat auf Rekordniveau bewegen. Die tschechische Regierung hatte daraufhin bereits Anfang des Monats den Notstand ausgerufen. Ferner war bei einem Chamer Spieler in der vergangenen Woche eine Coronainfektion nachgewiesen worden, weitere ASV-Handballer mussten aber nicht Quarantäne. Ingrid Schuhbauer, Vizepräsidentin des Bayerischen Handballverbandes (BHV) mit der Zuständigkeit für den Spielbetrieb, hatte daraufhin gegenüber dieser Redaktion erklärt, dass man in Coronazeiten weiter großzügig sein werde, wenn es um Anträge auf Spielverlegung geht.
"Wir werden auch weiter großzügig sein", versichert Spielleiter Sahrmann. "Allerdings war der Chamer Verlegungsantrag unzureichend begründet. Der wäre nur zulässig, wenn in einem betroffenen Landkreis der Inzidenzwert über 50 liegt oder eine Behörde die Austragung des Spiels untersagt." Dies sei beides hier nicht der Fall gewesen, so Sahrmann. Er weist darauf hin, dass an den ersten beiden Spieltagen noch eine Verlegung ohne Begründung möglich gewesen sei, ab dem dritten Spieltag sei das aber nun anders. "Das wurde den Vereinen auch so mitgeteilt", betont Sahrmann.
"Das ist wirklich kurios. Es ist wirklich interessant, wie das noch weitergehen könnte", kommentierte Lohrs Spielertrainer Maximilian Schmitt den überraschend am Grünen Tisch errungenen ersten Saisonsieg für sein Team.
Eine mögliche Folge der gegenwärtigen Entwicklung könnte ein Rückzug des Chamer Teams sein, hatte doch der Aufsteiger aus der Oberpfalz alle drei bisher angesetzten Saisonbegegnungen nicht gespielt. Einen Rückzug hatte Chams Handball-Abteilungsleiter Norbert Meier in einem Gespräch mit der "Mittelbayerischen Zeitung" in den Raum gestellt. Sollte der ASV wirklich nicht mehr antreten, wäre es nach dem TSV Roßtal bereits der zweite Rückzug einer Mannschaft aus der Bayernliga.
Kritik am Verband
Meier hatte gegenüber der "Mittelbayerischen" den BHV kritisiert: "Der Verband äußert sich überhaupt nicht mehr, wir hatten versucht, Kontakt aufzunehmen. Die Vereine werden allein gelassen." Ferner hatte der ASV-Abteilungsleiter angemerkt, dass es für eine Mannschaft in der Bayernliga bei den weiten Entfernungen kaum möglich sei, zwei Spiele an einem Wochenende nachzuholen, so wie es von Verbandsseite angeregt worden war. Schließlich hätten seine Handballer auch noch alle einem Beruf nachzugehen. "Früher haben sie in der Bayernliga Leistungssportler sein wollen. Jetzt beharren sie darauf, dass sie Freizeitsportler sind", sagt hingegen Klaus-Dieter Sahrmann.