Als am Samstagabend um 18.24 Uhr ein Rettungswagen vom Sportgelände des TSV Karlburg fuhr, waren noch ein paar Dutzend Menschen da. Viele von ihnen hatten bleiche Gesichter, das Erschrecken darüber, was eine halbe Stunde zuvor passiert war, war ihnen anzumerken. Keiner freute darüber, dass die Heimelf beim 2:0 (0:0) über die DJK Don Bosco Bamberg gerade ihren ersten Saisonsieg in der Fußball-Landesliga geholt hatte. Das spielte in diesem Moment in der Wahrnehmung vieler kaum eine Rolle. Sie beschäftigten sich vielmehr damit, dass Karlburgs Schlüsselspieler Sebastian Fries kurz vor Schluss der Begegnung eine Verletzung an der Halswirbelsäule erlitten hatte und in eine Würzburger Klinik gebracht werden musste.
Es war die vorletzte Minute der regulären Spielzeit gewesen, Karlburg führte mit 1:0 – und Sebastian Fries versuchte, an der gegnerischen Eckfahne den Ball zu behaupten und damit den Vorsprung irgendwie über die Zeit zu bringen. Kurz darauf ging der 30-Jährige im Zweikampf mit zwei Bambergern zu Boden und blieb jenseits der Torauslinie liegen. Während des Zweikampfs war ein Schlag zu vernehmen.
Anschließend wurde Fries von Betreuern behandelt, doch vielen auf dem Spielfeld schien die Tragweite der Verletzung zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Schiedsrichter Simon Dimmerling ließ ohne einen Foulpfiff einfach weiterlaufen, die Karlburger Spieler jubelten wenig später noch darüber, dass der eingewechselte Markus Mjalov zum 2:0-Endstand getroffen hatte.
Der wohl meistgefoulte Karlburger Spieler
Doch als klar wurde, dass sich Sebastian Fries womöglich schwerer verletzt hatte und in eine Würzburger Klinik gebracht werden musste, wich die Freude schnell. Nun waren rund um die Karlburger Bank vor allem betretene Gesichter zu sehen. Die Sorge um den Ex-Profi – in fast jeder Partie der meistgefoulte Karlburger Spieler – war groß.
"Da kann man sich nicht freuen", sagte Karlburgs erfahrener Außenverteidiger Maurice Kübert. "Jetzt geht es vor allem um Friesi und darum, dass er schnell wieder gesund war."
Karlburgs Trainer wirkt angefasst
Karlburgs Trainer Markus Köhler – sonst eigentlich ein ruhiger Vertreter seiner Zunft – hatte nach dem Abpfiff noch einen heftigen Wortwechsel von seinem Bamberger Kollegen Michael Hutzler gehabt und wirkte dann, als er zu dem am Boden liegenden Fries gelaufen war, merklich angefasst: "Wenn der Halswirbel betroffen ist, kann das eine üble Sache sein. Deshalb denke ich jetzt auch nicht an das Spiel, das ist dann wirklich nebensächlich", so Köhler.
Dabei hätte das Spiel sicher einige Geschichten geboten: Etwa, dass die Zuschauer eine Partie auf hohem Landesliga-Niveau gesehen hatten. Oder etwa die starke Leistung des aus der Kreisliga gekommenen TSV-Außenverteidigers Kai Schlagmüller oder die Paraden das jungen Torwarts Linus Eiselein, der den aus beruflichen Gründen in Dänemark weilenden Stammkeeper Marvin Fischer-Vallecilla glänzend vertreten hatte. Doch all das war nach dem Schlusspfiff irgendwie nur noch Nebensache.
Erleichterung nach den Untersuchungen
Immerhin konnte Markus Köhler am folgenden Tag etwas Entwarnung geben, nachdem er mit Sebastian Fries telefoniert hatte. "Er hatte Glück im Unglück", so der Karlburger Trainer. Untersuchungen hätten ergeben, dass Knochen und Nerven bei Sebastian Fries unversehrt geblieben seien. Ein großer Bluerguss im Nackenbereich habe dafür gesorgt, dass es sich nicht mehr habe bewegen können. Dennoch dürfte der Samstag vielen Anwesenden in Erinnerung bleiben – als Nachmittag, an dem klar wurde, dass es bisweilen Wichtigeres als Fußball gibt.