Eigentlich hat der Bayerische Handballverband (BHV) den Saisonbeginn der Runde 2020/21 in seinen Klassen nach über einem halben Jahr Coronapause am ersten Oktober-Wochenende geplant. Doch da die Bayerische Staatsregierung in ihrer jüngsten Kabinettssitzung am 1. September keinerlei Regelungen beschlossen hat, die eine Wiederaufnahme des Wettkampfsports auf den Weg bringen, steht der Termin auf wackligen Füßen. Das Ergebnis der jüngsten Spielausschusssitzung unter Beteilung von BHV-Präsident Georg Clarke ist nämlich, "dass wir derzeit keine Garantie für einen pünktlichen Saisonstart am 3. 10. geben können", wie es in einem Schreiben des Verbands an die bayerischen Vereine heißt.
- Lesen Sie auch: Fußballverband erwägt eine Klage, um den Spielstart zu erzwingen
- Lesen Sie auch: So planen die unterfränkischen Männer-Bayernligisten
"Wir wollten den Vereinen etwas an die Hand geben", sagt BHV-Geschäftsführer Thomas Reichard zu dem Schreiben. "Aber klar ist: Wir können nur reagieren, wenn uns die Politik entsprechende Möglichkeiten gibt." Die Hoffnung, dass es bei der nächsten Kabinettssitzung am 14. September zu Beschlüssen kommt, die einen Rundenstart des Hallensports ermöglichen, ist bei Reichard so groß nicht. Es werde wohl zunächst um den Fußball gehen, vermutet der BHV-Geschäftsführer. Nicht nur, weil der deutsche Volkssport Nummer eins die größere Lobby habe, sondern auch, weil es im Freien leichter sei, Hygienekonzepte umzusetzen, als in der Halle.
Hoffen auf erfolgreiche Klage der Fußballer
Einer Klage, die der Fußballverband gegen die Bayerische Staatsregierung erwägt, um die Aufnahme des Wettkampfsports vor Gericht zu erzwingen, stehen die Handballer positiv gegenüber: "Vielleicht gibt es ja ein Urteil, von dem auch der Hallensport profitieren kann", meint Thomas Reichard.
Und selbst wenn die Regierung Hallensport wieder zulasse, brauche es Vorlaufzeit, um wieder mit dem Rundenspielbetrieb zu starten. Erst müssten die jeweiligen Hygienekonzepte von den einzelnen Hallenbetreibern – in der Regel Kommunen oder Landkreise – genehmigt werden. Es könne sein, heißt es im Schreiben des BHV, dass "von der Politik vorgeschriebene Hygienekonzepte in der Praxis für den Nicht-Leistungssport nicht umsetzbar bzw. erst noch zu überarbeiten" seien. Ferner geht Reichard davon aus, dass die Umsetzung der Hygienekonzepte für die Vereine einen enormen personellen und logistischen Aufwand mit sich bringe. Dass Zuschauer in die Hallen dürften, sei dem Verband zwar wichtig, sagt der BHV-Geschäftsführer, aber: "Uns kommt es darauf an, dass es überhaupt einmal losgeht." Deshalb werde auch ein Start ohne Publikum erwogen, auch wenn das für die Klubs wirtschaftliche Nachteile bedeute.
Unterschiedliche Szenarien
In den Schreiben werden bereits Szenarien dafür entworfen, dass es mit dem Rundenstart Anfang Oktober nicht klappt: "Verschiedene Denkmodelle sind derzeit in die Überlegungen miteinbezogen, so auch ein möglicher Start erst mit der Rückrunde, welche dann als ,einfache Runde' ausgetragen werden würde." Will heißen, sollten Infektionszahlen steigen und der Rundenstart nicht gestattet werden, könne es auch erst im Januar 2021 weitergehen. Doch das ist nicht das einzige Planspiel: "Falls sich die Lage deutlich zum Positiven wenden sollte und die Politik Wettkampfspielbetrieb ggf. ohne Zuschauer doch erlauben sollte, dann wären wir aber (...) binnen kurzer Zeit in der Lage zu starten."