Die erfolgreiche Klage des TV Erlangen-Bruck vor dem Sportgericht gegen den Play-off-Modus in den Handball-Bayernligen hatte zuletzt für reichlich Verwirrung gesorgt. Der Männer-Bayernligist hatte erwirkt, dass alle Punkte aus den Vorrundenspielen der Männer- und Frauen-Bayernligen in die Aufstieg- und Abstiegsrunden mitgenommen wurden und nicht, wie eigentlich geplant, nur direkte Vergleiche gegen Teams, die mit einem in der selben Gruppe spielen.
Möglich gemacht hatte das Urteil ein "Formulierungsfehler" in den Durchführungsbestimmungen, wie Ingrid Schuhbauer, Vizepräsidentin des Bayerischen Handball-Verbandes (BHV), gegenüber dieser Redaktion eingeräumt hat. Dort stand die schwierig verständliche Formulierung: "Die Spielergebnisse ausgetragener Spiele der Vorrunde werden in die Meisterschafsrunde werden in die Meisterschafts- und Abstiegsrunde übernommen." Am Ende wehrte sich der TV Erlangen-Bruck erfolgreich dagegen, diesen verunglückten Satz zur Grundlage von Auf- und Abstiegsregeln zu machen. Mit der Konsequenz, dass nun alle absolvierten Spiele in die Wertung einfließen, obwohl dies vom BHV zuvor anders kommuniziert worden war.
Klar war nach dem Urteil nur, dass in der Männer-Bayernliga die DJK Waldbüttelbrunn Meister und damit Aufsteiger in die Dritte Liga war. Wer absteigen musste und wer nicht, war lange Zeit unklar, zumal wochenlang vom BHV keine offiziellen Tabellen geführt wurden. Zudem kündigte der vom Abstieg bedrohte Männer-Bayernligist TSV Friedberg eine sportrechtliche Überprüfung des Vorgangs an.
Verband will weitere juristische Auseinandersetzungen verhindern
Um eine Klagewelle und weitere juristische Auseinandersetzungen zu vermeiden, hat der BHV nun beschlossen, Männer- und Frauen-Bayernliga in der kommenden Saison mit 16 Teams spielen zu lassen. Nach der Runde erfolgt die Reduzierung auf 14 Mannschaften. "Wichtig war uns, dass kein Verein absteigt, der nach der ursprünglich geplanten Regelung nicht abgestiegen wäre", so die BHV-Vizepräsidentin. Das sei bei 16 Teams der Fall.
Bei den Männern müssen nur der Eichenauer SV, TuS Fürstenfeldbruck II sowie der ASV Cham absteigen, bei den Frauen der SV München-Laim, der ASV Dachau, HaSpo Bayreuth und die HSG Freising-Neufahrn, wobei drei dieser Teams ihre Mannschaften bereits während der laufenden Runde zurückgezogen hatten. Dass auch gegen die nun verfügte Regelung geklagt werden könnte, kann Schuhbauer aber nicht ausschließen: "Wir können es nicht allen recht machen."
Bastian Krenz aus Rimpar hält Lösung für tragfähig
Vergleichsweise gut mit der Regelung leben kann Bastian Krenz. Der Trainer des Männer-Bayernligisten DJK Rimpar II meint: "Das war unter den schwierigen Umständen noch die beste Lösung. Die haben auch viele Vereine in Gesprächen favorisiert." Seine Mannschaft hätte in den Play-downs den Klassenerhalt auf jeden Fall geschafft, egal wie nun gewertet worden wäre.
Bauchschmerzen bereitet ihm nur die Größe der Liga. "16 Mannschaften sind zu viel", erklärt Krenz. Besonders, da keiner wisse, ob es im Winter 2022/23 nicht wieder Absagen wegen Corona-Pandemie und daraus resultierende Spielverlegungen geben werde. "Am besten wäre es wohl, wenn die Klasse wieder geteilt wird", so Krenz, dessen Team die Abstiegsrunde am Samstag mit einer 28:29-Niederlage in Fürstenfeldbruck II und damit die Bayernliga auf Gesamtplatz acht beendet hat.
Bis zu acht Absteiger sind möglich
Weniger versöhnlich gibt sich Trainer Maximilian Schmitt vom Männer-Bayernligisten TSV Lohr, der die Aufstiegsrunde auf Rang vier beendet hat: "Da wird ein Problem gelöst, indem du ein neues schaffst." Er meinte damit den Umstand, dass die Bayernliga nach der Saison 2022/23 wieder auf 14 Teams verkleinert werden soll. Das hätte zur Folge, dass es theoretisch bis zu acht Absteiger geben kann. Je nachdem, wie viele bayerische Teams aus der Dritten Liga absteigen. Acht Absteiger sind zwar kein besonders realistisches Szenario, aber sechs wären durchaus vorstellbar.
Schmitt plädiert dafür, dauerhaft mit 16 Mannschaften zu spielen. "Das geht in anderen Landesverbänden auch. Schließlich ist das auf diesem Niveau keinen Breitensport mehr", erklärt der 30-Jährige. Dennoch, so versichert er, wolle der TSV Lohr keine rechtlichen Schritte gegen die jetzt getroffene Regelung einleiten.
Gleiches gilt für den HSV Bergtheim, der in der Aufstiegsrunde bei den Frauen Platz drei belegt hat. Doch Stephan Dinkel, der Sportliche Leiter, sagt: "Es ist eingetreten, was ich befürchtet habe." Auch er sieht die Probleme der aktuellen Bayernliga-Saison durch den verschärften Abstieg in die nächste verlagert.
Auch an den Handballerinnen des HSV seien die ganzen Vorgänge der vergangenen Wochen nicht spurlos vorbeigegangen: "Uns wurde die Chance genommen, bayerischer Meister zu werden", so Dinkel. Deshalb sei es nicht selbstverständlich gewesen, mit welcher Motivation die Bergtheimer Spielerinnen bis zuletzt bei der Sache gewesen seien.
Ob es in der kommenden Saison aufgrund der Größe der Klassen und möglicher Corona-Absagen im Winter wieder eine Zweiteilung der Bayernligen geben wird, vermag Schuhbauer noch nicht zu sagen: "Das entscheiden die zuständigen Gremien", betont die Vizepräsidentin.