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HANDBALL
Handball-EM: Mia Zschocke ist froh und traurig zugleich
Die verletzte Nationalspielerin aus Lohr erlebt den erfolgreichen deutschen Turnierauftakt in Dänemark vor dem Bildschirm. Und hat zwiespältige Gefühle.
Ein Bild aus dem Oktober 2020: Mia Zschocke im Nationaltrikot vor dem Länderspiel gegen die Niederlande in Lingen.
Foto: Marco Wolf via www.imago-images.de | Ein Bild aus dem Oktober 2020: Mia Zschocke im Nationaltrikot vor dem Länderspiel gegen die Niederlande in Lingen.
Uli Sommerkorn
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:23 Uhr

Den Livestream vom Europameisterschafts-Vorrundenspiel Deutschland gegen Rumänien (Endstand 22:19) hat Mia Zschocke am Donnerstagabend gemeinsam mit ihrer Teamkollegin Fanta Keita vom Handball-Bundesligisten TSV Bayer Leverkusen verfolgt. Beide sind nämlich derzeit Leidensgenossinnen. "Wir sind beide verletzt", berichtet Mia Zschocke. Während die französische Mannschaftskollegin einen Kreuzbandriss auskurieren muss, ist es bei der aus Lohr (Lkr. Main-Spessart) stammenden Rückraumspielerin ein Anriss des Syndesmosebandes. Hätte sie den nicht erlitten, wäre die 22-jährige Unterfränkin am Donnerstag wohl nicht vor einem Bildschirm in Leverkusen gesessen, sondern im dänischen Kolding im Trikot des deutschen Nationalteams gegen Rumänien auf dem Feld gestanden.

"Beides", antwortet Mia Zschocke auf die Frage, ob sie denn eher froh über den Sieg des Teams sei oder traurig darüber, nicht selbst dabei sein zu können. "Natürlich ist es toll, dass wir mit einem Sieg ins Turnier gestartet sind." Andererseits wären Mia Zschockes Chancen auf Spielanteile bei der deutschen Auftaktpartie groß gewesen. Denn Co-Trainer Alexander Koke, der den in Corona-Quarantäne befindlichen Chefcoach Henk Groener vertrat, wechselte seine Formationen munter durch, so dass fast alle Spielerinnen ihre Einsatzzeiten erhielten. Am Ende dürfte dies entscheidend gewesen sein, denn das deutsche Team wirkte in den Schlussminuten frischer und konzentrierter als der Gegner, dessen Leistungsträgerinnen kaum einmal Pausen erhielten.

Verletzt hat sich die Lohrerin eine Woche vor der EM-Auftaktpartie beim Nationalmannschafts-Lehrgang in Frankfurt. Bei einem Sprung zwischen zwei Abwehrspielerinnen hindurch kam es zu einem Körperkontakt. "So wie ich danach aufgekommen bin, war eine Verletzung beinahe unvermeidlich", berichtet die 22-Jährige von dem Moment, der ihre EM-Träume beendete.

In neuer Rolle

So musste sie sich in eine neue Rolle einfinden – nämlich die der Unterstützerin. Nach der erfolgreichen Partie am Donnerstag schickte Mia Zschocke Glückwünsche in der WhatsApp-Gruppe, in der die Nationalspielerinnen miteinander in Kontakt stehen. "Da sind alle mit drin. Auch die Spielerinnen, die im erweiterten Kader stehen und jetzt nicht in Dänemark dabei sind. Wir sind ein großes Team, da gehören alle dazu", versichert die Lohrerin, die als B-Jugendliche ins Handball-Internat nach Leverkusen gewechselt ist.

An diesem Samstag wird Mia Zschocke wieder vor der Livesteam-Übertragung sitzen, wenn es gegen Norwegen geht (18.15 Uhr, sportdeutschland.tv). Das ist einer der Turnierfavoriten, der ursprünglich Mitausrichter des Turniers gewesen wäre, die Spiele aber wegen Corona absagte. Nun finden alle Partien in leeren Hallen in Dänemark statt. Wo das deutsche Team am Ende landen könnte, darüber mag Mia Zschocke nicht spekulieren. "Aber ich glaube schon, dass wir in die Hauptrunde kommen", versichert die 22-Jährige. Schließlich kommen drei Teams einer Vorrundengruppe weiter, die jeweils vier Mannschaften beherbergt.

Mia Zschocke selbst hat in den nächsten Wochen vor allem ein Ziel: "Fit werden" will die Rückraumspielerin. Derzeit kann sie ihren lädierten Fuß noch nicht belasten. Daher stehen Lymphdrainagen zur Linderung der Schwellung, Physiotherapie und Krafttraining auf dem Programm. "Sechs bis acht Wochen" werde es dauern, um wieder voll belastbar zu sein. Also erst 2021. Das jedoch ist ein Jahr, in dem, so es denn Corona zulässt, es wieder Möglichkeiten gibt, sich im Nationalteam zu beweisen: im Frühjahr bei der Olympia-Qualifikation, zum Beispiel. Sollte die für das deutsche Team erfolgreich verlaufen, stünden im Sommer die Spiele in Tokio auf dem Plan.

 
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