
Es hatte etwas von einem kleinen Herbstfest. Vor der Frammersbacher Heuberghalle standen am späten Samstagnachmittag Stände, in denen Bier gezapft wurde und Bratwürste gegrillt wurden. Aufgestellt zum Rundenstart der Bezirksoberliga-Handballer des TSV Partenstein. Allerdings schmeckte denen unter den 250 Zuschauern und Zuschauerinnen, die es mit den Partensteinern hielten, Gerstensaft und Grillgut weitaus besser als das Spiel zum Saisonauftakt. Da setzte es nämlich im Derby eine 31:35 (14:17)-Niederlage gegen die Bayernliga-Reserve des TSV Lohr.
Klar, dass hernach Enttäuschung herrschte bei den Gastgebern, die sich zur neuen Saison mit Max Lang und Zoltan Ferencsik – beide zuvor beim Gegner TSV Lohr II aktiv – ordentlich verstärkt hatten und die nach dem zweiten Platz in der Vorsaison in der da allerdings zweigeteilten Klasse durchaus zu den stärkeren Mannschaften der BOL gerechnet werden. "Wir haben nie unsere Leistung abgerufen, die wir letzte Saison gezeigt haben" erklärte Partensteins Trainer Otto Fetser, wobei der ehemalige Bundesspieler nach einer Bänderverletzung im Knöchel nur relativ kurze Einsätze riskierte. "Wir haben viel zu viele technische Fehler gemacht. Es ist ein Wunder, dass wir so überhaupt 31 Tore erzielt haben", befand Fetser.
Partensteiner Defizite beim Überzahlspiel
Wenn sein Team gefährlich wurde, war es meist nach Anspielen auf den durchsetzungsstarken Kreisläufer Daniel Lang. Sonst aber wirkten die Gastgeber hinten anfällig und vorne oft hektisch. Selbst aus neun Lohrer Zeitstrafen schlugen die Spessart-Handballer nicht ausreichend Kapital. "Der Gegner hat in der ersten Hälfte fünf Zeitstrafen, und jede davon verlieren wir", erklärte Fetser etwas fassungslos.
Michael Diehl als verlängerter Arm des Trainers
Dass beim Derbygegner mehr Struktur im Spiel vorhanden war, dafür war ein Partensteiner Urgestein verantwortlich, das mittlerweile für die Lohrer Reserve spielt: Michael Diehl, zu Partensteiner Landesliga-Zeiten ein absoluter Leistungsträger, organisierte das Lohrer Angriffsspiel, führte seine jungen Teamkollegen und stand im Deckungszentrum seinen Mann. "Michi ist mein verlängerte Arm auf dem Spielfeld", erklärte der neue Lohrer Trainer Klaus Sieß, der das Amt nach dem Landesliga-Abstieg von Christian Rath übernommen hat.
Diehl strahlte nach dem Sieg über seinen Ex-Verein, war aber auch ganz schön geschafft: "Ich bin völlig groggy. Ich hatte heute früh noch große Probleme, weil der Ischias gezwickt hat", erklärte er. Aber irgendwie ging's bei ihm dann eben doch.

Für Klaus Sieß hat eine mögliche Landesliga-Rückkehr seine Mannschaft übrigens keine Priorität, andere Dinge stehen im Vordergrund. "Ziel ist es, junge Spieler auszubilden, damit der ein oder andere vielleicht Sprung in die erste Mannschaft schafft", so Sieß, der auch Abteilungsleiter beim TSV Lohr und Bezirksvorsitzender des Handball-Verbands ist. Bei seiner Aussage dürfte es zum Beispiel an Ben Werthmann oder Dario Sicheneder gedacht haben, die beim Erfolg beim Nachbarn gute Rollen spielten.
Für Partenstein wird es darauf ankommen, sich in den nächsten Spielen zu steigern, wenn das Bier nicht mehr im Freien aus dem Hahn gezapft wird, sondern wieder in der Halle in Flaschen erhältlich ist. Otto Fetser ist überzeugt davon, dass seine Mannschaft die Kurve kriegt: "Trotz der Leistung glaube ich, dass wir am Ende bei den Top 5 dabei sind."