Der Umsturz fand nicht statt: Klaus Sieß ist neuer Vorsitzender des Handball-Bezirks Unterfranken. Der 58-Jährige aus Mittelsinn setzte sich am Freitagabend beim Bezirkstag in Rimpar in einer Kampfabstimmung gegen seinen Mitbewerber Frank Hirsch aus Giebelstadt durch und wird in den kommenden drei Jahren den unterfränkischen Handballern vorstehen. Bei der Abstimmung über die Position an der Spitze der Bezirksspielleitung entfielen 46 Stimmen auf Sieß, Konkurrent Hirsch erhielt 37 Stimmen.
Die Wahl bedeutete eine Entscheidung in einem Zwist, der im vergangenen Jahr mit der (nachträglich durchs Sportgericht kassierten) Abwahl der stellvertretenden Bezirksvorsitzenden mit der Zuständigkeit Talentförderung, Liane Lurz, aus der Bezirksspielleitung begonnen hatte. Um die frühere Nationalspielerin hatten sich Unterstützer gruppiert, die in Rimpar die Vertreter der bisherigen Bezirksspielleitung herausforderten. Dazu zählte auch der frühere Drittliga-Schiedsrichter Hirsch, der sich in seiner Bewerbungsrede fürs Amt für Veränderungen im Bezirk starkgemacht hatte.
Liane Lurz verzichtet auf Kandidatur
Mit der Wahl von Klaus Sieß waren die Kräfteverhältnisse dann allerdings geklärt. Um das Amt der stellvertretenden Vorsitzenden Talentförderung bewarb sich Liane Lurz dann nicht mehr und überließ den Posten dem Lohrer Maximilian Schmitt, der als einziger Kandidat verblieben war und der von Klaus Sieß unterstützt wurde. "Ich wünsche der neuen Bezirksspielleitung alles Gute", erklärte Liane Lurz knapp und machte klar, dass in der entstandenen personellen Konstellation eine Mitarbeit für sie nicht möglich gewesen wäre.
Ebenfalls nicht zu einer Kampfabstimmung kam es um den Posten des stellvertretenden Bezirksvorsitzenden mit der Zuständigkeit Bildung. Diesen bekleidet weiterhin Matthias Obinger, der frühere Trainer des Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe. Pikant: Sein Herausforderer wäre sein früherer Spieler Benjamin Herth gewesen, der dann aber ebenso wie zuvor Liane Lurz nicht zur Kampfabstimmung antrat. Der frühere Nationalspieler Herth sah in seinem eigentlich geplanten Antreten keinen Konflikt mit seinem Ex-Coach Obinger: "Ich fühle mich Matthias freundschaftlich verbunden. Zu einer Abstimmung zwischen uns wäre es ja sowieso nicht gekommen, weil die Sache ja bereits vorher geklärt war. Wäre die Wahl anders ausgegangen, wäre wohl Matthias nicht mehr angetreten." Außerdem äußerte Herth die Bereitschaft, sich auch unter der jetzt gewählten Bezirksspielleitung zu engagieren: "Wenn man als Kind oder Jugendlicher so gefördert worden ist wie ich, will man auch etwas zurückgeben."
Versöhnliche Töne
Versöhnliche Töne schlug auch der neu gewählte Bezirksvorsitzende Sieß an, der in seiner Antrittsrede mehrmals Dankesworte an seine vormalige Kontrahentin Lurz richtete. Und außerdem wies der frühere Berufssoldat und Abteilungsleiter des FC Bad Brückenau darauf hin, dass auch mit seinem Team die Zeichen auf Erneuerung stünden. "Wir haben den Altersdurchschnitt gewaltig gesenkt", erklärte Sieß mit Blick darauf, dass mit Maximilian Schmitt, Anke Scheuring und Simone Rögele, früher Weippert, drei neue Leute in die Bezirksspielleitung (BSL) gewählt wurden. Der neuen BSL gehören außer Liane Lurz nicht mehr an: Alfred Sattes (stellvertretender Vorsitzender Finanzen) sowie Wolfgang Rüger, der bereits im Frühjahr 2019 als Bezirks-Vorsitzender aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten war. Rüger war beim Bezirkstag anwesend und wurde zum Ehrenmitglied der Bezirksspielleitung ernannt. In der neuen personellen Konstellation sprach Sieß nun von einem "Re-Start". Und äußerte gleichzeitig seine Hoffnung, dass mit dem Bezirkstag von Rimpar die Zwistigkeiten der vorangegangenen Monate beendet seien würden.