Dass es im Abstiegskampf selten auf Schönheit ankommt, sondern mehr auf Effizienz, ist eine oft strapazierte Binsenweisheit. Deren Richtigkeit freilich unterstrich der TSV Lohr in der Abstiegsrunde der Handball-Bayernliga bei seinem 27:23 (16:12)-Heimsieg über den TSV Friedberg. Die Gastgeber machten am Samstagabend in der Spessarttorhalle sicher nicht alles richtig. Doch sie waren in der Lage, Schwierigkeiten zu überwinden. Und am Ende kamen sie mit dem Sieg dem Klassenerhalt einen Schritt näher, nach sechs von 14 Spielen in der Abstiegsrunde ist für die Lohrer Land in Sicht.
"So sind eben Play-downs", bemerkte Lohrs Spielertrainer Maximilian Schmitt nach dem Abpfiff. Sein Team hatte gegen einen leidenschaftlich kämpfenden Gast mit handballerisch allerdings überschaubaren Qualitäten erhebliche Schwierigkeiten gehabt, die auch selbst verursacht waren.
Auf Lohrer Seite nahmen sich die Aktivposten der letzten Wochen selbst aus dem Spiel. Rückraumspieler und Abwehrspezialist Lukas Horky handelte sich bereits nach 17 Minuten die zweite Zeitstrafe ein. Und weil ihm bei der dritten die Disqualifikation gedroht hätte, blieb der 31-jährige Tscheche bis in die Endphase auf der Bank, erzielte aber dann in den Schlussminuten, als er zurückgekommen war, drei wichtige Treffer.
Rote Karte für Lohrs Torwart Tamas Szabo
Zu diesem Zeitpunkt saß Teamkollege Tamas Szabo bereits auf der Tribüne: Der Lohrer Torhüter hatte nach Meinung des oberfränkischen Schiedsrichtergespanns beim Herauslaufen nicht nur den Ball gespielt, sondern auch einen Friedberger Gegenspieler gefoult. Die Konsequenz war die Rote Karte für den 40-jährigen Routinier kurz nach der Pause.
Doch die Lohrer bewiesen eine im Abstiegskampf wichtige Tugend: Sie steckten Schwierigkeiten weg und fanden Lösungen, um den selbst verursachten Problemen beizukommen. Der für Szabo ins Tor gekommene Tom Scheiner wartete trotz vorangegangener Schmerzen an der Hüfte mit einer guten Leistung auf.
Und der für Horky in der Rückraum beorderte Jannik Schmitt avancierte mit zehn Treffern gar zum besten Lohrer Torschützen des Abends. Das ist umso bemerkenswerter, weil der Topwerfer der vergangenen Jahre sich über die gesamte Saison mit Schmerzen an der Patellasehne herumgeplagt und zuletzt sogar wegen der Beschwerden für mehrere Monate pausiert hatte. "Man merkt es immer noch, aber es wird besser", erklärte Jannik Schmitt zu seinem Befinden. Und gab zu, dass ihm das Spiel nach schweren Monaten Auftrieb verliehen habe: "Es tut natürlich gut, so ein Spiel zu machen und damit der Mannschaft zu helfen."
Nationalspielerin Mia Zschocke im Publikum
Dass der Sieg über Friedberg vor 500 Zuschauer und Zuschauerinnen – unter ihnen die aus Lohr stammende Nationalspielerin Mia Zschocke – nur eine Etappe auf dem Weg zum Klassenerhalt gewesen sein soll, unterstrich Spielertrainer Maximilian Schmitt: "Wir haben wieder einen Schritt gemacht, am nächsten Wochenende wollen wir den nächsten gehen." Dann geht es nämlich zum TV Erlangen-Bruck, der neben den Lohrern und dem SV Anzing eines von drei Teams ist, die sich im Klassement der Abstiegsrunde von der übrigen Konkurrenz abgesetzt haben.
Allerdings ist es derzeit weiter möglich, dass nur die beiden Erstplatzierten der Abstiegsrunde den Klassenerhalt schaffen. Daher ist das Lohrer Spiel am Samstag, 11. März, von enormer Bedeutung. Da allerdings der TV Erlangen-Bruck am Samstag im Parallelspiel beim 27:27 in Roßtal einen Punkt eingebüßt hat, könnten sich die Lohrer am letzten Hinrunden-Spieltag der Abstiegsrunde etwas vom Konkurrenten absetzen: "Wir haben die Chance auf einen Big Point", machte Maximilian Schmitt klar.