zurück
FUSSBALL
Die Tickerer aus Karbach und Homburg: Originelles über Goldfische, Kirchweih und die Bauernautobahn
Bei zwei Kreisligisten gibt es in den Livetickern des Verbands mehr als Tore, Auswechslungen und Platzverweise. Dafür sorgen Niklas Schmelz und Gabriel Watzka.
Niklas Schmelz (links) von der (SG) Duttenbrunn/Urspringen/Karbach und Gabriel Watzka vom TSV Homburg informieren Woche für Woche mit originellen Livetickern.
Foto: Heidi Vogel | Niklas Schmelz (links) von der (SG) Duttenbrunn/Urspringen/Karbach und Gabriel Watzka vom TSV Homburg informieren Woche für Woche mit originellen Livetickern.
Heidi Vogel
 |  aktualisiert: 22.11.2024 02:41 Uhr

Am vergangenen Sonntag standen sich in der Fußball-Kreisliga Würzburg 2 nicht nur die SG Duttenbrunn/Urspringen/Karbach und der TSV Homburg gegenüber. In dieser Partie trafen mit Niklas Schmelz aus Karbach und Gabriel Watzka aus Homburg auch die beiden jungen Männer aufeinander, die Woche für Woche den Liveticker für ihre Mannschaft in der App des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) übernehmen.

Und das nicht nur mit spärlichen und nüchternen Angaben zur Statistik der jeweiligen Spiele, sondern mit äußerst unterhaltsamen und witzigen Beiträgen, die oftmals über das Geschehen auf dem Spielfeld hinausgehen.

Das führt dann auch schon mal zu Frotzeleien wie beim Hinspiel Mitte August: "Damals habe ich mir gedacht, da ist ja jetzt noch eine Mannschaft mehr dabei – das war natürlich ein gefundenes Fressen", erinnert sich der 28-jährige Gabriel Watzka, auf die damalige Begrüßung der Gäste  angesprochen, mit einem Schmunzeln. Schließlich hatten da gerade erst die SG Urspringen/Karbach und der TSV Duttenbrunn miteinander fusioniert und eine Spielgemeinschaft mit Fußballern aus gleich drei Ortschaften gebildet.

Frotzeleien gehören dazu

Seinerzeit hatte Watzka die Leser des Livetickers folgendermaßen begrüßt: "Herzlich Willkommen zum Liveticker der Partie TSV Homburg gegen SG Duttenbrunn/Urspringen/Karbach. Heilige Maria, wenn das so weiter geht mit den Spielgemeinschaften, spielt irgendwann die SG MSP gegen die SG WÜ. Zwei Mannschaften in der Kreisliga wäre nicht so der Brüller. Wenn einer aufsteigt und der andere absteigt, gibt's die Liga nicht mehr. Ein Trauerspiel."

Außerdem erwähnte er die von Schlaglöchern gezierte Betonstraße zwischen Urspringen und Karbach an: "Um die Gastknäblein zusammenzubringen, gilt es, die berühmte Bauernautobahn zu überwinden. Da bekommen die Spieler schon vor dem Training Blessuren und Schleudertraumata, gelegentlich auch frisches Rehgulasch direkt von der Motorhaube inklusive."

Auch die von Schlaglöchern gezierte Verbindungsstraße von Karbach nach Urspringen fand als 'Bauernautobahn' tituliert schon Eingang in den Liveticker.
Foto: Josef Laudenbacher | Auch die von Schlaglöchern gezierte Verbindungsstraße von Karbach nach Urspringen fand als "Bauernautobahn" tituliert schon Eingang in den Liveticker.

"Ich will niemals jemanden persönlich beleidigen. Und ich weiß natürlich auch, dass die Bauernautobahn nichts mit Fußball zu tun hat, aber ich necke einfach gerne", beschreibt der Homburger seine Motivation. Er selbst hat nur bis zur C-Jugend Fußball gespielt, tickert aber, seit ihn Karl Dengel, Sportleiter beim TSV Homburg, zur Saison 2021/22 für diesen Posten angeworben hat.

Der 25-jährige Niklas Schmelz aus Karbach dagegen spielt selbst in der Reserve seines Heimatvereins und versucht, das Kicken und Tickern möglichst häufig unter einen Hut zu bringen. Bereits in der Saison 2016/17, als der FC Karbach noch eigenständig war, hat er dieses Amt übernommen. "Damals gab es zwar einen Liveticker, aber nur mit den Torschützen. Da haben wir uns gedacht, das könnte man auch ein bisschen ausführlicher machen", erinnert sich Schmelz an die Anfänge.

"Harmlos wie ne Horde Goldfische"

Er bezeichnet sich selbst als "Liveticker-Fan" und findet es "einfach gut, wenn man ein paar Informationen zum Spiel bekommt". So ließ beispielsweise vor Wochenfrist seine originelle Spielbeschreibung mit "Offensivbemühungen bisher harmlos wie ne Horde Goldfische" keine Fragen offen – das Spiel endete für seine Spielgemeinschaft auch mit einer 0:1-Heimniederlage gegen den FSV Esselbach/Steinmark.

Der Karbacher glänzt stets auch mit Insiderwissen, wenn er beispielsweise schreibt, dass nun der "Schwarzfahrer" eingewechselt wird. Aber auch der wöchentliche Bratwurst-Test beim Sportplatzbesuch ist bei dem 25-Jährigen ein Muss. "Handgemachte Otterweck zur Halbzeitwurst. Herrlich", lautete jüngst das Fazit des Karbachers zur Pause.

Auch Gabriel Watzka hat eine feste Größe, die in jedem Liveticker vorkommt: "Linienrichter Claus K. muss immer erwähnt werden – zum Beispiel, dass er die Linie fest im Blick hat."

Sowohl Schmelz als auch Watzka erhalten für ihre kreativen Beiträge immer wieder positives Feedback. "Die Rückmeldungen kommen gar nicht unbedingt von Leuten aus dem eigenen Verein, sondern oftmals von Personen aus anderen Ortschaften", freut sich der Karbacher über die Resonanz. "Je mehr es Richtung Bullshit geht, desto mehr Rückmeldungen bekomme ich", berichtet auch Watzka und fügt an, dass sein Ticker montags in so mancher Marktheidenfelder Firma Gesprächsthema in der Mittagspause sei.

Drohung mit dem Anwalt

Der Homburger, der von sich selbst sagt, dass er ein "freches Mundwerk" habe, gibt zu, dass er manchmal aufpassen müsse, was er schreibe. Denn anfangs, als der TSV Homburg noch der Kreisklasse angehörte, habe er bei einem Foul des gegnerischen Keepers an einem Homburger Spieler einen "dummen Spruch über den Torwart" geschrieben. Daraufhin haben sich Verantwortliche des gegnerischen Vereins an den Vorstand des TSV Homburg gewandt und sogar mit einem Anwalt gedroht.

Zu keiner juristischen Auseinandersetzung, sondern zu einer gütlichen Einigung kam es indes bei der Frage, wer denn den Ticker übernehmen solle, wenn die Vereine von Niklas Schmelz und Gabriel Watzka direkt aufeinandertreffen.

"Normalerweise hätte ich das den Gastgebern, also Niklas, überlassen", erklärt Watzka mit Blick auf die Partie am vergangenen Sonntag. Doch Schmelz, der wegen der Kirchweih-Feierlichkeiten in Karbach vollends ausgelastet war, ließ seinem Kollegen aus Homburg den Vortritt.

Klares 3:0 für die Gastgeber

Am Ende behielt Watzka mit seiner noch vor dem Anpfiff geschriebenen Analyse der Gastgeber recht: "Kerb is in Karwi, hesst hier steppt der Bär und gewiss hat der ein oder andere Spieler oder Zuschauer noch Promille im Gesicht hängen. Klarer Nachteil für Homburg, denn ohne Sprit läuft kein Motor." Eine Vorhersage, die sich erfüllen sollte. Die Hausherren nutzten den vermeintlichen Vorteil und besiegten den Gast aus Homburg am Kirchweihsonntag mit 3:0.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Karbach
Duttenbrunn
Urspringen
Homburg
Heidi Vogel
1. FC Haßfurt
Bayerischer Fußball-Verband
Goldfische
Heimatvereine
SG 1866 Eltmann
Schwarzfahrer
TSV Burgebrach
Torhüter
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top