Die Stadt Ochsenfurt hat ohne ihre Ortsteile etwa 7000 Einwohner. Obwohl darunter der eine oder andere gute Fußballer zu finden sein dürfte, ist die Zahl noch längst keine Garantie für sportlichen Erfolg. Das beweist das Beispiel des Ochsenfurter FV, der seit Jahren über Mittelmaß nicht hinauskommt. Er spielt in der A-Klasse, wo der Verein mittlerweile schon wieder in der dritten Saison am Stück kickt. Die Platzierungen neun, acht und aktuell fünf sind gewiss keine Katastrophe, aber sie taugen eben auch nicht dazu, jene Aufbruchstimmung zu erzeugen, die es bräuchte, um einen Klub, der sich seit der Gründung 2011 irgendwie noch immer im Dornröschenschlaf zu befinden scheint, zu wecken und auf ein sportlich höheres Level zu heben.
Also versucht der OFV, der vor gut zehn Jahren aus der Fusion der Vereine FC Ochsenfurt und SV 72 Ochsenfurt hervorgegangen war und seither sportlich noch nicht über Kreisklassen-Fußball hinausgekommen ist, mal wieder mit einer Personalrochade frischen Wind unter die lahmenden Flügel zu bekommen. Dieser Tage gaben die Verantwortlichen bekannt, dass sich die Wege des Vereins und von Trainer Kabil Jabiri nach der laufenden Saison und dann vier gemeinsamen Jahren trennen werden. "In beiderseitigem Einvernehmen" habe man sich darauf verständigt, erklärt Jabiri und bedient sich, nach den Gründen gefragt, weiteren typischen Sportlervokabulars: "Frische Impulse und eine neue Ansprache" für die Mannschaft seien nötig. Im Sommer sei einfach der "richtige Zeitpunkt" für eine Veränderung gekommen.
Der Verein sieht das genauso. Der Zweite Vorsitzende des OFV, Sandro Michel, sagt: "Wir haben in der Vergangenheit sehr viel Wert auf die Förderung des Teamgedankens gelegt. Jetzt suchen wir einen Trainer, der in der Lage ist, die Mannschaft taktisch und spielerisch zu entwickeln." Man befinde sich diesbezüglich "in guten Gesprächen."
Noch-Trainer Jabiri ist es derweil wichtig, seinem noch zu bestimmenden Nachfolger ein bestelltes Feld zu überlassen. "In den ersten zwei Jahren war ich eigentlich nur damit beschäftigt, Aufbauarbeit zu leisten und den Spaß am Fußball wieder zu vermitteln", beschreibt der Übungsleiter seine anfängliche Basistätigkeit. Inzwischen sei das Team stabil, trete disziplinierter auf und obendrein gelinge Jahr für Jahr die Integration der eigenen Jugendspieler in den Herrenbereich.
Optimismus mit Blick auf die Zukunft
Jabiris Fazit: "Wir sind auf einem super Weg." Da passt es ins Bild, dass in der Pressemitteilung des Vereins zum anstehenden Trainerwechsel von einer "titelreifen Mannschaft" die Rede ist, auf die sich der künftige Coach freuen dürfe. Der Optimismus speist sich nach Meinung Jabiris aus der sehr guten Jugendarbeit, die seit vielen Jahren in Ochsenfurt geleistet werde und die auch zur neuen Saison wieder einige hoffnungsvolle Nachwuchskräfte in den Herrenbereich befördere. Ein Umstand, den auch Michel als Faustpfand betrachtet. Wenngleich er auf "den richtigen Mittelweg aus jungen und erfahrenen Kräften" als Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft verweist.
Die Aussichten scheinen recht gut. Warum möchte Kabil Jabiri, dessen Bruder Adam Torgarant des FC Schweinfurt 05 in der Regionalliga ist, die Früchte dann nicht selbst ernten? "Das ist eine berechtigte Frage", findet der 40-Jährige. Natürlich sei es eine Überlegung gewesen, erklärt er, "nochmal ein Jahr mitzunehmen". "Aber vielleicht bin ich auch einfach der klassische Krisen-Trainer", der Typ "Feuerwehrmann, der Mannschaften in kritischen Situationen übernimmt und stabilisiert", philosophiert der Trainer über seine Rolle. Ähnliches sei ihm schließlich auch schon bei seiner vorherigen Station in Mainbernheim gelungen. Dort, im Kitzinger oder auch im Würzburger Raum, sieht sich Jabiri künftig auch wieder als Trainer. "Gerne auch ein, zwei Ligen höher", betont der frischgebackene B-Lizenz-Inhaber. Er sei "Feuer und Flamme" für eine neue Aufgabe.
Auch bei einem möglichen neuen Verein wird es für Jabiri – unabhängig von der Liga – wieder darum gehen, die vorhandenen PS auf die Straße zu bringen. Das, was beim OFV, diesen Eindruck bestätigt er, in den letzten Jahren nicht vollends gelungen ist. "Die Mannschaft hat Schritte gemacht, aber für die ganz hohen Ziele war die Qualität einfach nicht ausreichend." Es hätten schlicht "Unterschiedsspieler" gefehlt.
Akteure wie beispielsweise der Ochsenfurter Philipp Schlarb, der über viele Jahre für Bayern Kitzingen, unter anderem in der Landesliga, kickte und aktuell eben dort für den FC Geesdorf am Ball ist. Ein Einheimischer, der neben fußballerischer Qualität auch Führungsstärke mitbrächte und andere mitreißen könnte. Ihn hatte Jabiri über die Jahre mehrfach versucht, als spielenden Co-Trainer zu gewinnen, war aber wegen Schlarbs höherklassiger Ambitionen stets gescheitert. Ein Beispiel, das Jabiri – unabhängig vom Fall Schlarb – zu einer aus seiner Sicht Grundsatzproblematik führt: "Viele umliegenden Ortschaften spielen höher als der OFV. Ich habe das Gefühl, in den kleineren Dörfern ist der Zusammenhalt und die Identifikation mit dem Verein einfach größer."
In Ochsenfurt sei das aber nicht das Problem, findet Michel und meint: "Wir haben ein sehr gutes Miteinander im Verein." Schritt für Schritt solle nun auch die fußballerische Entwicklung vorangetrieben werden. "Ich will mich nicht auf ein Zeitfenster festlegen. Aber es muss irgendwann schon unser Ziel sein aufzusteigen."