Drei Wochen ist es her, dass Bayern Kitzingen seine erste Mannschaft aus der Kreisliga zurückgezogen hat. Nachdem sich beim ehemaligen Landesligisten und inzwischen auch ehemaligen Kreisligisten weitere zwei Wochen zuvor Spielertrainer Tim Reiner und Sportleiter Erwin Klafke zurückgezogen hatten, war die Suche nach einem neuen Trainer gescheitert.
Burkhard Straßberger, der dritte Vorsitzender des Vereins, zieht Bilanz: "Alle Spieler vom Kader der ersten Mannschaft haben sich abgemeldet. Von diesen Spielern steht uns also keiner mehr zur Verfügung." Er hatte, als er gegenüber dieser Redaktion den Rückzug erklärte, Verständnis geäußert, falls Spieler sich mit einem Wechsel entscheiden würden, weiter höherklassig spielen zu wollen.
Einige Wechsel sind inzwischen von den aufnehmenden Vereinen bekannt gegeben worden: Der frühere Spielertrainer Tim Reiner hat sich dem SC Schwarzach in der Kreisliga angeschlossen, Tom Reiner und Marcel Geitz auch, Philip Schlarb ging in die Landesliga zum FC Geesdorf, Richard Maaß zum FV Ülkemspor Kitzingen.
Verwurzelte Eigengewächse der Gärtnervorstadt sind geblieben
Auch Julian Wald und Andreas Schmitt, die zum Würzburger FV gewechselt sind, haben den Verein verlassen. Wald ist dabei ein doppelter Verlust: Als gelernter Gärtner pflegte der 23-Jährige den Rasenplatz am Bleichwasen. Eine Aufgabe, für die die Verantwortlichen nun einen neuen Kümmerer finden müssen. Ebenso haben mehrere U-19-Spieler den Verein verlassen und sich Mannschaften im nahen Umkreis angeschlossen.
Geblieben sind einige, die oft zwischen der ersten und zweiten Mannschaft standen, wie Torhüter Julius Kümmel, die in der Bezirksliga und Kreisliga eingesetzten Nicklas Donaldson, Tim Kressmann und Christopher Lutsch sowie Timo Drenkard und Joel Weißenberger, die mit dem TSV Sulzfeld in der Kreisliga antraten. Sie eint, dass sie bereits in der Jugend für Bayern Kitzingen spielten – fest verwurzelte Eigengewächse der Gärtnervorstadt.
Trainiert wird das Team von Benjamin Brändlein. Als seine Spieler vom Rückzug aus der Kreisliga erfuhren, seien auch sie "geschockt" gewesen. "Das haben die Jungs gar nicht so einfach weggesteckt", stellte er in den Tagen danach fest. Doch sagt er inzwischen: "Für uns hat sich die Lage zum Positiven verändert."
Insgesamt 13 Jahre lang Jugend-Mannschaften trainiert
Quasi über Nacht von der zweiten zur ersten Mannschaft aufgestiegen zu sein, ergibt für den 33-Jährigen auch Vorteile. So müsse er sich nicht mehr danach richten, welche Spieler oder Plätze die erste Reihe für sich beansprucht. "Als zweite Garde musst du immer hinter der ersten zurücktreten", weiß Brändlein. Und genau das sei jetzt nicht so mehr.
Brändlein kommt aus Altenschönbach, hat mit Kumpels beim TSV Burghaslach angefangen, Fußball zu spielen. Vom FC Thüngfeld ging es für ihn in der Jugend zum FC Eintracht Bamberg und weiter ins Nachwuchsleistungszentrum der SpVgg Greuther Fürth. Mit 18 musste er seine Karriere aber beenden, da ihm Ärzte nach einer Verletzung geraten hatten, keinen Leistungssport mehr zu betreiben.
Somit stand er nicht mehr auf, sondern neben dem Feld: Mit 19 begann Brändlein Jugendmannschaften zu trainieren. Beim SV Oberscheinfeld (Lkr. Neustadt/Aisch-Bad Windsheim), beim TSV Abtswind und bei den Würzburger Kickers. "13 Jahre lang. Kitzingen ist als Trainer meine erste Station im Erwachsenenbereich", erklärt er. Diese trat er im Januar 2020 an.
Mit dem "Upgrade" von der zweiten auf die erste Mannschaft begann auch für Benjamin Brändlein ein neuer Abschnitt seiner Trainerlaufbahn. Die Saisonvorbereitung sei derzeit in vollem Gange. "Wir stehen jetzt natürlich mehr im Fokus. Die Spieler sind hochmotiviert, voller Power und Elan", berichtet er. Aber natürlich könne sich jeder noch verbessern.
Mannschaft erst mal festigen und ein Spielsystem entwickeln
Zwei Testspiele haben die Kitzinger gegen die SG Klein-/Großlangheim (3:1) und den TSV Albertshofen (4:1) gewonnen. An diesem Sonntag spielen sie noch mal gegen den TV 73 aus Würzburg, bevor die A-Klassen-Runde eine Woche später mit einem Heimspiel gegen den TSV Mainbernheim startet.
Brändlein wundert sich, dass seine Mannschaft die vergangene Saison auf dem vorletzten Platz beendete und somit gerade noch so in der A-Klasse blieb. "Der schwache Tabellenplatz ist für mich nicht nachvollziehbar, denn die Mannschaft hat Potenzial", sagt er. Im vergangenen Jahr hätten sich alle Spieler weiterentwickelt. Zudem stünden ihm jene, die immer mal bei der ersten Mannschaft aushalfen, nun durchgehend zur Verfügung.
Aber mit welchem Ziel treten die Kitzinger Bayern jetzt in der A-Klasse an? Gegner dürfen aus dem großen Namen in ihrer Liga zusätzliche Motivation ziehen. Für Brändlein gehe es darum, die Mannschaft erst mal zu festigen und ein gemeinsames Spielsystem zu entwickeln. Fortschritte dabei dürften sich dann wohl auch an den Ergebnissen ablesen lassen.