Vor zehn Jahren kickte der FC Geesdorf noch in der Kreisklasse. Ein halbes Dutzend Spieler hat den Aufstieg der ersten Mannschaft bis in die Fußball-Landesliga nicht nur begleitet, sondern war über lange Zeit maßgeblich daran beteiligt. Einige von ihnen, sogenannte "Eigengewächse" und ausgebildet in der Wiesentheider Jugend, sind inzwischen 30 oder älter geworden und wollen sportlich kürzertreten, berichtet Spielertrainer Jannik Feidel.
Was ein normaler Prozess ist, leitet in Geesdorf einen Umbruch ein. Eine neue Generation rückt nach, oft mit Spielern, die nicht mehr aus dem rund 380 Einwohner zählenden Dorf oder dessen direkter Umgebung kommen, sondern allenfalls aus dem Landkreis. Freilich ist es kein kompletter Bruch. "Sie werden ein Teil der Mannschaft bleiben, einige wollen weiter in der zweiten Mannschaft spielen", sagt Feidel. Doch das "Gesicht" der Mannschaft wird sich verändern.
Geesdorf holt eines der größten Sturmtalente im Landkreis
Mit Raphael Fuß nach Kleinrinderfeld und Torhüter Philipp Seufert zum SSV Kitzingen haben zwei Spieler den Verein bereits in der Winterpause verlassen. Auch noch nicht ausgeglichen seien die Abgänge von Vincent Held zum Fußball-Regionalligisten Aubstadt und Ibrima Saine nach Sulzfeld, zwei Angreifer, die den Klub im vergangenen Sommer wechselten.
Sechs Neue kommen deshalb zur nächsten Saison nach Geesdorf: Alexander Schmidbauer (SSV Kitzingen), Andreas Eisenmann (TSV Unterpleichfeld), Marius Wiederer (TSV Gochsheim), Marcel Solick und Florian Gaubitz (beide Bayern Kitzingen) sowie Torhüter Pascal Krämer (TSV Lengfeld). Bereits in der laufenden Winterpause ist Sandro de Candido (TSV Kleinrinderfeld) gekommen.
In Schmidbauer haben die Geesdorfer laut Feidel "eines der größten Offensivtalente im Landkreis in seinem Jahrgang" für sich gewinnen können. Der 23-Jährige erzielte für den SSV Kitzingen in den vergangenen vier Jahren in der Bezirks- und Kreisliga mehr als 60 Tore und will sich nun eine weitere Etage höher beweisen.
Bleiben wird Niclas Staudt, und das obwohl der TSV Großbardorf um ihn geworben hatte. "Er hat ihnen abgesagt", weiß Feidel, dass der 22-Jährige, der in der Jugend bei den Würzburger Kickers, Schweinfurt 05 und zwei Jahre lang im Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Nürnberg spielte, ihm über das Frühjahr hinaus zur Verfügung stehen wird.
Jannik Feidel will abwarten, wie sich die Lage entwickelt
Spätestens dann, hofft Feidel, wieder trainieren und spielen zu können. Für die laufende Saison hat er wenig Hoffnung, dass sie regulär beendet werden kann: "Es gibt wohl kaum noch eine Möglichkeit, die Saison bis zum 30. Juni zu Ende zu bringen." Er rechnet vor: Zehn Spiele müsse seine Mannschaft noch bestreiten, vier Wochen Zeit zur Vorbereitung müsste es nach einer derart langen Pause schon geben und zwei Wochen beanspruche die Relegation. Nach einem Lockdownende am 18. April seien es aber nur noch zehneinhalb Wochen bis zum Stichtag.
Ein Saisonabbruch und eine Wertung mittels Quotientenregel könnte er deshalb nachvollziehen, "wobei das für mich leicht zu sagen ist, weil es uns eigentlich nicht betreffen würde". Die Geesdorfer stehen in der Tabelle auf Platz sechs – nach oben und nach unten haben sie so viel Abstand, um davon auszugehen, weiterhin in der Landesliga anzutreten.
Deshalb habe er in den vorherigen zwei Wochen keine "Öffnungsschritte" beim Training unternommen, obwohl es die Inzidenz im Landkreis Kitzingen zugelassen hätte. Im ersten Lockdown habe Feidel das Gefühl gehabt, "etwas zu verpassen", wenn er als Trainer keinen Kontakt mit seinen Spielern gehabt habe. "Das hat sich inzwischen gelegt. Ich halte es für besser, erst einmal zu beobachten, wie sich die Lage entwickelt."