Landesligist FC Geesdorf wechselt den Trainer. Nach acht Jahren hört Hassan Rmeithi zum Saisonende auf. Sein Nachfolger am Federwasen steht mit Jannik Feidel bereits fest. Der 23-Jährige ist in dieser Saison noch spielender Co-Trainer von Rainer Zietsch bei den Würzburger Kickers II.
Zuvor trainierte er einige Nachwuchsmannschaften, darunter die U17-Junioren von Schweinfurt 05 in der Bayernliga und über zwei Jahre denselben Jahrgang bei Bayern Kitzingen, wo er mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr als18-Jähriger den Einstieg ins Trainerdasein feierte. Neben dem Fußball studiert der Escherndorfer an der Uni die Fächer Sport und Theologie auf Lehramt an Gymnasien. „Für mich war es eine logische Folge, dass ich Hand in Hand mit meinem Studium auch den Trainerschein mache“, sagt Feidel. Während seines Studiums war er zudem drei Jahre lang Übungsleiter der Sportförderklasse Fußball am Deutschhaus-Gymnasium in Würzburg.
Gegen den Ball trat der gebürtige Würzburger, der neben der deutschen auch die rumänische Staatsbürgerschaft besitzt, anfangs bei Nordheim und Sommerach. Früh zeigte sich sein Talent, so dass er nach Schweinfurt wechselte. Anschließend spielte Feidel in den Leistungszentren bei Carl-Zeiss Jena und Rot-Weiß Erfurt, kehrte aber zurück in die Heimat und verbrachte zwei Jahre beim Würzburger FV, bevor er 18-jährig in der Winterpause nach Kitzingen wechselte.
In fast drei Jahren am Bleichwasen absolvierte Feidel mehr als 80 Spiele in der ersten Mannschaft und erzielte 16 Tore. Während der Saison verließ er den Verein und schloss sich für ein halbes Jahr der TG Höchberg an. Es war nur eine kurze Station, denn in Schweinfurt ergab sich für ihn die Möglichkeit, nicht nur für die zweite Mannschaft zu spielen, sondern gleichzeitig die U 17-Junioren zu trainierten. Mit ihnen erreichte er auf einem gesicherten Mittelfeldplatz den Klassenerhalt in der Bayernliga. „Wir konnten uns mit großen Vereinen messen, in denen im Jugendbereich auf einen Topniveau gearbeitet wird“, blickt Feidel auf jenes Jahr zurück.
In dieser Kombination wäre er in Schweinfurt geblieben, da er für das Sportstudium auch eine gewisse Grundfitness brauche, doch meldeten die Schweinfurter ihre zweite Mannschaft zum Ende der letzten Saison ab. Daher nahm er das Angebot der Würzburger Kickers an, als spielender Co-Trainer der zweiten Mannschaft tätig zu sein. Für ihn der nächste Schritt: „Bei der Trainingsleitung habe ich schon einen recht großen Aufgabenbereich und kann aus erster Hand von einem erfahrenen Fußball-Lehrer lernen, wie er das Training und die Saison gestaltet.“
Mit dem Anruf aus Geesdorf bot sich für ihn die Gelegenheit, sich einer neuen Herausforderung zu stellen: „In der Landesliga habe ich als Spieler die meisten Spiele gemacht und traue mir zu, trotz meines Alters eine Mannschaft in dieser Liga zu führen.“ Ein entscheidender Punkt sei gewesen, dass er wieder selbstständig als Trainer arbeiten könne. „Das sehe ich als den nächsten Schritt für mich an. An dieser Aufgabe kann ich nur wachsen.“
Dabei muss er sich nicht auf Unbekanntes einlassen: „Natürlich interessiere ich mich besonders für die Geesdorfer, seit mein Bruder dort spielt. Ein paar Spiele von ihnen hatte ich mir zuvor schon angeschaut. Außerdem hatte ich bereits im letzten Sommer die Möglichkeit, als Spieler dorthin zu wechseln.“ Obwohl der Verein eher klein sei, könne er dort in einem sehr gut aufgestellten und strukturierten Umfeld arbeiten: „Das sind optimale Voraussetzungen, um den Weg fortzusetzen, den der Verein in den letzten acht Jahren mit Hassan eingeschlagen hat.“
Seinen drei Jahre jüngeren Bruder Fabio sieht Jannik in Geesdorf wieder. Während beide sowohl in Kitzingen als auch in Schweinfurt zusammenspielten, sind ihre Rollen nun unterschiedlich: Fabio als Spieler, Jannik als Trainer. Was erwartet er von dieser Konstellation, die es in Geesdorf schon bei seinem Vorgänger – Hassan spielt mit seinem jüngeren Bruder Mohamed zusammen – gibt? „Wenn Fabio nicht vorher mit den Verantwortlichen gesprochen hätte, ob er sich das überhaupt mit mir als Trainer vorstellen könnte, hätten sie wohl nicht bei mir angerufen. Wir haben auch zu Hause schon darüber gesprochen. Wir haben beide eine ähnliche Idee vom Fußball.“
Für Norbert Feidel wird es dagegen leichter, seine beiden Söhne auf dem Sportplatz zu sehen, dazu muss er sich ab der neuen Saison nur einen Termin am Wochenende reservieren. Beide erlebten ihn auch als Trainer. „Ich habe selbst neun Jahre unter ihm gespielt. Mit seiner Art, wie er mit Spielern umgeht, ist er für mich ein Vorbild“, sagt Jannik Feidel. Überhaupt spiele die Familie für ihn eine wichtige Rolle: „Letztlich muss ich alle meine Entscheidungen zwar selbst treffen, aber sie hat mich auf meinem Weg immer unterstützt und gefördert.“
Feidel möchte nicht nur sich selbst als Trainer entwickeln: „Es bereitet mir sehr große Freude zu sehen, wie Spieler wachsen. Als Spieler und noch mehr als Trainer denke ich viel darüber nach, wie wir unsere Möglichkeiten noch besser ausschöpfen können.“ Am liebsten sieht er seine Mannschaft im Ballbesitz mit einer aktiven Rolle: „Wenn wir den Ball kontrollieren, können wir uns Chancen zu erspielen. Gelingt es uns, den Ball flach nach vorne zu bringen, bieten sich viele Möglichkeiten an.“ Jedoch könne auch ein ganz anderer Weg zielführend sein. „Wenn der Ball ins Tor geht, war das in diesem Moment auch der richtige.“