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Fussball: Landesliga
Ein Wechsel mit Nebengeräuschen
In aller Stille hat Torjäger Vincent Held den FC Geesdorf in Richtung Regionalligist TSV Aubstadt verlassen. Warum der Wechsel trotzdem für viel Wirbel gesorgt hat.
Wechsel zu Regionalligist TSV Aubstadt: Vincent Held (vorne), hier in einer Partie des FC Geesdorf im Zweikampf mit Kevin Markert von der DJK Schwebenried-Schwemmelsbach.
Foto: Alexander Rausch | Wechsel zu Regionalligist TSV Aubstadt: Vincent Held (vorne), hier in einer Partie des FC Geesdorf im Zweikampf mit Kevin Markert von der DJK Schwebenried-Schwemmelsbach.
Steffen Forstner
 |  aktualisiert: 13.10.2020 02:10 Uhr

23 Tore hat Vincent Held in der laufenden Saison der Landesliga Nordwest für den FC Geesdorf erzielt. Bei nur 19 Einsätzen wohlgemerkt. Weitere Treffer werden jedoch nicht hinzukommen, denn der 21-jährige Goalgetter hat den FC während der Corona-Zwangspause verlassen und den Sprung zu Regionalligist TSV Aubstadt gewagt. Ein durchaus spektakulärer Transfer, von dem die breite Öffentlichkeit allerdings lange wenig mitbekam. Solange jedenfalls, bis Held für viele überraschend auf dem neuen Mannschaftsfoto der Grabfelder auftauchte. Es wird für die nächsten Monate das letzte Bilddokument von Held bleiben. Zumindest im Zusammenhang mit Fußball. Schließlich wird der Torjäger erst ab Januar 2021 für seinen neuen Klub spielberechtigt sein. Weil ihm Geesdorf  - wie im übrigen auch Helds Teamkollegen Niclas Staudt, der einen Transfer zum TSV Großbardorf in die Bayernliga anstrebte (aber nun weiter für Geesdorf spielen wird) - die Freigabe für den Wechsel verweigerte, darf Held in den kommenden Monaten nur auf dem Trainingsplatz sein Können zeigen. Zunutze machten sich die FC- Verantwortlichen dabei die besonderen Wechselregularien in Corona-Zeiten, wonach ein Spieler nur wechseln darf, wenn der abgebende Verein zustimmt.

Keine Freigabe von Geesdorf

Das eben taten die Geesdorfer im Fall Held nicht, stoßen ausgerechnet beim Leidtragenden selbst aber sogar auf Verständnis: „Ich kann nichts Schlechtes über Geesdorf sagen. Sie haben gesagt, dass sie in diesem Sommer niemanden gehen lassen. Ich wusste also, was passiert,“ erklärt Held. Hinter dem Geesdorfer Vorgehen steckte wohl auch die Hoffnung, dass ihr Torgarant zumindest noch bis Jahresende die Schuhe für das Team aus dem Wiesentheider Ortsteil schnürt. FC-Coach Jannik Feidel meint jedenfalls: „Ich hatte in den Gesprächen mit Vincent schon das Gefühl, dass er selbst unter den gegebenen Umständen gerne noch weiter bei uns gespielt hätte.“ Hat sich Held im Umkehrschluss also von den Aubstädtern für deren Zwecke instrumentalisieren lassen? Feidel sagt dazu: „Es ist vielleicht etwas hart. Aber man kann es schon so ausdrücken.“ Das Vorgehen seines Klubs rechtfertigt der Trainer indes: „Für uns war die Situation einfach schwierig. In Corona-Zeiten ist es in der Landesliga fast nicht möglich, Spieler zu verpflichten, die sofort weiterhelfen.“ Kein Klub gebe in diesen Zeiten Leistungsträger ab. Zudem habe man auch eine Verantwortung gegenüber den anderen Spielern im Kader, denen man es nur schwer verkaufen könne, einerseits einen Leistungsträger ziehen zu lassen und andererseits keinen adäquaten Ersatz zu verpflichten.

Unter dem Strich steht aber, dass Held trotz verweigerter Freigabe nicht mehr für Geesdorf auflaufen wird. Wäre es vor diesem Hintergrund nicht ein feiner Zug des FC gewesen, seinem Torschützen vom Dienst letztlich doch keine Steine in den Weg zu legen? Jannik Feidel sieht für ein Entgegenkommen seines Klubs keine Veranlassung, da sowohl die Aubstädter als auch Held selbst im Wechselwirrwarr keine glückliche Figur abgegeben und sich in ihren Aussagen teilweise widersprochen hätten. Das Streitobjekt selbst begründet seinen Verzicht auf einen zumindest kurzfristigen Verbleib in Geesdorf so: „Aubstadt hat seine Bedenken geäußert, dass Geesdorf mir im Januar erneut die Freigabe verweigern könnte. Das hätte bedeutet, dass ich erst zur neuen Saison wieder hätte spielen können. Wir haben uns dann gemeinsam darauf geeinigt, dass es so die beste Lösung ist,“ erläutert Held.

Vorerst nur Trainingsauftritte

Dass er sich beim neuen Klub damit vorerst nur im Training präsentieren kann , hält der 21-jährige Kitzinger indes für kein großes Problem: Er nutze die Zeit, um an der für die Regionalliga nötigen Körperlichkeit zu arbeiten und in den Übungseinheiten von erfahrenen Akteuren wie etwa Ex-Kickers-Angreifer Christopher Bieber zu lernen. „Ich weiß, was in der Regionalliga gefordert ist,“ sagt Held voller Überzeugung. Er spüre das volle Vertrauen der TSV-Verantwortlichen, die an ihn glaubten. „Natürlich ist der Respekt vor der Aufgabe groß, aber ich habe die letzten zwei Jahre gezeigt, was ich kann und damit scheinbar auch ein paar Leute überzeugt,“ so Held.

Beeindruckende Scorer-Zahlen

In der Tat sprechen die Zahlen für das Sturmtalent: Mit 27 Treffern in 23 Kreisliga-Partien für seinen Heimatverein SSV Kitzingen hatte sich Held in der Saison 2018/19 für ein Engagement in Geesdorf empfohlen. Dort ging seine Leistungskurve weiter so steil nach oben, dass er nun, nachdem er in der Landesliga nur rund ein halbes Jahr kickte, in der Regionalliga angekommen ist. „Ich will mich persönlich weiterentwickeln, so viel wie möglich von meinen Trainern und Mitspielern lernen, und dann natürlich auch das ein oder andere Tor schießen,“ benennt Vincent Held seine Ziele beim neuen Klub. Diese Treffer werden dem FC Geesdorf in Zukunft fehlen. „Klar, sein Abgang ist ein spürbarer Verlust für uns,“ sagt Coach Feidel. „Aber wir haben genug andere Waffen, die den Ball ebenfalls im Tor unterbringen können.“ Zum Abschied gibt der Übungsleiter seinem Ex-Spieler mit auf den Weg: „Vincent hat einen Riesentorabschluss. Wenn seine Mannschaftskollegen für ihn arbeiten und er in der Box Platz hat, dann kann er es auch in der Regionalliga packen.“

 
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