Am Sportheim des FC Geesdorf hängt ein Schild, das irgendwie zu Fußball-verrückten Wiesentheider Ortsteil passt. "Ein Tag ohne Fußball ist ein verlorener Tag", steht darauf. Seit einigen Tagen rollt der Ball wieder ziemlich oft im 380-Einwohner-Dorf, denn die Mannschaft von Spielertrainer Jannik Feidel bereitet sich auf die neue Saison vor. Dass der Fußball dort eine große Rolle spielt, hat Feidel gleich mitbekommen. "Bei meiner ersten Trainingseinheit 2019 hatten wir 40 Zuschauer", erzählt er. Auch diesmal schauten zum Auftakt einige Kiebitze vorbei.
Der 26-jährige, der Sport und Theologie für das Lehramt an Gymnasien studiert, ist nicht nur Spielertrainer. Jannik Feidel ist der Kopf, der Taktgeber, mit dem die Geesdorfer nun in das Abenteuer Bayernliga gehen werden. In der vierthöchsten Spielklasse ist der Klub angekommen, der seit 2009 fünf Aufstiege hinter sich hat. Feidel führte die Arbeit seines Vorgängers Hassan Rmeithi fort, der Geesdorf bis 2019 mit vielen Eigengewächsen in acht Spielzeiten von der Kreisklasse bis in die Landesliga führte.
Feidel schätzt das familiäre Umfeld beim FC Geesdorf
Jannik Feidel entwickelte das Ganze nach einem Umbruch ehrgeizig und erfolgreich weiter. Die Vereinsführung um Vorstand Harald Kober vertraut ihm. "Sie sind extrem offen, auch für Neues. Dazu haben sie eine sehr hohe Kompetenz, das erleichtert das Arbeiten ungemein", beschreibt es der angehende Lehrer, der sich demnächst für den Trainer-A-Schein anmelden möchte.
Der Spielertrainer schätzt das Ganze, das familiäre Umfeld, in dem große Euphorie herrscht. "Wir sind definitiv der kleinste Klub und Ort in der Bayernliga. Obwohl wir klein sind, gibt es hier unglaublich viele helfenden Hände." Man kennt sich eben, es wird mit angepackt, wenn nötig.
Das große Geld gibt es in Geesdorf nicht, Spielertrainer Feidel, der zuvor bei den Würzburger Kickers und beim FC Schweinfurt 05 in der U23 kickte, setzt auf junge Talente, die dort nicht so zum Zug kamen. "Wir versuchen, talentierten Spielern aus dem Umkreis eine Plattform zu bieten. Sie wissen, dass sie sich hier in Ruhe entwickeln können", nennt er die Philosophie, die zuletzt klappte.
Zur neuen Runde hat der FC Geesdorf 12 Neuzugänge, von denen die Hälfte noch keine 20 Jahre alt ist. Mit Maximilian Kaiser, Christian Kuhn, Jonas Münzberg und Noah Vasilev kam ein Quartett aus der U19 der Würzburger Kickers. Dazu gesellten sich mit Kai Bäuerlein, Tom Hofmann und Kazim Yavasoglu drei weitere im gleichen Alter. "Ich traue ihnen allen zu, den Sprung zu schaffen. Sonst hätten wir sie nicht geholt", sagt Spielertrainer Jannik Feidel über die jungen Neulinge.
Geesdorf hat drei neue Torhüter
Etwas erfahrener sind da schon Yasir Aldijawi (22), Joel Flores Vega (20), Torwart Maximilian Humpenöder (23), und der vom Oberligisten VfL Halle verpflichteten Linus Lorenz (27). Lorenz kickte einst in Unterhaching in der Jugend und ist als Linksfuß auf vielen Positionen einsetzbar. Neu sind mit Marcel Weid (29) und Robert Leipold (26) auch zwei weitere Torleute.
Sieben Abgänge, darunter vor allem der letztjährige Kapitän Felix Lehrmann und Niclas Staudt, gilt es, zu ersetzen. "Wir haben schon einen gewissen Stamm, der geblieben ist", so Jannik Feidel. Der 26-jährige verweist auf seinen jüngeren Bruder Fabio, Philipp Schlarb, Simon Weiglein, Marius Wiederer oder Paul Häfner. Auch Timo Eisenmann zählte im Vorjahr zu den Leistungsträgern. Die zentrale Figur auf dem Platz nimmt er als Spielertrainer selbst ein. Feidel ist einer der wenigen in der Bayernliga, der diese Doppelfunktion bekleidet.
Eine wichtige Rolle soll auch wieder Vincent Held spielen. Die Tore des zentralen Angreifers, den Feidel zu den besten Stürmern im Umkreis zählt, dürfte der FC Geesdorf brauchen. Doch der 23-jährige Kitzinger war in der Vorbereitung noch nicht richtig fit. Feidel hält seinen verfügbaren Kader für groß genug, es gelte, möglichst schnell zu einer Einheit zu wachsen, meint er.
In der Bayernliga erwartet Jannik Feidel eine höhere Intensität in den Spielen, mehr Qualität bei den Gegnern, sowie auch körperlich starke Mannschaften. Hinzu kämen die teils ungewohnt langen Auswärtsfahrten. "Das ist nicht zu unterschätzen. nach zwei Stunden Fahrt musst du erst einmal Leistung bringen."
Derby gegen den TSV Abtswind am zweiten Spieltag
Welche Rolle sein FC Geesdorf in der neuen Etage einnehmen dürfte, ist dem Spielertrainer bewusst. "Natürlich sind wir klarer Außenseiter. Wir müssen die gute Saison vom letzten Jahr erst bestätigen." Die Premiere steigt gegen Bayern Hof zuhause. Danach steht gleich das von vielen in der Umgebung heiß erwartete Derby beim fünf Kilometer entfernten Lokalrivalen TSV Abtswind an. "Leider ist es für uns zuerst auswärts. Das Spiel wäre Mitte der Runde besser gewesen, damit man richtig auf das Spiel hin fiebern kann", bekennt Feidel. Das werden viele im Fußballverrückten Geesdorf ausnahmsweise einmal anders sehen, als er.