Anfang dieser Woche hat der TSV Abtswind in der Fußball-Bayernliga auf eine Serie von elf sieglosen Spielen reagiert: Trainer Mario Schindler musste gehen. Von seiner Entlassung erfuhr der 42-Jährige auf einer Geschäftsreise in Brasilien. Sein Nachfolger steht bereits fest: Uwe Neunsinger (48), der sich auskennt in der Bayernliga. Im Interview räumt Abtswinds Teammanager Christoph Mix mit manchem Vorwurf auf und legt den Weg des Vereins zur Entscheidungsfindung detailreich offen.
Christoph Mix: Wir saßen – genau wie damals – zusammen und haben das gemeinsam entschieden. Zu Skarabela hatten sich noch einige Spieler geäußert, aber wir hätten das damals auch ohne deren Zutun so entschieden. Diesmal hat kein einziger Spieler auch nur einen Ton gesagt, und doch gab es mehrere Gründe für die Entlassung.
Mix: Nein, aber warum wird das Thema Skarabela dann noch einmal aufgegriffen?
Mix: Man muss sich doch nur die Ergebnisse anschauen. Wir standen in der Winterpause schon mal an erster Stelle – und haben dann den Aufstieg verspielt. Bei Skarabela war es wieder so: wichtige Spiele verloren, Unentschieden gegen den Tabellenletzten. Wir sahen unsere Felle wegschwimmen. Dass es anders geht, sah man ja daran, dass Thorsten Götzelmann sie uns gerettet hat, als er von Skarabela den Posten übernommen hatte. Wir haben nur noch gewonnen – das war im vergangenen Sommer unser Aufstieg.
Mix: Schon diese Formulierung „Der Klub hatte über Sportleiter Thorsten Götzelmann ausrichten lassen, man werde sich beratschlagen.“ Das klingt so, als wäre er unser Botschafter oder Überbringer schlechter Nachrichten. Thorsten wurde von Ihrer Redaktion gefragt, und daraufhin sagte er seine Meinung.
Mix: Aber das hört sich an, als hätten wir ihn dazu genötigt, etwas zu überbringen.
Mix: Gut. Sie schreiben weiter: „Was der Klub Schindler konkret vorwirft, geht aus der Online-Meldung nicht hervor.“ Daraus geht, wie ich meine, genug hervor. Und noch etwas: Wir gaben keinerlei Zusicherung, ihn bis zur Rückkehr von seiner Reise auf seinem Posten zu belassen. Am Montag vor seiner Abreise hatten wir mit ihm ein Gespräch. Und an diesem Abend erfuhren wir, dass er vier Tage später geschäftlich für zwei Wochen nach Brasilien muss. Das Freitags-Training konnte er also schon nicht mehr machen.
Mix: Nein. Er meinte uns gegenüber, sein Chef habe das kurzfristig so angewiesen.
Mix: . . . gab es nicht. Wir hatten uns innerhalb des Vereins darauf verständigt, das Spiel an diesem Samstag in Großbardorf abzuwarten und erst danach eine Entscheidung zu treffen. Aber dann haben sich in den vergangenen Tagen immer mehr Leute gerührt, und es sind einige andere Dinge passiert.
Mix: Nach unserem schlechten Spiel in Vilzing Anfang Oktober wurde das erste Training unter der Woche abgesagt. Dann sollte am spielfreien Wochenende trainiert werden, das fand auch nicht statt, weil der Co-Trainer in Berlin war. Thorsten Götzelmann hätte sich sicherlich zur Verfügung gestellt, aber er wurde nicht gefragt. Wenn man so schlecht steht, muss doch der Trainer alle Hebel in Bewegung setzen. Wir haben uns gewundert, dass am spielfreien Wochenende kein Testspiel ausgemacht wurde. Aber dann hieß es, einige Spieler seien verletzt, andere hatten sich rechtzeitig Urlaub genommen. Wenn man das alles sieht und von vielen Seiten hört, dass so etwas in der Bayernliga eigentlich nicht geht, müssen wir im Verein uns hinterfragen. Das haben wir getan.
Mix: Er hat Familie, zwei kleine Kinder, dafür hatten wir Verständnis. Er war auch beim Training einige Male nicht da – aus geschäftlichen Gründen. Er hat halt einen Job, für den er viel unterwegs ist. Alles in Ordnung, Beruf geht vor. Aber wir mussten uns irgendwann die Frage stellen: Kann er beides noch miteinander vereinbaren?
Mix: Glaube ich nicht. Thorsten Götzelmann war auch der Meinung, wir sollten mit einer Entscheidung noch warten. Wir hatten ja immer gute Gespräche.
Mix: Dass das natürlich nicht zusammenpasst, klar. Aber dann gibt es andere Leute, die auch was von Fußball verstehen und die meinen: Was kann der Trainer dafür, wenn die Stürmer nicht treffen?
Mix: Richtig. Irgendwann gehen die Argumente aus, und das war jetzt der Fall.
Mix: Die Stimmung ist in meinen Augen gut. Ich habe nichts Gegenteiliges vernommen. Auch unser Kapitän Michael Herrmann sagt das. Er lässt gar nichts über die Mannschaft kommen. Aber klar: Erfolge braucht man auch.
Mix: Zu der angeblich „missglückten Transferpolitik“, wie es in Ihrem Artikel hieß, wollte ich auch noch etwas sagen. Mario war da total eingebunden, diese Politik hat er mit gestaltet. Bei einigen Transfers war er sogar der Treiber.
Mix: Ja, das ist üppig. Aber von diesen 28 haben uns drei verlassen, zwei kamen wieder dazu – und unter diesen jetzt 26 sind Spieler wie Jona Riedel, dem wir weiter die Chance geben wollen, in die Bayernliga hineinzuschnuppern. Roman Hartleb ist nach seinem Kreuzbandriss immer noch nicht zurück, ein Frank Hartlehnert war länger als ein Jahr weg, Michael Herrmann und Marcel Ruft fehlten ebenfalls für längere Zeit. Wir haben noch verzweifelt nach einem Stürmer gesucht.
Mix: Die letzten drei, vier Spiele kamen uns Zweifel. Ich war bei den Ansprachen in der Kabine nicht dabei, aber was ich gehört habe, war: Seine Ansprachen vor dem Spiel seien super gewesen. Aber das nützt ja am Ende nichts. Wir haben es uns nicht leicht gemacht, hatten großes Vertrauen in Mario und elf Spiele ohne Sieg abgewartet.
Mix: Wir haben aus der vergangenen Saison sicherlich einiges mitgenommen, aber was mir schon in unseren ersten Spielen auffiel: Wir hatten ein Problem mit dem Toreschießen. Max Hillenbrand, unser bester Torschütze des ersten Bayernliga-Jahres, arbeitet nun im Schichtbetrieb, er kann nicht mehr so häufig trainieren. Das merkt man. Auch Adi Dußler kam nicht in Form. Wenn die Treffsicherheit fehlt, wirkt sich das auf die gesamte Mannschaft aus.
Mix: Er hat Erfahrung in höheren Ligen, weiß, wie man in einer solchen Situation den Karren aus dem Dreck zieht, er hat eine gute Ansprache, ich war in dieser Woche bei einer dabei, mit der er die Spieler auch begeistern konnte. Mir haben auch einige Trainer aus Landes- und Bayernliga mitgeteilt, dass er uns in dieser Situation am ehesten hilft.
Mix: Nein, die haben wir nicht ausgeblendet, sondern eingehend besprochen, wir sind uns einig, dass wir solche Sachen durch gute Organisation vermeiden können – etwa dadurch, dass ein Trainer nicht gleichzeitig der Teammanager ist, sondern sich ganz auf seinen Aufgabenbereich konzentrieren kann.