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Fußball
"Müssen hier nicht zusperren": Warum für den TSV Sulzfeld fünf Abstiege in 15 Jahren nicht das Ende der Fußball-Welt bedeuten
2009 spielten die Sulzfelder noch in der Fußball-Landesliga. Nächste Saison in der A-Klasse. Verantwortlich dafür ist ein konsequenter Kurswechsel im Klub.
Benjamin Krumpholz weiß: 'Es muss sich etwas ändern' beim TSV Sulzfeld.
Foto: Johannes Kiefer | Benjamin Krumpholz weiß: "Es muss sich etwas ändern" beim TSV Sulzfeld.
Steffen Forstner
 |  aktualisiert: 20.07.2024 02:40 Uhr

Fast 25 Jahre ist es her, dass der TSV Sulzfeld mit dem Aufstieg in die Fußball-Landesliga seine sportliche Blütezeit erlebte. Der Sprung auf Verbandsebene gelang im Jahr 2000, anschließend spielte der Verein mit einer zweijährigen Unterbrechung insgesamt sieben Jahre in der Landesliga und war in dieser Zeit eine große Nummer im Fußball-Landkreis Kitzingen.

Bis mit dem Abstieg aus der sechsthöchsten deutschen Spielklasse im Jahr 2009 eine Abwärtsspirale einsetzte, deren Ausmaß damals noch gar nicht abzusehen war. Nachdem er im Mai dieses Jahres in der Kreisklassen-Relegation am SSV Kitzingen II (0:2) scheiterte, spielt der TSV Sulzfeld heute in der A-Klasse – nach fünf Abstiegen in den vergangenen 15 Jahren.

Veränderter Zeitgeist ein Erklärungsansatz

Was also ist in dieser Zeit schiefgelaufen beim einstigen Fußball-Aushängeschild im Kitzinger Raum? "Der Fußball von heute ist nicht mehr mit dem aus den 2000er-Jahren zu vergleichen", sieht der langjährige Sulzfelder Fußball-Abteilungsleiter Benjamin Krumpholz einen Erklärungsansatz im veränderten Zeitgeist.

Zu Landesliga-Zeiten habe man vielleicht zwei oder drei waschechte Sulzfelder im Kader gehabt, mittlerweile bestehe der Großteil des Aufgebots aus Einheimischen. Ein Kurswechsel, den die TSV-Verantwortlichen über die Jahre ganz bewusst vollzogen. Statt auf mitunter nicht ganz preisgünstige regionale Fußball-Größen setzt der Verein inzwischen konsequent auf die Entwicklung des eigenen Nachwuchses.

Mit Ausnahme der in diesem Jahr nicht existierenden U 17 sind alle Junioren-Altersklassen besetzt. Dass die Maustaler im Männerbereich ebenfalls gleich drei eigene Mannschaften stellen können, bezeichnet Krumpholz als "Resultat der jahrzehntelangen, hervorragenden Jugendarbeit" im Verein.

"Ist es für einen Dorfverein wirklich entscheidend, ob er in der Kreisklasse oder A-Klasse spielt?"
Benjamin Krumpholz, TSV Sulzfeld

Die Schattenseite der Philosophie: die sportliche Qualität kann auf Dauer mit überwiegend einheimischen Spielern nur schwer gehalten werden, erst recht für höhere Ligen. Das wurde den Sulzfeldern in den vergangenen Jahren sportlich zum Verhängnis, wird aber von den Verantwortlichen in Kauf genommen.

"Natürlich sind wir mit dem Abstieg aus der Kreisklasse an einem Tiefpunkt angekommen. Aber ist es für einen Dorfverein wirklich entscheidend, ob er in der Kreisklasse oder A-Klasse spielt?", fragt Benjamin Krumpholz. Hauptziel sei es schließlich, die zahlreichen Eigengewächse dauerhaft an den Verein zu binden.

Philipp Mengler folgt auf Benjamin Krumpholz

Ihm sei bewusst, dass mancher Beobachter mit Blick auf den vermeintlichen Niedergang des TSV Sulzfeld Schadenfreude empfinde. "Aber wir müssen hier nicht das Sportheim zusperren, das wäre für mich ein Niedergang", sagt Krumpholz, der sein Amt mit Ablauf der vergangenen Saison niedergelegt hat.

Mit dem sportlichen Abschneiden habe das allerdings nichts zu tun, versichert der 37-Jährige. Die Entscheidung, die bereits zu Jahresbeginn gefallen sei, hätte auch im Fall des Klassenerhalts Bestand gehabt. "Es muss sich etwas ändern", weiß Krumpholz, der vor allem zeitlich den Aufwand nicht mehr stemmen könne, da er mit seiner Familie in Ebelsbach (Lkr. Haßberge) lebe und an einer Realschule in Haßfurt als Lehrer unterrichte.

Philipp Mengler (Archivbild von Juli 2018) übernimmt den Posten des Fußball-Abteilungsleiters beim TSV Sulzfeld. 
Foto: Christian Lauck | Philipp Mengler (Archivbild von Juli 2018) übernimmt den Posten des Fußball-Abteilungsleiters beim TSV Sulzfeld. 

Er könne sich zwar vorstellen, irgendwann wieder eine Funktion im Fußball zu übernehmen, in Sulzfeld übergibt Krumpholz aber nun die Verantwortung mit Philipp Mengler an einen, der alleine schon räumlich näher an der Mannschaft ist.

Passend dazu sagt der 24-jährige Segnitzer, der seit dem Kindesalter in Sulzfeld Fußball spielt: "Die Spieler brauchen einen Ansprechpartner vor Ort." Obwohl die Aufgabe für ihn Neuland sei, empfinde Mengler "Vorfreude" auf die Herausforderung und wolle gemeinsam mit allen Beteiligten "nach vorne kommen". Kurzfristig bedeute das, in der A-Klasse "vorne mitzuspielen". Mittel- bis langfristig sei "irgendwann wieder die Kreisliga das höchste der Gefühle" für den Klub, so Mengler.

 
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