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Fußball-Relegation, Aufstieg/Verbleib Bezirksliga
Sulzfeld steigt ab und beendet eine Ära
Von unserem Redaktionsmitglied Eike Lenz
 |  aktualisiert: 16.11.2015 16:07 Uhr

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Andreas Süßmeier war dreizehn Jahre jung, als der TSV Sulzfeld von der Kreisliga in die Bezirksliga aufstieg und zu einem Höhenflug ansetzte, der den Klub bis in die Landesliga führte. Er war Fan dieses Vereins und ist es bis heute. Inzwischen ist er 32 und Sulzfelds Trainer. Als solcher steht ihm nun mit seiner Mannschaft ein schmerzlicher Gang bevor: Nach einer 1:3 (1:0)-Niederlage am Dienstagabend gegen den TSV Unterpleichfeld steigt der Klub dorthin ab, von wo aus er 1994 aufgebrochen war.

Damit setzt sich der Zyklus des schleichenden Niedergangs fort: 2009 der Abstieg aus der Landesliga, 2011 Abstieg aus der Bezirksoberliga, 2013 Abstieg aus der Bezirksliga. Die Sulzfelder hatten vor 800 Zuschauern in Stadtschwarzach zur Pause mit 1:0 geführt, aber sie waren nicht mehr in der Lage, im zweiten Durchgang auf den Ausgleich Unterpleichfelds zu reagieren. Unterpleichfeld steht vor der Rückkehr in die Bezirksliga und muss nächsten Samstag in Altfeld den BSC Schweinheim besiegen, um den vier Jahre zuvor erlittenen Abstieg zu korrigieren.

Neun Tage hatten sie ausgeharrt in Tatenlosigkeit, neun Tage Warten seit dem Ende der regulären Runde unter einem wolkenverhangenen Himmel, das geplante erste Treffen am vergangenen Samstag war abgesagt worden: zu nass, zu kühl, zu dreckig. Und am zehnten Tage lächelte die Sonne über Stadtschwarzach, dem gemeinsamen Schicksalsort. Endlich konnte es losgehen, endlich durften sie die Fesseln abstreifen, und die Unterpleichfelder übten sich nicht lange in Diplomatie.

Kaum dass angepfiffen war, fielen sie über ihren Gegner her, der verblüfft zu sein schien über diese Wucht und Angriffslust und sich vor lauter Nervosität kaum zu befreien wusste. Fast zwanzig Minuten ging das so. Erst als Manuel Örtel aus zwölf Metern einen Schreckschuss aufs Sulzfelder Tor abgegeben hatte, fassten die Sulzfelder mehr Mut und Zutrauen in das eigene Spiel.

Doch Unterpleichfeld blieb aufgeweckter, war präsenter, das zeigte sich besonders in den Zweikämpfen. Wie verbissen, wie aggressiv das Team seine Chance suchte, das hatte kämpferische Klasse in der ersten Hälfte, die ansonsten nur ganz rare Höhepunkte streute. Ein Kopfball Steffen Amlings nach Flanke des flinken Marcial Weisenseel über das Tor (33.) – und dann der einzige Treffer. Niklas Pfarr hatte zunächst einen Freistoß aus zwanzig Metern in die Weiten des Raumes geschossen. Aber gleich in der nächsten Aktion war der Sulzfelder wieder hellwach. Er fing den Ball vor dem Unterpleichfelder Tor ab, lief noch ein paar Meter und schloss flach von halblinker Position ab. War dies eine Minute vor der Halbzeit der Wachrüttler, den die Sulzfelder so dringend gebraucht hatten?

Die gefürchtete Unterpleichfelder Offensive hatten sie im ersten Durchgang ja gut im Griff gehabt. Aber wo blieb der Druck nach vorne, wo blieb das Tempo – außer in dieser einzigen Szene, die ihnen prompt die Führung beschert hatte? Vielleicht hatten sie das Risiko etwas zu sehr gescheut. In der zweiten Hälfte griffen sie endlich beherzter an. Jetzt waren sie mit dem Selbstbewusstsein aufgeladen, das für ein „Endspiel“ dieser Art geboten erscheint. Jossef Jabiri setzte einen Eckball Manuel Sulz' direkt auf den Torwart (51.). Die Sulzfelder hatten auch Glück: etwa beim Angriffszug Unterpleichfelds über Frank Salwiczek, der den Ball von links vors Tor schaufelte, wo der vormalige Sulzfelder Örtel den Ball aus nächster Nähe wider den Pfo-sten trat.

Was Unterpleichfeld aus dem Spiel heraus nicht schaffte, das gelang aus einer ruhenden Situation. Nach einer Ecke Salwiczeks war Amling mit dem Kopf zur Stelle, und es hieß 1:1 (68.). Dieser Treffer war zu viel für Sulzfeld, er war ein herber Rückschlag für eine Mannschaft, die ohnehin nervös gestartet war und Probleme hatte, ihre Linie zu finden. Nun kippten die Verhältnisse wieder – diesmal endgültig. Unterpleichfeld suchte die Entscheidung – und fand sie in einer erneuten Standardsituation: Nach einem Freistoß Frank Salwiczeks segelte der Ball an allen vorbei – bis ins Tor (77.). Der Kreisligist hatte das Spiel gedreht und blieb auch in der Folge die agilere Elf.

Dominik Oßwald hätte nur zwei Minuten später die Sache klar machen müssen, sein Flachschuss ging knapp am Tor vorbei. Was er verpasst hatte, erledigte Daniel Pfeuffer. Kurz zuvor eingewechselt, bugsierte er den abgeprallten Ball ins Netz (85.). Er schoss Unterpleichfeld ganz nah an die Bezirksliga – und Sulzfeld in ein Tal der Tränen. Die Mannschaft hatte in dieser Partie nicht die Qualität, um sich weiter für die Bezirksliga zu qualifizieren.

Die Statistik zum Spiel

TSV Sulzfeld – TSV Unterpleichfeld 1:3 (1:0)

Sulzfeld: Benjamin Krumpholz; Jan Krämer, Sven Michel, Daniel Keßler, Manuel Sulz, Markus Spahn (18. Sebastian Singer), Christopher Voit, Peter Zay (52. Daniel Hack), Jossef Jabiri (60. Steffen Zehnder), Niklas Pfarr.

Unterpleichfeld: Stefan Kraus; Bastian Weidinger (66. Martin Markowski), Nino Wagner, Florian Schyroki, Matthias Schömig, Johannes Göbel (70. Lukas Franke), Steffen Amling, Dominik Oßwald, Frank Salwiczek (82. Daniel Pfeuffer), Marcial Weisenseel, Manuel Örtel.

Schiedsrichter: Björn Söllner (Aidhausen).

Zuschauer: 800 (in Stadtschwarzach).

Gelbe Karten: Jabiri; Amling.

Rote Karten: Pfarr (Sulzfeld, 88., grobes Foulspiel).

Tore: 1:0 Niklas Pfarr (45.), 1:1 Steffen Amling (68.), 1:2 Frank Salwiczek (77.), 1:3 Daniel Pfeuffer (85.).

 
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  • L. Z.
    Warum macht man sich überhaupt die Mühe, Reporter zu Spielen zu schicken, wenn die sich dann offenbar große Teile des Berichts einfach irgendwie zusammenreimen? Klar, man kann ohne Wiederholungen mal etwas verpassen oder Spieler verwechseln doch in letzter Zeit habe ich beim Lesen solcher Berichte zu Spielen, die ich selbst besucht habe, oft das Gefühl, der Reporter muss an einem anderen Sportplatz gestanden haben.
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