
Die Zeiten, in denen Frieder Dollinger Kitzingen zu einer guten Adresse des Amateurboxens in Bayern gemacht hatte, sind längst vorbei. Doch arbeiten die Verantwortlichen der Boxabteilung des Kraftsportvereins (KSV) Kitzingen mit Abteilungsleiter Oliver Barth, seiner Stellvertreterin Sarah Heine sowie den Trainern Tanja Sabroda und Chris Popp daran, neuen Schwung in die Abteilung zu bringen. "Der Aufwand passt nicht zum Ertrag", findet Barth, wird mit seinen Mitstreitern aber nicht müde, Kitzingens Boxerinnen und Boxer zu fördern.
Barth gehört dem KSV schon seit 32 Jahren an und boxte auch selbst, doch die Arbeit verhinderte damals eine nennenswerte Laufbahn oder den Erwerb eines Trainerscheins. Deswegen spannte ihn Dollinger als Trainingsaufsicht ein. Seit 15 Jahren kümmert sich der 53-jährige Volkacher nun schon montags und mittwochs um die Trainierenden.
Boxabteilung des KSV Kitzingen ist eine der größten in Unterfranken
Zudem absolvierte er die Ausbildung als Zeitnehmer und engagiert sich dadurch bei Boxveranstaltungen in der Region. Barth ist sich allerdings ebenso bewusst, dass rund 80 Prozent der Trainierenden keine Boxkämpfe bestritten, sondern den Sport mehr für die eigene Fitness nutzen würden. Das trägt dazu bei, dass die Boxabteilung im KSV auch heute noch rund 200 Mitglieder zählt und somit eine der größten in Unterfranken ist.
Trainerin Tanja Sabroda nimmt sich in dieser vor allem dem Nachwuchs. Ein Kind der 45-Jährigen war einst nach einer Ferienpassaktion beim KSV gelandet, sie fand ebenfalls Gefallen an den Fitnesseinheiten des Klubs. Dann "hat mich der Frieder zum Trainerschein gedrängelt", sagt die Großlangheimerin. Sie trainiert montags und mittwochs mit den Kindern und bereitet sie darauf vor, vielleicht auch mal in den Boxring zu steigen.
Vom Kitzinger Nachwuchs haben derzeit aber nur Arthur Pabst und Moritz Hemm einer Pass als Boxer. Hemm stieg kürzlich bei der Frankenmeisterschaft in den Ring und darf sich nun Vizemeister nennen. Bei den Erwachsenen gibt es zwei Männer und mit der 18-jährigen Sumeja Besic ebenfalls eine motivierte Frau bei den Aktiven.
Durch die Corona-Pause hat sich die Trainingsbeteiligung halbiert
"Natürlich war es wegen der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie ruhig bei uns geworden, da Training und Wettkämpfe nicht möglich waren", meint Sabroda. In der Zeit vor Corona hätten sich bis zu 25 Kinder und Erwachsene im Boxcenter im Untergeschoss der Florian-Geyer-Halle getummelt, derzeit bewege sich die Trainingsbeteiligung auf ungefähr halbem Niveau. Aber davon lässt sich Sabroda nicht entmutigen.
Im 1994 eingeweihten Kitzinger Boxcenter, dem Werk vom "Übervater" der KSV-Boxer, Frieder Dollinger, findet die Boxabteilung beste Bedingungen vor. Dort gingen die Murat-Brüder ihre ersten Schritte als Boxer, Karo Murat wurde später als Profi sogar Europameister im Supermittelgewicht und brachte es im Boxverband IBF zum WM-Herausforderer im Halbschwergewicht.
Nach Dollingers Tod 2013 trat Maik Dressler dessen Nachfolge an. Er führte Dollingers Lebenswerk weiter, stabilisierte die Abteilung und rief 2014 das Frieder-Dollinger-Gedächtnisturnier ins Leben. Vor zwei Jahren stellte Dressler sein Amt zur Verfügung, Barth folgte auf ihn. "Die Boxer und Fitnesssportler sind es wert", sagte sich Barth und nahm diese Herausforderung an.
Boxerinnen und Boxer planen im Herbst auch Sparringsveranstaltung
Einer aus der alten Garde der KSV-Boxer ist Richard Hilgert, der schon seit einer gefühlten Ewigkeit die KSV-Fahnen hochhält. Er war einst so schlagstark, dass sich kaum Gegner für ihn fanden, und auch seine beiden Söhne Enrico und Richard boxten beide im Amateur- und Profi-Lager. Der 65-Jährige aus Unterickelsheim fungiert seit 22 Jahren als Kampfrichter und hat bis heute Freude daran, junge Boxerinnen und Boxer zu lenken und zu bewerten.
Nachdem die Corona-Beschränkungen weitgehend aufgehoben wurden, veranstalten Barth und seine Mitstreiter an diesem Samstag, 30. April, ab 13 Uhr im Boxcenter wieder eine Sparringsveranstaltung. Der Abteilungsleiter hofft, mit dieser und weiteren Veranstaltungen, das Boxen in Kitzingen wieder mehr in den Fokus zu rücken. 55 Teilnehmende aus acht Vereinen seien angemeldet, geplant seien rund 20 Kämpfe, informiert Barth: "Wir kämpfen ohne Wertung, es geht darum, dass Anfängerinnen und Anfänger Erfahrung im Ring bekommen."
In diesem Herbst planen die KSV-Verantwortlichen auch, das Frieder-Dollinger-Gedächtnisturnier wieder zu organisieren. Wer Interesse am Training und Boxen hat, könne jederzeit zu den Trainingszeiten im Boxcenter vorbeischauen, betont Barth. Kinder trainieren montags und mittwochs von 17 bis 18.30 Uhr, Frauen freitags von 17 bis 18.30 Uhr und Erwachsene können von montags bis donnerstags von 18.30 bis 20 Uhr trainieren.