Es war ein tragischer Schlussakt für die Reserve des TSV Lohr in der Handball-Bezirksoberliga. Obwohl sie mit 26:22 (11:12) gegen die HSG Mainfranken gewann und dabei einen Rückstand gedreht hatte, standen Spieler und Trainer in Kitzingen mit leeren Händen dar.
Die Ausgangslage hatte sich vor dem Saisonfinale komplett gewandelt, weil Waldbüttelbrunn II zwölf Punkte zugunsten der Gegner aberkannt worden waren, da die DJK einen Spieler eingesetzt hatte, der sich jeweils zuvor in der Dritten Liga festgespielt hatte. Nicht Waldbüttelbrunn II und auch nicht Lohr II, das am Donnerstag sein Nachholspiel gegen Rimpar II verloren hatte, sondern der SV Michelfeld stand in der Tabelle vorne, so dass den Lohrer Handballern am letzten Spieltag nur die Verfolgerrolle blieb – mit der Hoffnung, dass Michelfeld in Schweinfurt patzt.
Zunächst musste aber auch Lohr einem Rückstand nachlaufen. Die gastgebende HSG spielte eine gute erste Hälfte, über 3:1 und 9:6 führte sie durchgängig und gingen mit 12:11 in die Pause. "Wie schon in Lohr haben wir uns in der ersten Halbzeit gut verkauft", fand HSG-Trainer Norbert Senft. Seine Sieben setzte immer wieder Nadelstiche. Mit Linksaußen Robin Link und den Rückraumspielern Amrit Dhillon und Thilo Kohlmann hatten die Gastgeber gefährliche Leute.
Mischa Bauer als entscheidender Spieler in Lohrer Reihen
"Wir hatten vor der Pause Ladehemmung", meinte dagegen TSV-Trainer Klaus Sieß. Nach dem Seitenwechsel zogen die Hausherren zwar erneut auf drei Tore davon, doch Sieß zog mit dem Einsatz seines Halblinken Mischa Bauer einen Joker. Der 28-Jährige Bauer sprang in dieser Runde nur in Notfällen ein – was in der Kitzinger Sporthalle der Fall war.
Der 2,04 Meter große Hüne markierte innerhalb weniger Minuten drei Tore, wodurch die Lohrer den bisherigen Rückstand in eine 16:15-Führung verwandelten. Dario Sicheneder führte gekonnt Regie in Lohrs Mitte und Nigg Hartig avancierte mit sechs Toren zum erfolgreichsten Torschützen des Abends. Mit dem 23:19 durch David Imhof war die Vorentscheidung gefallen, Lohr zog nun das Ding bis zum Schlusspfiff durch. Einer Geisterdiskussion trat Senft als gebürtiger Michelfelder energisch entgegen, wonach es ihm um Schützenhilfe zur Michelfelder Meisterschaft gegangen wäre. "Als Trainer gehe ich in jedes Spiel, um zu gewinnen", versicherte der faire Sportsmann.
"Wir sind natürlich enttäuscht, dass wir wegen der Sache von Wabü auf Rang zwei zurückgestuft wurden und nicht mehr aus eigener Kraft Meister werden konnten", resümierte Sieß. Gerne wäre er mit seinem Team in die Landesliga gegangen, sodass seine Spieler dort noch mehr Erfahrung hätten sammeln können. Wobei das den Klassenerhalt der ersten Mannschaft in der Handball-Bayernliga vorausgesetzt hätte. "Aber so ist Sport, deswegen habe ich auch in Michelfeld angerufen und gratuliert", erklärte Sieß, der zugleich Vorsitzender im BHV-Bezirk Unterfranken ist.