Trotz einer Unterzahl in den letzten Minuten hätte der TSV Abtswind nach einem 0:3-Rückstand beinahe noch einen Punkt behalten beim 2:3 (0:1) in der Fußball-Bayernliga Nord gegen das Spitzenteam von der DJK Vilzing. In der dritten Minute der Nachspielzeit verhinderte das ein Vilzinger Verteidiger, der den Ball in letzter Sekunde vor dem dahinter einschussbereiten Triandafil Ceraj weggrätschte.
Auf und neben dem Platz sollte es kurz nach dem Schlusspfiff noch einmal richtig hektisch werden. Ein Wort hier, ein weiteres da, und schon schubsten sich einige Akteure kurz, bis sich die erhitzten Gemüter dank einiger besonnener Spieler auch schnell wieder beruhigten. Was die hitzigen Worte in diesem Moment ausgelöst hatte, blieb offen.
Vilzings Trainer kritisiert die Austragung des Spiels
Die Gäste aus Vilzing hatten eine Partie gewonnen, obwohl ihr Trainer Josef Eibl nach Spielschluss heftig kritisierte, dass sie überhaupt stattgefunden habe. Es sei "sportlich unfair" gewesen, dass seine Vilzinger in Abtswind antreten mussten, wetterte Eibl – angesichts von vier mutmaßlich bestätigten Corona-Fällen in seiner Mannschaft und deren Umfeld.
Man habe die Abtswinder bereits einige Tage vorher gebeten, das Spiel zu verlegen, und dabei auf die Kulanz des Gegners gehofft. Es gehe schließlich um die Gesundheit. Er, sagte Eibl, werde in Kürze Vater und sei wegen der Gefahr einer möglichen Covid-Ansteckung gar nicht erst im Mannschaftsbus mitgefahren, schilderte er seine Sicht.
Auf Abtswinder Seite relativierten die Verantwortlichen das Ganze: Trainer Claudiu Bozesan stellte etwa fest, dass Vilzing bis auf einen einzigen Akteur – es fehlte Routinier Jim-Patrick Müller – mit der gleichen Aufstellung wie in der Vorwoche angetreten sei. Er sehe da keinen Nachteil.
Abtswind sieht keinen Grund, dass Spiel zu verlegen
Auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigte der Abtswinder Sportleiter Thorsten Götzelmann, dass Vilzing im Vorfeld auf die Corona-Verdachtsfälle hingewiesen habe. Beim TSV sei allerdings keine Bestätigung von offizieller Seite dazu eingegangen. Laut BFV-Richtlinien habe nichts gegen die Austragung dieses Spiels gesprochen. "Es gab keinen Grund, es zu verlegen", erklärte Götzelmann.
Außerdem erinnerte er daran, dass seine Abtswinder in der Vorrunde die lange Fahrt nach Vilzing unter der Woche antreten mussten. Damals habe der TSV um eine Verlegung gebeten, die von Vilzing nicht akzeptiert worden sei. "Man sieht sich immer zweimal im Leben", zeigte Götzelmann kein Verständnis für die Aufregung beim Gegner.
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Auf dem Spielfeld schien die Partie über lange Zeit eine klare Angelegenheit für die Gäste aus dem Chamer Stadtteil zu werden. Die DJK war forscher in den Zweikämpfen und hatte vor allem den Spieler, der den Unterschied ausmachte, in ihren Reihen: Angreifer André Luge, der 30-Jährige schlaksige, gar unscheinbar wirkende Stürmer, der einst im Nachwuchs bei Werder Bremen ausgebildet wurde und unter anderem auch schon bei Jahn Regensburg spielte. Die Klasse sah man bei seinen Aktionen: Er stand dreimal goldrichtig, um zu vollstrecken.
Das war eben der Unterschied, denn Abtswind traf bei seinen Gelegenheiten eben nicht. So hätte Severo Sturm bereits das 1:1 machen müssen, als er frei stehend an DJK-Torwart Maximilian Putz scheiterte (19.). Lukas Huscher bot sich die zweite gute Gelegenheit, bei der auch er knapp den Torerfolg verpasste (24.).
Severo Sturm bringt die Abtswinder zurück ins Spiel
Mit Luges 2:0 kurz vor der Pause nach einem Konter (44.) und erst recht nach seinem dritten Streich (54.) schien das Spiel gelaufen. Zumal Abtswind mit Andreas Bauer (15.) und Fabio Groß (43.) kurz vor den Gegentoren zwei Defensivakteure verletzungsbedingt auswechseln musste.
Doch Vilzing ließ Severo Sturm einmal zu sehr gewähren, der mit einer sehenswerten Einzelleistung verkürzte (67.). Wenig später stellte er mit einem Abstauber aus dem Gewühl heraus auf einmal den 2:3-Anschluss her (72.). Das Spiel begann in der Schlussphase neu, doch den Abtswindern schienen die Kräfte zu schwinden, als auch noch Verteidiger Max Wolf verletzt vom Feld musste, doch ihr Wechselkontingent bereits ausgeschöpft war (83.).
Umso mehr kämpfte der TSV bis zum Schluss, belohnte sich aber dafür nicht mehr. Am Ende sprach Bozesan "ein Riesenlob" für seine Mannen aus. Dass seine Elf bei den Gegentoren dreimal ausgekontert worden sei, habe schließlich auch an der Erfahrung gelegen. "So einer wie Luge kann halt ein Spiel entscheiden", stellte er fest.