Das hätte sich Abtswinds Trainer Claudiu Bozesan kaum besser wünschen können. "Für mich war das eine perfekte Woche. Ich habe meine A-Lizenz als Trainer gemacht und wir haben an meinem Geburtstag drei Punkte geholt, besser kann es nicht laufen", freute sich der seit Samstag 55-Jährige nach dem 1:0 (1:0)-Sieg über Aufsteiger SV Vatan Spor Aschaffenburg.
Für das Tor des Tages einer insgesamt kurzweiligen und abwechslungsreichen Partie mit vielen Torgelegenheiten sorgte Adrian Dußler. Abtswinds Mittelfeldgenius zirkelte einen Freistoß aus gut 24 Metern nach 22 Minuten traumhaft sicher aufs Tor. Unhaltbar für Vatan Spors Torhüter Tobias Aulbach schlug der präzise geschossene Ball fast genau im Winkel ein. "Schön, dass er rein ist. Ab und zu trainiere ich das schon mal", freute sich der 26-Jährige hinterher.
Abtswind hinten nicht immer sicher
Dass es bei diesem einzigen Tor bleiben würde, dachte da wohl kaum jemand. Vor allem in der ersten Halbzeit ergaben sich gute, teils hochkarätige Möglichkeiten auf beiden Seiten. Die Gäste, die munter mitspielten, besaßen durch einen Kopfball von Cenk Güvenc (6.) und Ege Noyan (10.) sehr gute Chancen: Frei stehend vergab Noyan am langen Pfosten.
Abtswind wirkte hinten nicht immer gefestigt, was wohl auch an der bis auf Kapitän Michael Herrmann neu formierten Abwehr lag. Neben Neuzugang Ali Koller musste Max Wolf in die Innenverteidigung, links hinten hatte Bozesan mit Kevin Steinmann einen weiteren Neuen aufgeboten. Mit Severo Sturm sorgte er auf dieser Seite für viel Betrieb.
Sturm hatte eine spektakuläre Szene, als er einen über die Gästeabwehr gelupften Freistoß aus spitzem Winkel volley in Richtung Aschaffenburger Tor jagte. Der Ball überraschte Aulbach und prallte an die Unterkante der Latte (7.). Nach Dußlers Führungstor hatte Sturm eine weitere Überraschung für den Gästetorwart parat. Frech hob er fast von der Außenlinie einen Freistoß über ihn, der Ball tickte an den langen Pfosten (32.).
Hartlehnert spielte zweimal uneigennützig
Bis zur Pause hätten die Abtswinder das Spiel entscheiden müssen. Der stark spielende Frank Hartlehnert blieb aber zweimal ohne Tor, weil er uneigennützig agierte: Das eine Mal legte der schnelle Außenbahnspieler vor dem Torwart noch quer für Sturm, der im letzten Moment aber geblockt wurde (40.) und das andere Mal spielte er den im Abseits stehenden Sturm an, anstatt selbst zu schießen (42.). "Den zweiten hätte ich machen müssen", bekannte Hartlehnert später.
Etwas überrascht sei er gewesen, dass er von Anfang an ran durfte, nachdem er angeschlagen war in der Vorbereitung. Den 29-jährigen, der aus dem mittelfränkischen Weimersheim stammt, bremsten in fünf Jahren in Abtswind immer wieder Verletzungen aus . Wie wichtig er sein kann, zeigte sich auch hinten: In letzter Sekunde klärte er vor dem eigenen Tor (54.).
In der zweiten Halbzeit wurde die Partie umkämpfter, auch weil Abtswind die Entscheidung verpasste: Ein Kopfball des eingewechselten Bauer (76.), dazu einige nicht gut zu Ende gespielte Angriffe, gab's zu notieren. In der Nachspielzeit lenkte Aulbach noch Dußlers Volleyschuss nach einer Ecke übers Tor (90+1.).
Vatan Spors lange Bälle bringen kaum was
Vatan Spor war bis zuletzt im Spiel geblieben, setzte immer wieder auf lange Bälle, um die Gastgeber hinten zu beschäftigen. Gute Chancen sprangen kaum heraus, auch weil Koller sicher verteidigte. Auf ihn werden die Abtswinder in Kürze verzichten müssen: Der 23-Jährige wird Anfang August wieder in die USA gehen, um dort zu studieren und bei einem College-Team zu spielen. Bereits an diesem Mittwoch in Vilzing könnte Kollers letztes Spiel sein. Danach, so Bozesan, müssten Andreas Bauer und Alex Beier diese Rolle übernehmen.
Zufrieden notierte auch Abtswinds Fußball-Manager Christoph Mix den Auftaktsieg. "Klar sind wir erleichtert! Nur das Zittern am Ende war unnötig bei den vielen Chancen." Nicht nur er hofft, dass im Amateurfußball wieder Normalität einkehrt: "Meiner Meinung nach wird man die Runde durchziehen. Aber es wird wohl Hindernisse geben oder lokale Einschränkungen."