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Fußball
Warum Vollblutfußballer Kröner vor dem Re-Start auch demütig ist
Die Fußballer der DJK Dampfach sind zurück auf dem Platz. Auf was es Coach Oliver Kröner zum Trainingsauftakt des einzig verbliebenen Haßberg-Bezirksligisten ankommt.
Der ehemalige Bundesliga-Profi Oliver Kröner trainiert seit Sommer 2019 den Bezirksligisten DJK Dampfach. In den Re-Start nach der langen pandemiebedingten Pause geht der 47-Jährige voller Vorfreude – aber auch demütig.
Foto: Steffen Krapf | Der ehemalige Bundesliga-Profi Oliver Kröner trainiert seit Sommer 2019 den Bezirksligisten DJK Dampfach. In den Re-Start nach der langen pandemiebedingten Pause geht der 47-Jährige voller Vorfreude – aber auch demütig.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:15 Uhr

Am späten Donnerstagnachmittag läuft Oliver Kröner mit einem weißen Eimer in der linken und einer Schaufel in der rechten Hand über das Fußballfeld im 500-Seelen-Ort Dampfach. Ein paar Löcher im Rasen müssen repariert werden. Der Ex-Bundesligaspieler macht das gewissenhaft. Für ihn gehört das alles dazu. Er scheint Fußball mit jeder Faser seines Körpers zu atmen und zu leben. „Der Fußball war immer da“, sagt er, als er den Platz wieder verlassen hat, nebenbei. Natürlich kommt die Familie noch vor dem Fußball, fügt er noch hinzu. Der zweifache Familienvater lebt in Schonungen, arbeitet als Lehrer und darf nun endlich auch wieder seiner Leidenschaft als Fußballtrainer vollumfänglich nachgehen. Am Abend stand beim Bezirksligisten DJK Dampfach das erste Mannschaftstraining nach der siebenmonatigen pandemiebedingten Zwangspause an.

„Vorfreude“, sagt er mit einem eindringlichen Blick, angesprochen auf den Re-Start, auf den alle im Amateurfußball so lange warten mussten. „Erstmal sind wir demütig, dass es wieder losgeht“, erklärt er. Ob das Wort „demütig“ genau das trifft, was er sagen möchte, darin ist er sich nicht ganz sicher. „Wir sind froh, dass die Zahlen runtergegangen sind, die Situation sich im Moment etwas entspannt und wir wieder auf dem Platz stehen können.“

Vollblutfußballer mit viel Erfahrung

Kröner nimmt die Lage ernst. Er, der Vollblutfußballer, scheint keiner zu sein, der den Fußball über den Dingen schweben sehen will. „Vor so einer Krankheit sollte man Acht geben. Wir werden weiterhin die nötige Vorsicht walten lassen“, betont er.

Der 47-Jährige hat in seinem Fußballerleben schon einiges erlebt. In der Saison 1996/97 durfte unter Kulttrainer Aleksandar Ristic bei Fortuna Düsseldorf in sechs Spielen Bundesligaluft schnuppern. Nach einem Jahr ging es für ihn zurück ins Fränkische, unter anderem zum damals aufstrebenden Regionalligisten SC Weismain und insgesamt zweimal zurück zum alten Heimatverein FC 05 Schweinfurt.

Als Trainer etwas auf die Bremse treten

Als Trainer ist die DJK Dampfach, die er im Sommer 2019 übernommen hat, erst die zweite Station. Zuvor stand er beim SV Euerbach-Kützberg an der Seitenlinie, dort wo er auch seine aktive Karriere im hohen Sportleralter beendet hatte. Ein „Schema-F“, welches er als Trainer zum Re-Start anwenden kann, existiere jetzt keines, meint er. „Unsere Hausaufgaben haben wir gemacht“, ist er sich aber sicher.

Er vermutete kurz vor dem Auftakttraining, dass er bei seinen Spielern erstmal etwas auf die Bremse treten muss. Auch um die Verletzungsgefahr nach der langen Pause zu mindern. Es ist aber auch ein Spagat, findet er. Die Vorbereitungszeit auf die neue Runde ist kurz. Das erste Testspiel der DJK steigt bereits am kommenden Donnerstag gegen Kröners Ex-Klub SV Euerbach/Kützberg.

Die Trainingseinheiten möchte er gewissenhaft dosieren. Zwar haben sich die Spieler individuell und auch über die regelmäßigen Online-Trainings fitgehalten, "aber Fitness ist nicht nur etwas Körperliches", betont der Coach, auch das Mentale gehöre dazu. Das Kunststück sieht er gerade darin, die hohen Erwartungen und die hohe Motivation so zu kanalisieren, dass am ersten Spieltag alle voll da sind. „Man darf jetzt nicht gleich zu viel rauslassen und sein Pulver verschießen.“

Bislang kann er auf eine erfolgreiche Zeit bei der DJK Dampfach zurückblicken. Die Premierensaison bei der DJK, die durch Corona Überlänge erreichte, beendete sein Team nach Abbruch und unter Anwendung der Quotientenregel als Achter. Er glaubt, der Klub sei gut durch die Krise gekommen. Die Verantwortlichen der DJK hätten viel Zeit investiert, so Kröners Einschätzung: „Ich hatte immer Ansprechpartner.“ Überhaupt möchte er seinen Hut ziehen vor dem Amateurfußballern während der Corona-Krise. „Die Zeit war für jeden Verein sehr schwer. Ich glaube viele Vereine haben die Zeit sehr gut gemeistert.“

„Die Zuschauer sollen sagen, okay, da kommen wir wieder.“
Oliver Kröner, Trainer DJK Dampfach

Die Ligazusammensetzung für die kommende Runde hat er sich allerdings noch gar nicht genauer angesehen. Er geht davon aus, dass die Bezirksliga – in der die Dampfacher das einzige Team aus dem Kreis Haßberge sein werden – weiter ihr starkes Niveau halten kann. „Es ist schwierig einzuschätzen, wie die Mannschaften aus dieser Zeit zurückkommen.“

Auch über den eigenen Kader konnte er zum Trainingsauftakt noch keine genauen Angaben machen. Einige Passformalien für Neuzugänge sind unter anderem noch zu klären. Aber er ist zuversichtlich, mit einem quantitativ und qualitativ starken Kader in die Saison gehen zu können. Große Ziele wird er aber in der siebten Bezirksliga-Saison des Klubs in Folge nicht formulieren: „Das wäre vermessen.“

Der Blick über den Tellerrand

Interessanten, schönen und guten Fußball möchte er mit seiner Elf bieten. „Die Zuschauer sollen sagen, okay, da kommen wir wieder“, so der Wunsch des Trainers. Bevor über die nächsten Schritte nachgedacht wird, müsse erstmal eine breite Basis geschaffen werden, lautet seine Philosophie. „Es gibt viele Vereine die schnell nach oben kommen, aber es fehlt der Unterbau“, sagt er und macht eine Handbewegung, die andeutet, dass sich dann alles wieder in Luft auflöst.

Kröner mag Nachhaltigkeit und die Arbeit in der Gruppe. Er möchte seine Erfahrung weitergeben und etwas vermitteln. „Ich versuche den Spielern Neues beizubringen. Die Spieler sollen über den Tellerrand hinausblicken.“ Ein ganz großer Eckpfeiler ist für ihn dabei „Disziplin – gegenüber allen Beteiligten.“ Das ist ihm ganz wichtig, betont er: „Wir alle, die auf dem Platz sind, haben einen Vorbildcharakter. Dementsprechend müssen wir uns auch verhalten und Werte vermitteln.“

Daumendrücken für den FC 05

Vermutlich lag er mit dem Wort „demütig“ doch ganz richtig. Kröners Liebe zum Fußball drückt sich vor allem in der großen Wertschätzung für alles, was mit dem Spiel zusammenhängt, aus. Er genießt es wieder auf dem Platz zu stehen. „Jetzt heißt es umsetzen. Letztlich ist Fußball ein Ergebnissport. Sonst nichts.“

Das gilt auch für seine alte Liebe. Dem FC 05 drückt er in der Relegation gegen den TSV Havelse die Daumen, auch wenn er zuletzt meist nur die Ergebnisse gelesen hat. „Ich würde mich freuen, wenn es endlich klappt für den FC 05. Die Derbys in der 3. Liga gegen Würzburg wären für die Region eine schöne Sache.“

 
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