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EISHOCKEY: LANDESLIGA
Warum die Haßfurter Hawks trotz des Nichtaufstiegs von einer "geilen Saison" sprechen
Der ESC Haßfurt hat doch noch den Aufstieg in die Eishockey-Bayernliga verpasst. Wieso es für Christian Dietrich dennoch viele tolle Momente gab und was ihn verärgert.
Wehrt sich gegen die Vorwürfe, der ESC habe nicht aufsteigen wollen: Haßfurts Kapitän Christian Dietrich (links).
Foto: Ralf Naumann | Wehrt sich gegen die Vorwürfe, der ESC habe nicht aufsteigen wollen: Haßfurts Kapitän Christian Dietrich (links).
Ralf Naumann
 |  aktualisiert: 10.02.2024 12:37 Uhr

Insgesamt war's doch verdient. Sowohl Haßfurts Vorstandsmitglied Andreas Kurz, der ESC-Fanklub-Vorsitzende Lukas Heinl sowie Hawks-Kapitän Christian Dietrich zogen ein eindeutiges Fazit: Der 5:1-Sieg des SC Reichersbeuern gegen den ESC Haßfurt im dritten und entscheidenden Play-off-Halbfinale am Freitagabend, gleichbedeutend mit dem Aufstieg in die Eishockey-Bayernliga, geht in Ordnung.

Doch woran lag es, dass die Hawks, die durch einen Überzahltreffer von Tomas Pribyl nach einem völlig ausgeglichenen torlosen ersten Drittel in der 23. Minute sogar in Führung gingen, letztlich immer weiter ins Hintertreffen gelangten? Sicher nicht an mangelnder Unterstützung, denn die war grandios. Etwa 240 mitgereiste Haßfurter Schlachtenbummler sorgten unter den knapp 1000 Zuschauerinnen und Zuschauern in der Bad Tölzer Arena für eine tolle Atmosphäre, die einem Landesliga-Entscheidungsspiel mehr als angemessen war.

Reichersbeuern kommt zurück

"Fünf Minuten Unkonzentriertheit" waren für Dietrich ausschlaggebend für den weiteren Verlauf. "Fünf Minuten, in denen wir nach der Führung vielleicht auch dachten, das Spiel fahren wir jetzt locker nach Hause." Es kam jedoch anders. Die Hausherren hatten nach dem Rückstand in der insgesamt fairen und von den Unparteiischen gut geleiteten Partie schnell gleich mehrere passende Antworten parat und zogen auf 4:1 davon. Der fünfte Treffer kurz vor dem Ende fiel nicht mehr ins Gewicht.

Dass Timo Zürcher ebenso krank verzichten musste wie Lukas Andreas Thebus – und viele weitere Haßfurter Spieler angeschlagen waren, war nicht mehr zu kompensieren. "Die Mannschaft hat wirklich gekämpft und alles rausgeholt, was noch im Akku drin war. Uns haben heute einfach ein paar Körner gefehlt", verwies Vorstandsmitglied Kurz auf die bereits mangelhafte Vorbereitung. "Leider waren wir schon unter der Woche beim Training sehr dezimiert", sagte er.

Viele Kranke und Angeschlagene hätten sich weiter auskurieren müssen, um überhaupt mitspielen zu können. "70, 80 Prozent von der Mannschaft heute Abend waren nicht wirklich im Vollbesitz ihrer Kräfte", ergänzte Dietrich. Mit dieser Feststellung wollte er ebenso wie Kurz freilich nichts entschuldigen, schließlich hatten sich die Kreisstädter über weite Strecken "sehr gut" geschlagen. "Reichersbeuern war einfach clever, stark. Das muss man neidlos anerkennen", gratulierte Kurz.

Verständlich, dass unmittelbar nach der Niederlage die Stimmung bei allen ESC-Beteiligten am Boden war. Immerhin war die Chance auf den zweiten Bayernliga-Aufstieg nach neun Jahren so groß wie lange nicht. Mit etwas Abstand spricht Dietrich allerdings von einer "geilen Saison. Grundsätzlich hätte doch keiner gedacht, dass wir mit unserem ausgedünnten Kader so weit kommen", blickt der 30-jährige Spielführer zurück. Die Mannschaft habe sich nie unterkriegen lassen. Weder durch den Abgang von Trainer Zdenek Vanc kurz vor Saisonbeginn noch durch Corona und die dadurch bedingten personellen Ausfälle oder den Spielverlegungen.

Das erste Ziel, das Erreichen der Aufstiegsrunde, sei letztlich souverän erreicht worden. Für die erste Zugabe, das Vordringen ins Play-off-Halbfinale, habe für die zusammengeschweißte Mannschaft seiner Meinung nach auch das notwendige Glück mitgespielt. Vor allem bei den hart umkämpften und sehr engen Partien in Dingolfing, Pegnitz oder in Moosburg. „Da sind wir auch auf einer Euphoriewelle mitgeschwommen“, sagt er und bedankt sich vor allem bei einem weiteren Mitspieler: "Nicolas Hetzel war ganz klar unser Rückhalt, in meinen Augen der beste Torwart der Liga." Das i-Tüpelchen ist seiner Meinung nicht erreicht worden, weil vor allem die Leistungsträger innerhalb der Mannschaft ("wir haben einerseits Teamplayer in der Mannschaft, andererseits Leistungsträger") am Ende aufgrund von Verletzungen und Krankheiten "nicht bei 100 Prozent" waren. "Das war der Knackpunkt für mich. Und der hat schon angefangen bei unserer 3:6-Niederlage gegen Pegnitz. Das hat uns irgendwie einen Schlag gegeben."

"Das stimmt von hinten und vorne nicht. Die ganze Mannschaft wollte für den Verein aufsteigen."
Christian Dietrich über den Vorwurf, der ESC habe nicht aufsteigen wollen

Nicht nur, weil die Kreisstädter noch auf den zweiten Platz rutschten und gleichzeitig das Heimrecht im ersten Halbfinale abgeben mussten. Ob es letztlich anders gelaufen wäre, hätte Haßfurt gegen den EV Germering zuerst vor heimischen Fans gespielt, bleibe aber Spekulation. "Vielleicht", so Dietrich, "war der Druck doch ein bisschen zu groß. Vielleicht hat uns auch das Quäntchen Glück wieder verlassen."

Gegen einen Vorwurf wehrt sich der junge Familienvater allerdings vehement: "Wir haben mit Sicherheit nicht absichtlich verloren. Wir haben bis zum Schluss alles versucht", weist er Verdächtigungen einzelner Fans, dass der Aufstieg am Ende nicht mehr das Ziel gewesen sei, weit von sich. "Das stimmt von hinten und vorne nicht. Die ganze Mannschaft wollte für den Verein aufsteigen. Die Leute hätten gerne zum Training kommen können und hätten dann gesehen, dass zuletzt fast keine Spieler mehr auf dem Eis standen, weil sie mit Fieber zu Hause lagen oder Verletzungen auskurieren mussten, um am Freitag überhaupt dabei sein zu können. Wir hatten gegen Reichersbeuern Spieler dabei, die hätten eigentlich gar nicht spielen dürfen."

Die Statistik des Spiels

Eishockey, Landesliga-Aufstiegsrunde der Männer, Halbfinale, drittes Spiel
SC Reichersbeuern – ESC Haßfurt 5:1 (0:0, 4:1, 1:0)
Haßfurt: Hetzel, Jung – Müller, Stahl, Pribyl, Finzel, Marx, Endres, Hertwich – Stach, Sramek, Trübenekr, Büchner, Krein, Dietrich, Tobola, Kratschmer.
Tore: 0:1 (23.) Tomas Pribyl (Jakub Sramek, Jan Trübenekr 4-5), 1:1 (26.) Johannes Fischer (Valentin Friedl 5-4), 2:1 (28.) Florian Barein (Peter Fischer, Maximilian Hirschberger), 3:1 (30.) Tobias Reiter (P. Fischer), 4:1 (37.) Hirschberger (P. Fischer, Andreas Pfaff), 5:1 (59.) Reiter (P. Fischer). Strafminuten: 12/10. Schiedsrichter: Alt (Danzer/Roeder). Zuschauende: 959 (240 aus Haßfurt).
 
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