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Korbball
Warum der TSV Milbertshofen ein Auffangbecken für unterfränkische Korbball-Migranten ist
In den Allgäuer Korbball-Ligen spielt auch eine unterfränkische Mannschaft aus München. Und den Exil-Unterfränkinnen gelang gleich in ihrer Saison den Aufstieg in die Bezirksliga.
Importierter Korbball in München: Die 'Exil-Unterfränkinnen' haben beim TSV Milbertshofen den Korbball salonfähig gemacht.
Foto: Lisa Schöller | Importierter Korbball in München: Die "Exil-Unterfränkinnen" haben beim TSV Milbertshofen den Korbball salonfähig gemacht.
Matthias Lewin
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:50 Uhr

Ein Umzug bedeutet immer auch Abschied. Abschied von der Familie, von den Freunden, von vielen Gewohnheiten. Was man aber unbedingt behalten will, wird mitgenommen – und sei es eine Leidenschaft. Bei Jana Herbert aus Zeilitzheim war und ist diese Leidenschaft der Korbball.

2018 verschlug es die Unterfränkin beruflich nach München. Die Stadt war zu diesem Zeitpunkt noch eine korbballfreie Zone. Jana Herbert aber wollte auf ihren Sport, den sie zuletzt beim TV Oberndorf ausübte, nicht verzichten. 2018 startete sie einen Aufruf auf der Facebook-Seite "Korbball in Deutschland" und hatte Erfolg, denn etwa zehn Unterfränkinnen hatten das gleiche "Problem".

"Wir haben vermutlich schon hundert Frauen aus Franken kennengelernt, die für ein paar Monate dabei waren."
Jana Herbert, Korbballerin in München

"Wir haben schnell gemerkt, dass es viele Korballerinnen in München gibt, die ihren Sport vermissen. Dass wir den jetzt in unserer Wahlheimat ausüben können, ist ein megaschönes Erlebnis", freut sich Jana Herbert immer noch über den damaligen Zulauf.

Schon im Juni des gleichen Jahres fand das erste Training an der Sportschule in Oberhaching statt, die Hallenmiete übernahmen die Spielerinnen selbst. Jana Werner und ihre Mitstreiterinnen wollten aber mehr: den Wettkampf und natürlich einen Verein.

Der Hallenumbau in Milbertshofen brachte ein Korbballfeld

Verschiedene Klubs in und um München wurden angeschrieben, und dann ging es recht schnell. Der TSV Milbertshofen hatte zeitgleich seine Sporthalle umgebaut, die Korballerinnen aufgenommen und ein Korbballfeld in den Hallenboden integriert.

Für den Verein aus dem Münchener Norden war Korbball natürlich völliges Neuland. Die Geschäftsführerin des TSV, Heyke Brandtner, "kannte Korbball aus dem Schulsport", erinnert sich die 29-Jährige aus Zeilitzheim, "und war total offen, uns aufzunehmen". Vom TV Haßfurt und VfL Niederwerrn gab es Korbständer, die ersten Bälle kamen aus Bergrheinfeld und Zeilitzheim.

Ab Januar 2019 nahm die neue Abteilung beim TSV Milbertshofen ihren Betrieb auf. Mittlerweile sind es gut 15 aktive Spielerinnen, "aber wir haben auch einen großen Durchlauf, weil natürlich viele Spielerinnen für ein Praktikum oder eine Ausbildung nach München kommen. Deshalb haben wir vermutlich schon 100 Frauen aus Franken kennengelernt, die für ein paar Monate dabei waren. Wir sind so eine Art Auffangbecken für Korbball-Migranten", sagt Jana Herbert.

Die gewünschten Wettkämpfe absolviert der von Jörk Kohler (TB Stöcken) trainierte TSV Milbertshofen im Allgäu – und das recht erfolgreich. Gleich in der ersten Saison feierten die mit ein paar norddeutschen Spielerinnen verstärkten "Exil-Unterfränkinnen" die Meisterschaft und stiegen in die Bezirksliga, die zweithöchste Klasse, auf. 

Doppelspielrecht für den Heimatverein

"Das lag damals auch an unserer springenden Korbhüterin Franziska Reitz vom TV Haßfurt", weiß Herbert, dass diese Taktik im Allgäu eher nicht so präsent ist. Aber auch das Doppelspielrecht – einige Spielerinnen waren sowohl für ihren Heimatverein als auch für Milbertshofen aktiv – spielte laut Nicole Geyer eine Rolle. Die Gymnasial-Lehrerin aus Geldersheim lebt seit 2021 in München und hatte zuvor zusammen mit Jana Herbert beim TV Oberndorf gespielt.

Aktuell liegt die mittlerweile eingespielte Mannschaft in der Bezirksliga auf Platz vier von acht Teams. "Wir kennen die Spielweise der Allgäuer Vereine ja schon von verschiedenen Meisterschaften. Die Vereine hier sehen das Ganze etwas entspannter als die in Unterfranken. Im Raum Schweinfurt ist der Korbball schon eine andere Hausnummer", betonen Herbert und Geyer.

Aus Unterfranken für den TSV Milbertshofen am Ball (vorne von links): Isabel Wehner, Tanja Mantel, Saskia Eilers, Julia Oppel, Astrid Holzberger, Susanna Wetterich, Katrin Mantel, Jana Herbert sowie (hinten, von links): Christina Keller, Franziska Frank, Nina Brech, Luise Roth, Nicole Geyer, Julia Stühler, Saskia Meyer, Trainer Jörk Kohler, Mona Köhler. Es fehlen: Lisa Schöller, Michaela Göb, Hannah Verne, Ramona Künzel  und Sina Sauerland.
Foto: Jana Herbert | Aus Unterfranken für den TSV Milbertshofen am Ball (vorne von links): Isabel Wehner, Tanja Mantel, Saskia Eilers, Julia Oppel, Astrid Holzberger, Susanna Wetterich, Katrin Mantel, Jana Herbert sowie (hinten, von ...

"Wir wollen aber nicht mit aller Macht in die Landesliga aufsteigen und dann am Ende noch gegen Schweinfurter Vereine um die bayerische Meisterschaft spielen müssen", hält die Social-Media-Managerin einer Sportartikelfirma den Ball eher flach. Im Vordergrund stehe bei ihnen der Spaß am Sport.

So sieht es auch Nicole Geyer. Trainingslager oder auch die Teilnahme am Deutschen Turnfest 2019 in Schweinfurt schweißten die Mannschaft enger zusammen. "Klar freuen uns über gewonnene Spiele, hauptsächlich geht es uns aber darum, unseren Sport hier in München ausüben zu können", hat auch die Lehrerin ihre Leidenschaft aus dem Umzugskarton geholt.

Die Korbball-Mannschaft beim TSV Milbertshofen

Spielerinnen: Astrid Holzberger (TSV Geiselwind), Christina Keller (DJK Ballingshausen), Isabel Wehner (TSV Kützberg), Michaela Göb (TSC Zeuzleben), Jana Herbert (SC Zeilitzheim/TV Oberndorf), Nicole Geyer (FC Geldersheim/TV Oberndorf), Lisa Schöller (SpVgg Hambach), Julia Oppel (SpVgg Hambach), Julia Stühler (DJK Eckartshausen),Kartin Mantel (DJK Abersfeld), Luise Roth (TV Königsberg), Mona Köhler (SSV Gädheim), Nina Brech (TV Haßfurt), Sskia Meyer (TSV Grafenrheinfeld), Susanna Wetterich (TSV Schwebheim), Tanja Mantel (DJK Abersfeld),  Hannah Verne (TSV Grafenrheinfeld), Ramona Künzel (FSV Marktoberdorf), Sina Sauerland (TSV Ingeln-Oesselse), Franzi Frank (TSV Unterthingau), Saskia Eilers (TSG Seckenhausen) und Anita Geiss (SV Geisenried). Trainer Jörk Kohler (TB Stöcken).
Quelle: mle
 
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