Der Fall Euerbach hat für eine Menge Aufsehen gesorgt – quasi als Amateur-Beispiel der Diskussionen um die 50+1-Regel im Profi-Fußball. Diese Regel soll dafür sorgen, dass die Vereine bei ihren Entscheidungen nicht vom Willen der Geldgeber abhängig sind. Was aber, wenn Vereinsvorsitzende und Sponsoren die ein und dieselbe Person sind? Wie bei der DJK Dampfach. Da ist Bau-Unternehmer Bernd Riedlmeier eben sowohl für die Vereinsbelange als auch für die nötigen Finanzspritzen zuständig.
Riedlmeier hat mit dieser Doppelrolle kein Problem. "Das Sponsoring ist meine Privatsache, die Vereinsführung nicht. Konflikte gibt es da nicht", sagt der 56-Jährige.
"Erst kommt die Familie, dann der Beruf, dann der Fußball"
Ohne Sponsoren geht es im höherklassigen (Amateur-)Fußball nicht. Infrastruktur, Trainer und zumeist auch Spieler wollen bezahlt werden. Nur mit Bratwurstverkauf und Eintrittsgeldern ist das kaum zu stemmen – zumindest nicht, wenn die sportlichen Ansprüche steigen. Das weiß natürlich auch der Horhäuser, der seit seiner Kindheit zur DJK Dampfach gehört dort selbst gespielt hat und dem Verein mittlerweile seit rund 20 Jahren vorsteht.
Riedlmeier ist der Chef des Familienunternehmens Newo-Bau, hat mittlerweile rund 120 Beschäftigte und sollte eigentlich genug zu tun haben. Doch geht natürlich auch viel Zeit für die DJK drauf. Wie viel genau, vermag der Vereinschef gar nicht zu sagen. Allerdings setzt er klare Prioritäten: "Erst kommt die Familie, dann der Beruf, dann der Fußball."
Dass im Hause Riedlmeier alle drei Bereiche eng miteinander verwoben sind, erleichtert vieles. Ehefrau Lina und Sohn Ralf arbeiten ebenfalls im Familienbetrieb und sind auch bei der DJK aktiv. Und auch die nächste Generation steht schon auf dem Platz, da geht Großvater Bernd auch schon mal mit den Enkeln für eine Stunde zum Kicken in die Turnhalle. "Das gehört auch zum Leben, das macht Spaß", ist das für ihn der perfekte Ausgleich zum Beruf.
Für den – wie er selbst sagt – "fußballverrückten" Unternehmer ist die Sponsorentätigkeit bei der DJK mehr als finanzielle Unterstützung. Eher eine Familientradition, die sein 2005 verstorbener Vater ins Leben gerufen hatte. Fallen Bauarbeiten an, hilft er mit schwerem Gerät aus. Zu Auswärtsspielen sind die Spieler in Kleinbussen des Unternehmens unterwegs. Und auf der Heimfahrt gibt es dann auch schon mal eine Runde Pizza, bezahlt vom Chef – bei Heimspielen werde eine Brotzeit spendiert.
"Geld bekommen die Spieler schon ganz unten in der A-Klasse. Ich habe ein bestimmtes Budget für die DJK und da gehe ich nicht drüber", nennt Riedlmeier freilich keine konkrete Summe, die er in seinen Heimatverein steckt – "aber auch in andere Vereine aus der Umgebung". Dass er Spieler mit Arbeitsplätzen nach Dampfach lockt, bestreitet der Newo-Bau-Chef, das sei noch nie vorgekommen.
"Hauptsponsor" ist für ihn deshalb nicht sein Unternehmen, sondern die Dampfacher Kirchweih. Und bei der ist ganze Verein auf den Beinen. "Was meine Frau und alle anderen Damen da leisten, ist der pure Wahnsinn."
Für Riedlmeier sind diese Dinge aber nicht entscheidend für den Aufschwung der DJK. "Die Spieler fühlen sich wohl in Dampfach, nicht nur, weil es sportlich mehr als gut läuft", ist er überzeugt, dass die Harmonie im und um das Team viel wichtiger ist. "Wir haben ein gutes Team, das ganze Drumherum passt. Wir stimmen uns immer untereinander ab, was gut läuft, was wir verbessern können, wägen ab, was ist das Beste für den Verein."
Dazu gehört ab und an natürlich auch mal die Trennung von einem Trainer. "Das mache ich dann aber als Vorsitzender, nicht als Sponsor", sieht Riedlmeier das Vorgehen beim SV Euerbach/Kützberg mehr als kritisch. "Das geht gar nicht, dass ein Sponsor sich da in sportliche Belange einmischt." Er selbst sehe sich in seiner Funktion als Vereinschef und als Arbeitgeber in der Verantwortung gegenüber Mitarbeitern, Spielern oder Trainern. "Sonntagvormittags kann jeder zu mir kommen und über Probleme sprechen. Egal, ob es um den Job oder um den Fußball geht."
Auf dem Weg in die Landesliga
Bei Letzterem dürfte es aktuell nur wenig Gesprächsbedarf geben. In der Bezirksliga Ost ist die DJK Dampfach noch ungeschlagen, führt mit neun Zählern Vorsprung die Tabelle an und ist auf dem besten Weg in die Landesliga. "Natürlich ist diese Situation für mich als Vorsitzender entspannter als wenn wir um den Klassenerhalt kämpfen müssten", freut sich Riedlmeier über den aktuellen Erfolg der DJK. Mittendrin: Ralf Riedlmeier, Newo-Bau-Juniorchef und Mittelfeldspieler in der Mannschaft von Trainer Oliver Kröner.
"Ralf ist für mich ein Glücksfall. Sowohl in der Firma als auch beim Fußball", ist Papa Riedlmeier selbstredend stolz auf seinen Filius. "Er ist zwar nicht der beste Techniker, aber enorm wichtig für die Mannschaft", verteidigt der Vorsitzende seinen Sohn gegen die immer wiederkehrenden Vorwürfe, er würde nur spielen, weil er eben der Sohn vom Chef sei. "Zusammen mit Patrick Winter und Kapitän Stefan Greb, die schon in der Jugend gemeinsam beim FC Haßfurt spielten und mittlerweile seit etlichen Jahren in Dampfach sind, führt er die Mannschaft", tritt Bernd Riedlmeier diesem Vorurteil entgegen.
Ein Glücksfall ist für Riedlmeier auch Oliver Kröner. "So einen bekommen wir nie wieder", freut sich der DJK-Vorsitzende über den Coach, dessen Zusage für die kommende Saison wohl nur noch Formsache ist. "Dass wir noch kein Spiel verloren haben, ist auch seine Leistung, aber auch die von allen Verantwortlichen und der Mannschaft. Natürlich ist da auch ein wenig Glück dabei, aber auch das muss man sich erarbeiten." Und das tun sie. Bei der DJK Dampfach – als auch im Bau-Unternehmen.