Statt der Champions-League-Hymne gibt es Blasmusik, statt Edelhäppchen eher Deftiges vom Grill – bei der Europameisterschaft im Eisstockschießen im oberbayerischen Unterneukirchen (Lkr. Altötting) geht es zünftig zu, ganz wie es sich für eine Sportart gehört, die ursprünglich aus dem Alpenraum stammt.
Betrieben wird Eisstockschießen mittlerweile aber in weiten Teilen Europas. Sogar in Indien und Australien werden die "Stöcke" über den Asphalt geschleudert. In Franken gilt Eisstockschießen zwar nur als Nischensportart, wird aber auch von 29 Vereinen praktiziert, in Unterfranken allerdings nur vom TSC Zeuzleben (Lkr. Schweinfurt) sowie dem TSV Binsfeld (Lkr. Main-Spessart).
Maximilian Klein lebt in Weisbrunn, einem kleinen Ortsteil von Eltmann im Landkreis Haßberge. Der 16-Jährige ist so etwas wie ein "Shootingstar" im Eisstockschießen. Es ist gerade einmal zehn Monate her, dass er den gut vier Kilogramm schweren Stock das erste Mal über die Asphaltbahn "geschossen" hat. Inzwischen ist er, der für den oberfränkischen Verein ESC Priesendorf (Lkr. Bamberg) startet, Vize-Europameister.
Klein hat sich auf das Weitschießen spezialisiert – eine der verschiedenen Disziplinen beim Eisstockschießen. Wie der Name verrät, wird der Stock dabei möglichst weit "geschossen". In Unterneukirchen kam Max Klein auf 119,04 Meter und musste sich nur um knapp zwei Meter dem Sieger, Johannes Berger aus Österreich, geschlagen geben. Auch mit der Vierer-Mannschaft gab es Silber für den Unterfranken, auch hier waren die Österreicher einen Tick besser.
"Die Kraft allein ist dabei gar nicht entscheidend", widerspricht der Realschüler der Annahme, dass alleine die Muskeln den Unterschied ausmachen würden, auch wenn er im Fitnessstudio schon für entsprechenden Zuwachs sorgt. "Viel wichtiger ist die Technik", weiß Max Klein, worauf es in erster Linie ankommt: nämlich, den Stock satt auf den Asphalt zu setzen.
Und das beherrscht der Jugendliche offensichtlich schon ziemlich gut. Schließlich hat er bei der bayerischen Meisterschaft die gesamte Konkurrenz in seiner Altersklasse hinter sich gelassen, bei den nationalen Titelkämpfen Bronze gewonnen – und nun Silber bei der Europameisterschaft.
Trainiert wird ausschließlich auf der Straße
Das Talent hat er wohl geerbt: Sein Großvater brachte diesen Sport in den 1950er-Jahren mit nach Franken, sein Vater Harald ist seit vielen Jahren auch aktiv. Und ausgebildet wird der Weisbrunner von Nico Ludwig. Der "schießt" wie Harald Klein selbst für den TSC Zeuzleben und kennt dessen Familie schon seit etlichen Jahren.
"Beim Bezirkspokal im letzten Jahr ist mir Max aufgefallen, ich habe ihm da ein paar Tipps gegeben. Dann haben wir uns noch ein paar Mal getroffen und an seiner Technik gefeilt", erklärt der 30-jährige Sennfelder.
Trainiert wird regelmäßig im Gewerbegebiet Eltmann/Ebelsbach, manchmal aber auch auf einer Nebenstraße im Heimatdorf. "Natürlich dürfen da keine Autos stehen", versichert Max Klein, mit seinem Stock keinen Blechschaden anrichten zu wollen.
Bei der Europameisterschaft Ende Februar war Ludwig als Trainer dabei. Die sollte ursprünglich in Österreich auf Eis ausgerichtet werden, das milde Wetter war dann aber dafür verantwortlich, dass der ganze Tross nach Oberbayern umzog und die Wettbewerbe auf Asphalt stattfanden.
"Max rückt jetzt in die U 19 auf, da wird nicht nur der Stock schwerer. Aber er kann sich auch da durchsetzen. Mit seinem Ehrgeiz kann er alles erreichen", ist Ludwig sicher, dass sein Schützling noch öfter auf dem Siegerpodest mit Blasmusik gefeiert wird.