Die Saison in der zweiten Volleyball-Bundesliga ist in der entscheidenden Phase. Die aktuelle zweiwöchige Pause verbringen die Eltmanner Heitec Volleys als Spitzenreiter. Im Gespräch mit dieser Redaktion verrät Eltmanns Kapitän Sebastian Richter (31), wie dieser Platz bis Saisonschluss verteidigt werden soll und was er selbst nach dem letzten Spieltag am 13. April vorhat.
Frage: Sebastian, bist Du als Kapitän zufrieden mit dem Saisonverlauf?
Sebastian Richter: Auf jeden Fall. Wir hatten am Anfang ein relativ schwieriges Programm. Vielleicht kamen die Topspiele gegen Grafing und Mainz ein bisschen zu früh, aber mit nur zwei Niederlage in der Hinrunde und jetzt mit nur einer Niederlage und einem Sieg über Grafing jetzt auf Platz eins zu stehen ist sicherlich nicht unverdient.
Spielen die drei Spitzenteams in einer eigenen Liga?
Richter: Das kann man so nicht sagen. An einem guten Tag kann jeder gegen jeden gewinnen. Aber grundsätzlich ist es schon so, dass Eltmann, Grafing und Mainz sich vom Potenzial her ein wenig absetzen.
Das Geld entscheidet
Wie beurteilst Du, dass außer Eltmann im Süden und dem CV Mitteldeutschland im Norden keine andere Mannschaft aufsteigen will?
Richter: Das ist schade, aber letztlich ist das Geld entscheidend und nicht die sportliche Performance. Wobei der Volleyball in Deutschland schon gute Fortschritte macht. Es gibt mehr Fernsehzeiten, die Zuschauerzahlen steigen. Ich bin zuversichtlich, dass der Volleyball in Deutschland attraktiver und medial präsenter wird.
Mainz scheint mittlerweile abgeschlagen. Ist der Dreikampf nun ein Zweikampf?
Richter: Wenn alles normal läuft, ist Mainz jetzt weg. Wir sind jetzt sechs Punkte vor Mainz, wir müssten also zweimal patzen und Mainz alles gewinnen. Da hoffe ich mal, dass das nicht eintritt.
Ein Kasten Bier für Schwaig
Fünf Spiele habt ihr noch, Konkurrent Grafing noch sechs. Wer macht das Rennen?
Richter: Letztendlich haben wir es nicht selbst in der Hand. Wir haben einen Punkt, aber auch ein Spiel mehr. Wenn Grafing alle Spiele durchbringt, sind sie verdient Meister. Wenn wir alle Spiele durchbringen und Zweiter werden, ist es für uns immer noch eine gute Saison. Grafing hat zwar das schwerere Restprogramm, aber auch viel Qualität. Ich gehe davon aus, dass sie vielleicht einmal patzen. Möglicherweise schon gegen Schwaig am 2. März. Wir haben mit Chris Nowak (in der letzten Saison noch in Eltmann, Anm. d. Red.) schon geredet, den Schwaigern einen Kasten Bier versprochen...
Das Ziel heißt Aufstieg und der ist auch ohne die Meisterschaft möglich. Welche Bedeutung hätte der Titel für Dich?
Richter: Das ist schon mein persönliches Ziel – so als eine Art Abschiedsgeschenk an Eltmann.
Du beendest Deine Karriere?
Richter: In die Erste Liga werde ich nicht mehr mitgehen, jedenfalls nicht als Spieler. Ich werde dann in der zweiten Mannschaft spielen. Meine Tochter wird in drei Wochen zwei Jahre alt. Ich möchte mehr Zeit mit ihr verbringen, vor allem am Wochenende.
Planst Du eine Trainerlaufbahn?
Richter: Trainer sein reizt mich jetzt nicht so, eher schon eine Funktionärsaufgabe.
Bei der GmbH in Eltmann?
Richter: Das weiß ich noch nicht, ausgeschlossen ist es nicht, konkret aber auch noch nicht.
Neuer Trainer - neue Impulse
Neue Besen kehren gut, heißt es. Was hat sich unter Trainer Marco Donat gegenüber Milan Maric verändert?
Richter: Marco ist ein junger Trainer mit vielen neuen Ansätzen, setzt schon auch neue Impulse. Er hat selbst schon früh sehr hoch gespielt, weiß, wie man sich als Spieler in gewissen Situationen fühlt. Sein Vorteil liegt darin, dass er uns da erreicht und uns gut einstellen kann. Außerdem: Milan ist keiner, der viel wechselt, hat viel auf seine Stammsechs vertraut. Marco schenkt jedem Spieler das Vertrauen und wechselt dementsprechend auch häufiger, was uns in vielen engen Situationen schon geholfen hat.
Tobi Werner gehört die Zukunft
Wie hält man als Kapitän die Spieler mit wenigen Einsatzzeiten bei Laune – zum Beispiel Eltmanns Eigengewächs Tobias Werner?
Richter: Tobi Werner macht seine Sache super, hat gegen Hammelburg in Bamberg seine Einsatzzeit bekommen, ein super Spiel gemacht, viele Bälle gerettet, uns auch den vierten Satz mitgewonnen. Er hat jetzt auch gegen Friedrichshafen durchgespielt. Tobi ist noch jung, ihm gehört die Zukunft. Wir haben viele junge, talentierte Spieler, denen ich auch gerne den Vortritt lasse. Ich versuche Tipps zu geben, den Spielern kleine Sachen mit auf den Weg zu geben, das Spiel zu lenken. Da hilft nach neun Jahren Zweite und vier Jahren Erste Liga natürlich die Erfahrung.
Apropos Erfahrung: Du hast mit dem VC Franken Höhen und Tiefen und schließlich die Insolvenz erlebt. Was ist damals schief gelaufen für den VC Eltmann?
Richter: Beim VC Franken hatte damals einer das Sagen, der schon mit der Absicht kam, den Verein um Geld zu betrügen. Das war schon kriminell, was der getan hat. Da wurden Unterschriften gefälscht, Verträge gefälscht, damit bei der Bank dann neue Kredite geholt. Das war schon nicht ohne. Völlig verrückt.
Die geplante GmbH soll den Verein ja auch gegen eine Wiederholung dieser Machenschaften absichern. Halt Eltmann mit dieser Struktur im Rücken Chancen, in der Ersten Liga zu bestehen?
Richter: Auf jeden Fall. Finanziell sollte man sich natürlich nicht übernehmen. Aber mit einem gesunden Etat von Heitec kann man gut planen. Das Ziel muss sein, im ersten Jahr im Mittelfeld zu landen.
Eltmann oder Bamberg?
Eltmann oder Bamberg: Wo siehst du die Zukunft des Vereins? Was ist in Eltmann das Besondere, was in Bamberg?
Richter: Die Highlights würde ich aus Sicht der Vermarktung schon in Bamberg machen. Aber auch Eltmann ist absolut erstligatauglich. Die Fans haben es verdient, dass auch in Eltmann Erstliga-Volleyball gespielt wird.
Ist Eltmann familiärer? Was macht hier den Reiz aus?
Richter: Eltmann ist sehr familiär. Wir haben einen tollen Fanclub, der sich um sehr viel kümmert, uns unterstützt, wo es nur geht. Wir haben viele Fans, die zum Teil seit vielen Jahren bei jedem Spiel dabei sind. Die gehören dazu – wie viele andere Leute im Verein.
Ihr habt jetzt aufgrund des Pokalfinales zwei freie Wochen. Wie werden die überbrückt?
Richter: Nächste Woche werden wir ab Dienstag wieder mit der Vorbereitung auf den nächsten Gegner beginnen. Wir spielen Anfang März zuhause gegen den Vorletzten aus Fellbach, da darf dann nichts anbrennen. Klar ist: Wer sich jetzt die letzten fünf Wochen nicht anstrengt, der hat an diesem Sport etwas nicht verstanden.