Es dürfte mit der spektakulärste Transfer auf Kreisebene in diesem Sommer gewesen sein: Der FC Zeil geht in der Fußball-Kreisklasse Schweinfurt 3 nach dem Abgang von Jusuf Kurtanovic, der sich dem oberfränkischen Bezirksligisten Breitengüßbach angeschlossen hat, mit einem neuen Spielertrainer an den Start. Simon Rambacher, zuletzt für die FT Schweinfurt in der Landesliga am Ball, hat künftig gemeinsam mit dem Prappacher Dominik Schirber das Zepter am Tuchanger in der Hand.
Nach einer Vorbereitung mit mäßigen Ergebnissen und dem Pokal-Aus gegen Königsberg ist dem neuen Spielertrainer-Duo der Auftakt in die neue Liga-Saison gelungen: Mit 3:0 siegten die Nullachter bei der SG Stettfeld/Steinbach. Ein Saisonstart, der André Wild gefallen haben dürfte. Im Interview im Zeiler Sportheim spricht der Sportvorstand des FC über den verpassten Aufstieg im Relegationsspiel gegen Aidhausen in Schonungen, die Verpflichtung von Simon Rambacher und die Ambitionen seines Vereins.
André Wild: Bis zum Relegationsspiel überragend, die Familie hatte mächtig Spaß. Freilich habe ich mich auch geärgert, dass ich nicht dabei sein konnte gegen Aidhausen in Schonungen. Es gab die Überlegung, ob unser Kassier eine Live-Übertragung per Handy für mich macht. Aber das wollte ich nicht, dass meinetwegen so ein Aufriss gemacht wird. Also habe ich das Spiel über drei verschiedene Liveticker verfolgt.
Wild: Das war schon nicht so einfach. Wir waren vorbereitet auf den Aufstieg, wollten nichts dem Zufall überlassen. Ich habe im Vorfeld jedem Spieler eine Nachricht geschrieben, mit Jusuf Kurtanovic und Basti Rößner habe ich natürlich noch telefoniert. Aber es hat eben nicht geklappt. Und ich war ja nicht alleine: Irgendwann haben meine Frau und ich uns nach genügend Raki und Bier gegenseitig aufs Zimmer geführt (lacht). Es war einfach bitter. Als ich die Jungs nach dem Spiel angerufen habe, haben wir gar nicht viel gesagt. Wir haben einfach nur geheult. Als ich wieder zurück war, haben wir das ganze Ding aber trotzdem gefeiert wie einen Aufstieg.
Wild: Den Namen hat unser Spieler Marco Swatschek ins Spiel gebracht. Ich habe gleich abgewunken. Ein Landesligaspieler von der FTS? Aber Swatschek hat den Kontakt hergestellt und nach einem Telefonat saßen wir genau hier im Sportheim. Anderthalb Stunden später haben wir uns mit der Abmachung verabschiedet, dass wir drei, vier Wochen ins Land gehen lassen. Und irgendwann ruft mich Swatschek an und sagt, dass Simon kommt. Ich habe wieder abgewunken und gesagt, dass ich das erst glauben würde, wenn er vor mir steht. Und irgendwann stand er tatsächlich da.
Wild: Richtig. Simon hat mir vorgeschlagen, seinen Cousin Dominik Schirber aus Prappach dazu zu holen. Das habe ich mit Bastian Rößner, dem ich zuallererst den Cheftrainerposten angeboten hatte, abgeklärt. Der ist beruflich arg eingebunden und war sogar froh, nur noch als Spieler dabei zu sein. Und zack, kam die Zusage: Simon und Dominik kommen als Spielertrainerduo.
Wild: Das ist schwer zu beantworten. Ich denke schon, dass wir in den letzten drei, vier Jahren hier einen ordentlichen Job gemacht haben. Wobei hier, wie wohl überall, nicht alles rosarot ist. Aber ja, wenn so ein Mann kommt, ist das ein klares Zeichen. Sagen wir so: Ich bin sehr zufrieden.
Wild: Jusuf kam schon im Winter auf mich zu und wollte erst nicht so recht damit herausrücken. Er hatte das Gefühl, dass die Mannschaft eine andere Ansprache vertragen könnte. Als dann das Angebot aus Breitengüßbach kam, wollte er meinen Rat. Wir sind gut befreundet und ich habe ihm gesagt: 'Wenn du mit 32 noch einmal die Chance bekommst, Bezirksliga zu spielen – dann mach' es. Zurückkommen kannst du immer.' Wir sind absolut im Guten auseinander gegangen.
Wild: Die Neuen sind allesamt eine wichtige Verstärkung für uns. Das aus meiner Sicht wichtigste Puzzleteil ist Michael Burkard, der vom FC Haßfurt zu uns kommt. Um Gottes willen, wir haben vorne auch gute Jungs. Aber nicht so einen Spielertypen: mit Präsenz in der Box, mit dem absoluten Torriecher. Ein Brecher, der noch einen Kopf größer ist als ich. Er hat in der Vorbereitung sechs oder sieben Tore geschossen, das spricht für sich. Und mit dem 18-jährigen Marco Hufnagel haben wir ein absolutes Talent dazugewonnen. Ihn hätten sicher so einige gerne gehabt. Sehr trickreich, sehr ehrgeizig – und eben ein Zeiler.
Wild: Die Favoritenrolle wollen uns alle andichten. Aber die gebe ich gerne an den FC Augsfeld weiter. Das ist eine spielstarke Truppe, die sich gut verstärkt hat. Mit denen ist sicherlich zu rechnen. Auch die neue SG Hofheim/Goßmannsdorf schätze ich stark ein. Wir wollen einfach an die Leistung von der letzten Saison anknüpfen. Solange ich hier bin, werden wir uns nicht selbst in den Himmel loben. Ich bin aber optimistisch, dass wir auch heuer wieder ordentlich dabei sind.