Es war sicher die Szene schlechthin in einem tollen Spiel: Beim Stand von 5:3 für die Hawks musste Marco Sedlar einige Meter frei vor dem Haßfurter Gehäuse die Scheibe eigentlich nur noch einschieben, um den Anschluss seiner "Isar Rats" wieder herzustellen. Doch der ehemalige DEL2-Profi des EV Landshut hatte die Rechnung ohne ESC-Verteidiger Lucas-Andreas Thebus gemacht.
Der 25-Jährige, optisch nicht gerade ein Abwehrspieler mit "Gardemaß", quetschte sich von hinten förmlich vor den ein Jahr älteren Stürmer des EV Dingolfing und behinderte ihn so, dass der seinen Schläger nicht mehr richtig nach vorne bekam.
Dass Thebus nach der spektakulären Rettungstat ebenso zu Boden ging und nach einer kurzen Rutschpartie erst an die Bande krachte und sich dabei leicht verletzte, war nach der Schlusssirene längst vergessen. "Für den Sieg riskiert man schon mal ein bisschen Schmerzen", grinste Thebus nach dem 8:3-Erfolg gegen die Niederbayern. "Wir müssen einfach als Team arbeiten", sagte er. "Wir sind aktuell wenig Leute, da muss Jeder sich den Allerwertesten aufreißen für den Anderen. Und das muss man in jeder Szene sehen." Er sei einfach "zurückgerannt" und habe "den Puck aus dem Tor geholt, bevor er drin ist", sagte er zwar völlig ausgepowert, aber sichtlich zufrieden.
Neben Thebus zeigten auch alle anderen einsatzfähigen und spielberechtigten Hawks eine tolle Moral, verbunden mit großem Willen und einem für alle der 202 Zuschauer auf den Rängen sichtbaren "Wir"-Gefühl. Die schnelle Führung der nach dem 8:2-Hinspielsieg favorisierten Niederbayern durch Dominik Schindlbeck (4.) war jedenfalls nicht der befürchtete Anfang vom Ende.
Im Gegenteil: Die diesmal von Oliver Kratschmer auf der Bank betreuten Hausherren, bei denen sogar die Nachwuchsspieler Noah Endres (U 20) sowie der erst seit vergangenen Dienstag 16-jährige Thiago Schmauser (U 17) zum Einsatz kamen, ließen sich nicht aus ihrem kämpferischen Konzept bringen.
Als die Haßfurter nach Treffern der drei verbliebenen tschechischen Kontingentspieler Dominik Tobola, Jan Trübenekr und Tomas Pribyl (6./15./20.) am Ende des ersten Drittels mit 3:1 führten, war der Siegeswille schon bestens zu erkennen. Und nach einem ausgeglichenen 2:2-Mittelabschnitt war der Glaube an einen weiteren Heimsieg spürbar.
Großer Jubel auf den Rängen
Weil die Hawks, bei denen Schlussmann Nicolas Hetzel mit teils spektakulären Paraden die Isar Rats schier zur Verzweiflung brachte, auch während der letzten 20 Minuten noch drei Mal ins Schwarze trafen (Torschützen: Dominik Tobola, Lukas Kratschmer, Michael Stach), während die Gäste mit ihren Chancen immer wieder scheiterten, glich das Stadion auch dank der "oh wie ist das Schön"-Gesänge einem Tollhaus.
"Wir wussten natürlich, dass es hart wird. Aber wir glauben immer, dass wir gewinnen können", strahlte Luca-Andreas Thebus und fügte hinzu: "Wir sind trotzdem noch stark genug, um Jeden schlagen zu können." Einzelspieler würden oftmals den Unterschied machen, aber "die Mannschaft ist am Wichtigsten."
Auch ESC-Betreuer Thomas Heinisch bezeichnete die abgelieferte Leistung als "überragend. Das sind lauter junge Kerle im Vergleich mit den Stars der Dingolfinger. Wahnsinn. Kampf pur von Jedem. Einfach top", lautete sein Fazit.