"2020 könnte ein perfektes Jahr für mich werden." Solch einen Satz mitten in der Corona-Krise zu hören, dürfte Seltenheitswert haben. Der, von dem diese Worte stammen, hat dennoch allen Grund dazu: Neuer Job, neuer Verein und dazu auch noch privates Glück. Für Max Schebak, Neuzugang beim Bayernligisten 1. FC Sand, hätte dieses Jahr wohl kaum besser laufen können.
Erst seit einer Woche trainiert der 25-Jährige mit seiner neuen Mannschaft, kennt die meisten Spieler aber schon länger, fühlt sich auch deshalb wie zuhause. Kein Wunder. Max Schebak kommt aus Haßfurt, wohnt in der Kreisstadt und hat in den letzten Jahren mit dem TSV des Öfteren gegen die Korbmacher gespielt. Nun aber ist Schebak in Sand und soll helfen, den 1. FC in der Bayernliga zu halten.
"Wir haben noch einen in der Offensive gebraucht", begründet Sands Neu-Trainer Matthias Strätz seine Bemühungen um den Angreifer. Und die hatten gefruchtet. "Die Ehrlichkeit, mit der mir Matthias gegenüber aufgetreten ist, hat mich überzeugt, nach Sand zu wechseln", glaubt Schebak, nun den richtigen Schritt gemacht zu haben.
Stammplatz verloren
Dabei hatte er ursprünglich ganz andere Pläne. Ausgebildet wurde er beim FC Haßfurt, mit dem Wechsel zu den Junioren der SpVgg Greuther Fürth schien der Wunsch nach einer hochklassigen Karriere in Erfüllung zu gehen. 2013 kehrte Schebak zurück nach Unterfranken, schloss sich der A-Jugend des FC Schweinfurt 05 an, wechselte dann zwei Jahre später als Regionalliga-Spieler zum TSV Aubstadt in die Bayernliga. "Das war für mich definitiv der richtige Schritt, ich bereue auch keine Sekunde in Aubstadt," meint der Blondschopf.
Schebak verlor seinen Stammplatz dann allerdings mit dem Aufstieg des Dorfclubs in die Regionalliga, kam in der noch laufenden Saison in 15 Einsätzen 13 Mal von der Bank. "In dieser Liga kannst Du als Spieler wenig machen außer Leistung bringen. Im Endeffekt entscheidet aber der Trainer, ob Du spielst", vermisste der Offensivspieler das Vertrauen des damaligen TSV-Trainers Josef Francic. "Wenn der Trainer der Meinung ist, es reicht nicht für die erste Elf, dann muss man das akzeptieren", sah Schebak keine Zukunft mehr im Grabfeld und wechselte nach fünfeinhalb Jahren vom TSV zurück in seinen Heimatkreis.
"Für mich war es wichtig, wieder einen Trainer zu haben, dem ich vertrauen kann und der ehrlich zu mir ist", schwingt bei Schebak aber schon etwas Enttäuschung mit, in Aubstadt auf die Ersatzbank verbannt worden zu sein. Das wird ihm allerdings in Sand kaum passieren. In seinen ersten 90 Minuten im schwarzen Dress des Bayernligisten zeigte der Angreifer, dass er mehr als nur eine Verstärkung sein kann. Im ersten Durchgang noch als zentraler Sturmspitze eingesetzt, wechselte Schebak nach der Pause auf die rechte Außenbahn, also auf die Position, in der er auch in Aubstadt meist agiert hatte.
Schebak, vom FC Sand gleich mit der "Mittelstürmer-Nummer 9" eingekleidet, zeigte nun eindrucksvoll seine Stärken am Ball und riss seine Mitspieler immer wieder mit. Und auch, wenn ganz vorne nur wenig Erfolgversprechendes heraus kam, mit Max Schebak hat der 1. FC Sand wohl einen Spieler verpflichtet, der der Mannschaft gut tut. Sein Coach schätzt am 25-Jährigen "seine technische Stärke und seine Fähigkeit, "das Spiel verlagern zu können". Und auch wenn Schebak wohl die Position auf dem Flügel bevorzugt, "weil ich das Spiel da vor mir habe", Matthias Strätz sieht ihn mehr "im Zentrum". Je nach Taktik wird Strätz aber beide Varianten immer wieder mal ausprobieren. "Das ist eine etwas neue Rolle für mich, ich fühle mich aber auch vorne wohl, ichbin da flexibel", kann sich Schebak auch mit der Rolle als "echte Neun" durchaus anfreunden.
Schebak sieht für sich auch die Aufgabe eine Führungsspielers. "Ich geb' selber Gas und versuche, die Jungs immer wieder mal zu pushen. Der Teamgeist ist für mich ganz, ganz wichtig. Ich glaube die Mannschaft an sich ist gut, hat eine gute Qualität. Wichtig ist einfach nur der Zusammenhalt. Wenn wir miteinander positiv kommunizieren, dann kriegen wir das hin," ist Schebak vom Klassenerhalt überzeugt.
0:4 im Test gegen Aubstadt
Im Testspiel gegen den Aubstadt konnte der FC Sand nur eine knappe halbe Stunde lang mithalten. Bis dahin gelang es dem Bayernligisten, den TSV vom eigenen Tor weg zu halten, doch mit dem ersten vielversprechenden Angriff der Gäste kippte die Partie. Aubstadts Timo Pitter kam frei zum Kopfball und ließ Markus Geier im Sander Kasten keine Abwehrmöglichkeit (28.).
Der TSV legte nach, schraubte das Ergebnis durch Christopher Bieber (37.) und erneut Pitter (45.) auf 3:0 zur Pause. Vorausgegangen waren jeweils taktische Fehler der Sander, die "zu lange brauchten", wie es Matthias Strätz beschrieb. Damit meinte der FC-Trainer sowohl einzelne Pass-Situationen, aber auch das Umschalten nach Ballverlust – beides war sicherlich dem Kräfteverschleiss nach der ersten Vorbereitungswoche und den hochsommerlichen Temperaturen geschuldet.
Im zweiten Durchgang fiel zwar nur noch ein Tor durch Michael Dellinger (83.), Aubstadt hätte aber noch mehrfach jubeln können, scheiterte aber zweimal an der Querlatte (77., Leonard Langhans, 85. Timo Pitter) oder an Markus Geier im Sander Tor. Dennoch war TSV-Trainer Victor Kleinhenz letztlich zufrieden: "Wir haben uns viel bewegt, es hat sich keiner verletzt, beides ist in der Vorbereitungsphase das Wichtigste. Das, was wir uns vorgenommen hatten, hat größtenteils gut funktioniert, auch wenn nicht alles perfekt war. Wichtig war auch, dass wir ein paar Tore erzielt haben, das hat uns zuletzt doch gefehlt." Und in den nächsten Wochen kann Kleinhenz auch wieder auf einen größeren Kader zurückgreifen, wenn Urlauber und verletzte Spieler wieder zur Mannschaft stoßen.