
Fragt man die Verantwortlichen der Schweinfurter Faschingsgesellschaft "Schwarze-Elf", was im Vorfeld alles zu tun war, zählen sie auf: "Wir haben Prunksitzung neu gedacht, Hygienekonzepte ausgearbeitet, Laufwerke festgelegt, alle Abläufe kamen auf den Prüfstand." Die Schwarze-Elf gehört zur Kolpingfamilie und ist einer der wenigen Faschingsvereine, die im zweiten Pandemiejahr mit viel Logistik und Aufwand der Situation im wahrsten Sinn des Wortes einige Faschingssitzungen abtrotzen.


Vor 66 Jahren hatten sich in Schweinfurt Kolping-Mitglieder zusammengetan und eine kleine Faschingssitzung organisiert. Und seither ging es immer weiter, die "Schwarze Elf" ist längst weit über die Grenzen Unterfrankens bekannt. Auch, weil sie immer wieder Akteure für die "Fastnacht in Franken" stellt, Büttenredner Peter Kuhn gehört dort sozusagen zum Inventar.
Und jetzt? Die Session 2022 wird in die Geschichte eingehen, macht doch die Pandemie aus jeder Prunksitzung in mehrfacher Hinsicht einen "Maskenball". Das geht beim Einlass los. Hände desinfizieren, mit Impfzertifikat einchecken, erst dann gibt es das "rote Bändchen" ums Handgelenk, mit dem die Gäste fortan als 2G-Plus, also als geimpft und getestet oder als geboostert, ausgewiesen sind. Nach dem Motto "safety first" gilt auch für die rund 150 Akteurinnen und Akteure hinter und auf der Bühne ein hoher Sicherheitsstandard: Alle, vom Bühnentechniker bis zur Tänzerin, sind nicht nur geimpft, sondern auch aktuell getestet.



Statt 600 Gäste sitzen nur 150 im Saal. Und wenn sie am Platz sitzen, dürfen sie ihre Maske abnehmen. So wie die Aktiven, während sie auf der Bühne stehen. "Backstage" und auf den Gängen hinter den Kulissen, wo in Nicht-Pandemie-Zeiten gewöhnlich schon mal Gedrängel ist und Vorfreude auf die After-Show-Party, geht es ruhig zu. "Bändchenkontrolle" bei den Mädchen des einzigen Gastvereins dieses Abends, der Knoblauchsländer Karnevalsgesellschaft (KKG) Buchnesia aus Nürnberg. Eine Partie Schafkopf gegen das Lampenfieber. Oder nochmal im Spiegel die Schminke checken. Alle Gruppen sind hinter den Kulissen weitgehend "räumlich getrennt", viele Mitwirkende kommen schon fix und fertig für die Bühne angezogen. Auch dies bringt zusätzliche Sicherheit.


Der Elferrat wurde an die Seite "verbannt", um auf der Bühne "Atemlast herauszunehmen". Die Stadtpfeifer ziehen mit ihren Flöten nicht wie üblich durch den Saal, um "Flöten-Aerosole" zu vermeiden. Wäre die Lage nicht so ernst, wäre es beinahe schon wieder komisch.
Was an Ausgelassenheit aktuell nicht sein kann, wird durch Vorfreude kompensiert. Denn die ist nach einem Jahr Zwangspause riesig. Für die Gäste von der KKG Buchnesia ist der Gastauftritt in Schweinfurt die einzige Gelegenheit, ihren Schlachtruf "Sell, Sell, Sellerie" erklingen zu lassen, in ihrer Heimat ist alles abgesagt. Auch die Schwarzen-Elfer eint die Sehnsucht nach der Bühne. Vom Gardemädchen bis zum Büttenredner wollen alle endlich wieder das Adrenalin spüren, das die Adern flutet, bevor man eine Bühne betritt.

Bevor es so weit ist, werden nochmal Texte durchgegangen, Abläufe abgesprochen oder Aufwärmübungen absolviert. Gerne auch mal barfuß, aber nie ohne Maske. Vereinsleben lebt von Gemeinschaft, sagen die Verantwortlichen. Wenn die nicht gelebt werden kann, droht etwas auseinanderzubrechen. Auch solche Überlegungen haben den Schweinfurter Faschingsverein veranlasst, das Wagnis Prunksitzung trotz Corona einzugehen.

"Pack mers widder", das Motto der diesjährigen Prunksitzungen, trifft den Nagel auf den Kopf. Es ist eine Sitzung mit "Schunkel-Inseln im Familienkreis", ohne Polonaise durch den Saal und ohne Gäste, die den Weg aus der Bar nicht mehr alleine finden - denn es gibt keine Bar. Dafür gibt es ein Lebenszeichen des Faschings, der sich vom Virus nicht unterkriegen lässt.
Weitere Sitzungen gibt es am 4./ 5. / 6. Februar. Kartenbestellung unter Tel. (0151) 507 442 57 und über die Homepage www.schwarze11.de. Restkarten gibt es an der Abendkasse.
