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Schweinfurt
Schwarze Elf: Turnen für die Prunksitzung nur mit Teststrategie
Die Prunksitzungen der Schwarzen Elf werden in der Stadthalle stattfinden: Wie die Turner ihren akrobatischen Auftritt unter Corona-Bedingungen proben.
Anstrengende Figuren wurden von den Turnern der Schwarzen Elf für die Prunksitzung geprobt.
Foto: Anand Anders | Anstrengende Figuren wurden von den Turnern der Schwarzen Elf für die Prunksitzung geprobt.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 27.04.2023 12:20 Uhr

Die Schwarze Elf, Aushängeschild des Schweinfurter Faschings, trotzt dem Corona-Frust und will ihre Prunksitzungen feiern. Damit ist die Faschingsgesellschaft der Kolpingsfamilie mit den Antönern die einzige weit und breit, die sich den Widrigkeiten stellt: Mit einem ausgefeilten Hygienekonzept, mit 2G-plus und mehr, will sie fröhliche Unterhaltung den wenigen erlaubten Zuschauern bieten. Und selbst auch wieder einmal Spaß haben.

Genesen oder geimpft und getestet müssen nicht nur die Besucher sein. Während die geboosterten Gäste sich einen Test aber ersparen können, gilt für die Aktiven der Schwarzen Elf vor, hinter und auf der Bühne der Stadthalle eine tägliche Testpflicht – für die sieben Prunksitzungen zwischen dem 22. Januar und dem 6. Februar genauso wie für alle Proben.

Tagsüber Gerichtsverhandlungen, abends Turnproben

Mit FFP2-Maske trudeln an diesem Probenabend die Turnerinnen und Turner im Saal ein. Weil die Stadthalle derzeit tagsüber dem Schweinfurter Gericht für seine Verhandlungen dient, müssen erst die Tische weggeschoben und Matten auf der Bühne ausgelegt werden. Zuerst aber warten die Schnelltests auf die Sportler.

"Alle, die hier sind, sind geimpft oder geboostert", erklärt Marco Roth, der Betreuer. "Sonst dürften sie nicht mitmachen", weist Trainerin Annabelle Krückel auf die sieben Männer und sechs Frauen zwischen 18 und 39 Jahren. Drei der Turn-Mitglieder sind in dieser besonderen Faschingssession nicht dabei, erklärt sie, weil sie nicht geimpft sind.

Nacheinander öffnet jeder der Ankommenden ein Testkit, schiebt sich das Stäbchen in die Nase und wartet auf das Test-Ergebnis. "Erst wenn es negativ ist, dürfen die Masken abgenommen werden", erläutert die Trainerin. Sie kontrolliert die Ergebnisse, lässt die Akteure unterschreiben. "Vier Augen-Prinzip", meint sie.

"Wir stehen gerne auf der Bühne"

Bei den Sportlern war das Testen "gar kein Thema", sagt Marco Roth. Schließlich wollen alle ihrem Hobby Sport frönen. "Da fehlt sonst was", bestätigt Fabian Schneider. Vor allem ist es eine Gelegenheit, "den ganzen Haufen", die Freunde, zu treffen. "Wir kennen uns alle schon ewig und wir mögen den Fasching", ergänzt Annabelle. "Und wir stehen gerne auf der Bühne".

Dass die Entscheidung für ein Abhalten der Prunksitzungen auch in den Turner-Reihen durchaus kontrovers gesehen wurde, gibt sie zu. "Das ist ein sensibles Thema", meint sie.

Trainerin Annabelle Krücke wacht über die korrekte Ausführung.
Foto: Anand Anders | Trainerin Annabelle Krücke wacht über die korrekte Ausführung.

Wer sich mit seinem negativen Testergebnis schon ohne Maske im Raum bewegen darf, macht sich auf der Bühne mit gymnastischen Übungen warm oder dreht einige Runden im Saal. Heute ist zum ersten Mal die ganze Truppe da, bislang musste die im November ausgetüftelte Choreografie immer in anderen Zusammenstellungen geübt werden, weil stets jemand fehlte.

Anstrengende Probe auch ohne Musik

Den ersten Proben-Durchgang der akrobatischen Sieben-Minuten-Vorführung – kürzer als sonst, wie die ganze Prunksitzung – absolvieren die jungen Leute ohne Musik. "Damit sie meine Anweisungen verstehen", sagt die Trainerin, die immer wieder den Ablauf kommentiert: "Mehr in die Mitte kommen", "beim Spagat auf die Fußspitzen achten", "denkt an die schönen Hände".

Fotoserie

Wie anstrengend diese Darbietung ist, die mit Handstand, Rad-Schlagen, Salto und vielen Hebefiguren so leicht aussieht, bestätigt auch Marco Roth. Ihn hatte Covid-19 im vergangenen Jahr schlimm erwischt. Obwohl er Sportler durch und durch ist und wie die meisten aus dem Geräteturnen kommt, fehlt ihm noch immer "die Ausdauer, ich merk's noch an der Lunge". Auch bei den anderen merke man, dass es noch an Fitness mangelt, meint Annabelle: "Die Sporthallen war ja immer wieder zu gewesen, da konnte man nicht das ganze Jahr über trainieren".

Jede Gruppe bekommt ihre eigene Umkleidekabine

Für den nächsten Durchlauf ziehen sich die Turner zu ihrem Thema "Dschungel" um. "Bei den Prunksitzungen hat jede Gruppe ihre eigene Umkleidekabine", erklärt die Trainerin. Zusätzlichen Platz gibt es, weil die Bar oben nicht genutzt wird, weil keine Gastgarden kommen werden. Im Übrigen werde nach dem Auftritt hinter der Bühne und in den Fluren wieder Maske aufgesetzt.

Mit solchen Regelungen will die Schwarze Elf ihre Prunksitzungen durchziehen. Alle Akteure machen mit, sagt Sitzungspräsident Ludwig Paul: Die Büttenredner, Peter Kuhn, die SunnyboyZ vom Baggersee, zählt er auf. Auch wenn diese eben mit weniger Personen auf der Bühne stünden.

Marco Roth führt einen Coronatest durch.
Foto: Anand Anders | Marco Roth führt einen Coronatest durch.

Weil nur 25 Prozent der üblichen Zuschauer, also 150 statt 600, in die Stadthalle eingelassen werden dürfen, stellt sich natürlich auch die Frage der Wirtschaftlichkeit. "Es geht nur, weil wir so viel Entgegenkommen erfahren: bei der Hallenmiete, bei den Musikern, bei der Technik", sagt Paul. Nur die Gema verzichte nicht auf Einnahmen. Auch vom Publikum verlangen die Narren einen Teil: Statt gestaffelter Eintrittspreise kostet eine Karte heuer einheitlich 25 Euro.

Die Entscheidung pro Prunksitzung verteidigt der Frontmann der Schwarzen Elf: "Wir können Geselligkeit und Spaß auch unter den veränderten Bedingungen haben. Vor allem sind wir auch ein Kulturveranstalter, der das traditionelle Brauchtum weiterträgt. Wenn wir gar nichts machen, würden wir unserer Aufgabe nicht gerecht."

Sitzungstermine: 22.1. (ausverkauft), 28.1., 29.1., 30.1., 4.2., 5.2., 6.2., jeweils 20 Uhr. Kartenbestellung bei Martina Schlereth, Telefon (0151) 50744257 und über die Homepagewww.schwarze11.de

 
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Kommentare
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  • W. R.
    Klar - die Wirtschaftlichkeit!
    Alle schränken sich ein, versuchen so wenig wie möglich Anhäufungen schon gar nicht drinnen und weil in Schweinfurt Fasching gefeiert werden will ist dann kein Corona mehr? Passt irgendwie nicht in mein Bild, war da nicht was mit hohen Zahlen in SW etc.
    Aber werden schon genug wichtige Leute der Stadt im Faschingsverein sitzen und dann gibt's halt keine Ansteckung.
    Ganz trocken wird so ein Fasching auch nicht ablaufen, oder?
    Aber das Leo wird schon genug Kapazitäten frei halten, ist ja was Besonderes so ein Fasching und das regelt der Faschings Verein? Alles klar!
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  • M. S.
    Ich möchte meinen Vorrednern gerne widerspreichen! Wer die teilnehmenden Akteure und Verantwortlichen der Schwarzen Elf und der Kolpingsfamilie Schweinfurt kennt, dem ist bewusst, dass die Planung Hand und Fuß hat und die Vorschriften mindestens zu 100% eingehalten werden.

    Ein Restrisiko bleibt immer, aber nicht nur bei den Sitzungen. Man kann nicht das komplette gesellschaftliche Leben lahm legen. Es gibt sinnvolle Regeln, vorgegeben vom Staat und an die hält sich jeder.

    Die Meinungen geht weit auseinander, das kann man jeden Sonntag in SW sehen. Andererseits gibt es einige Mitmenschen die in ihren Gedankengängen Dinge fordern bei denen sogar die chinesischen Maßnahmen locker erscheinen.

    @GsunderMenschenverstand: viele VEreinsveranstaltungen sind in erster Linie deshalb abgesagt weil die Vorschriften nur von wenigen Vereinen gestemmt werden können, sich keine Verantwortlichen finden und das ganze sich kaum wirtschaftlich rentiert!
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  • C. R.
    Kein gutes Zeichen für alle die sich immer noch eisern einschränken, Kinder mit Maske im Sportunterricht, im ganz normalen Sportunterricht, im Laden etc. um Andere nicht zu gefährden !
    Durchhalten müssen wir alle - Halli Galli ist irgendwie Fehl am Platz.
    Kann meinen Kindern schlecht erklären, dass Erwachsene Fasching feiern und sie aber in der Schule und Sport die Maske aufhaben müsssen !
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  • A. B.
    Ich habe hierfür nach wie vor kein Verständnis und bemängele die fehlende Solidarität der "Schwarzen Elf" mit den vielen verantwortungsvollen Gesellschaften, die ihre Veranstaltungen abgesagt haben. Sehr schade.
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