
Es war ein Zeltlager, das die Kinder so schnell nicht vergessen werden. Der nicht enden wollende Augustdauerregen hatte den Platz am Sulzfelder Badesee (Lkr. Rhön-Grabfeld) längst in eine morastige Schlammlandschaft verwandelt. Doch die 171 Buben und Mädchen im Alter zwischen sechs und 14 Jahren sowie die 40 Betreuerinnen und Betreuer vom Jugendrotkreuz (JRK) Rhön-Grabfeld dachten gar nicht ans Aufgeben. Sie änderten kurzerhand das Lagermotto um in "Braveheart" und nutzten den Matsch als Spielwiese.



Zwar wurden eifrig Wassergräben angelegt und selbst Sulzfelds Bürgermeister Jürgen Heusinger schleppte Sandsäcke an, um die Zelte einigermaßen trocken zu halten. Vor allem aber wurde im Schlamm gerutscht, gespielt und gelacht – und hinterher am Lagerfeuer die Schuhe und Klamotten getrocknet. Kurz: Die Kinder hatten einen Riesenspaß und sorgten mit ihrer Unbekümmertheit dafür, dass nach der ersten Berichterstattung dieser Redaktion die Leserinnen und Leser in den Sozialen Netzwerken reihenweise voller Freude die Fotos kommentierten und sich an ihre eigene Kindheit erinnerten:
"So sollte Kindheit aussehen."
"Einfach toll, wenn Kinder sowas noch erfahren dürfen."
"Ach herrlich und genau das sind die Tage an die du dich ein Leben lang erinnerst."
"Sowas erlebt man nur einmal."
"Meinen Respekt habt ihr alle zu 100 Prozent!"
Für die Organisatoren war das Zeltlager eine Herausforderung: Knöcheltiefer Matsch und Schlamm, Dreck, Wasser und Feuchtigkeit soweit das Auge reichte. In den Zelten, in den Socken. Überall. Es sah aus wie beim Wacken-Open-Air, welches zeitgleich stattgefunden hatte.
Stefan Bergmann: "Ein Abbruch stand nicht zur Debatte"
"Doch ein Abbruch stand komischerweise nie zur Debatte", sagte Stefan Bergmann, einer der Betreuer und stellvertretender Leiter beim JRK. "Zum einen, weil wir aufgrund des Wetters gar keine Zeit hatten, darüber nachzudenken. Zum anderen, weil es ja auch nur geregnet hatte und es kein gefährliches Unwetter gab."



Vor wenigen Tagen ist das Zeltlager zu Ende gegangen. Das Aufräumen und Reinigen nahm für Bergmann & Co. jedoch deutlich mehr Zeit in Anspruch als in den vergangenen Jahren. "Alles, was irgendwie mit dem Schlamm in Berührung gekommen war, musste intensiv gereinigt werden. Die Zelte mussten alle zweimal abgespritzt werden. Einmal in Sulzfeld und dann noch einmal in Bad Neustadt. Manche Materialien müssen sogar zusätzlich in eine Spezial-Reinigung."



Auch die Klamotten der neunjährigen Anna Büchs aus Brendlorenzen (Lkr. Rhön-Grabfeld) sind wieder sauber. Sie war zum ersten Mal beim JRK-Zeltlager dabei und freut sich schon auf nächstes Jahr. Trotz des vielen Regens.
Annas Mutter Nicole Büchs hat fast alles wieder reinigen können: "Ich musste die Kleider zweimal durchwaschen, bis sie wieder sauber waren. Nur ein Paar weiße Socken hat es nicht geschafft", sagte sie. "Ich glaube aber auch, dass wir ein bisschen Glück hatten, weil Anna Gummistiefel bis zum Knie anhatte. Bei anderen, vor allem Buben-Müttern, sahen die Klamotten-Tüten deutlich schlimmer aus. Die hatten dann vermutlich eine viel größere Wasch-Aufgabe vor sich."

Die erste Berichterstattung dieser Redaktion in der Vorwoche mit den Fotos der tapferen Kinder verbreitete sich in Windeseile – auch bis nach München: Bayern1-Moderator Marcus Fahn wurde auf die Lage und die gute Stimmung in Sulzfeld aufmerksam und berichtete in seiner Morgensendung live im Radio darüber.
Stefan Bergmann freut sich über die tollen Rückmeldungen, gibt aber auch offen zu: "In jedem Jahr brauchen wir so ein Wetter nicht. Wir freuen uns auf 2024, wenn hoffentlich die Sonne scheint und die Kinder wieder in den See springen können."