
Der Ort für das Jugendrotkreuz-Zeltlager, das 2023 zum 41. Mal stattfindet, könnte eigentlich nicht besser sein. Direkt am Sulzfelder Badesee gelegen, wären die sieben Tage und Nächte perfekt für sommerliche Freizeitaktivitäten und Badespaß. Nass würde man nur freiwillig.
Doch die ergiebigen Regenfälle haben aus der grünen, saftigen Wiese eine einzige Schlammlandschaft gemacht. Die Bilder gleichen denen des Festivals Wacken Open Air, das gerade in Schleswig-Holstein stattfindet. Was sich für Außenstehende und Eltern anhört wie ein Horrorszenario, ist für die 171 Kinder offenbar gar nicht so schlimm. Die Stimmung ist sogar erstaunlich gut.
Wassergräben verhindern Schlimmeres
Während einer der kurzen (und seltenen) Regenpausen am Mittwoch packen alle mit an. Frisch angelegte Wassergräben vor den Zelten sollen die Innenräume der Zelte vor noch Schlimmerem und noch mehr Schlamm bewahren. Große Wasserpfützen werden mit Eimern, Besen, Schaufeln und Schwämmen abgeschöpft. Aus der großen Musikanlage tönt "Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt."


Sulzfelds 1. Bürgermeister Jürgen Heusinger brachte Sandsäcke und Spaltenböden aus dem Gemeindebauhof vorbei. Die Gruppe möchte ein bisschen "aufräumen", wenn man das bei den Zuständen der Wiese und der Zelte überhaupt sagen kann. Schließlich ist an diesem Tag der Elternabend geplant, an dem die Mütter und Väter eingeladen sind und auch endlich frische – und vor allem trockene – Kleidung mitbringen.
Schlamm kann auch Spaß machen
Die Kinder und Jugendlichen zwischen sechs und 14 Jahren haben sich offenbar an die Situation gewöhnt und haben Spaß im Schlamm. Ein paar Jungs rutschen auf dem Bauch über den Zeltplatz, ein paar Mädchen bemalen sich gegenseitig die Gesichter.
Besonders dreckige Kinder werden mit einem Feuerwehrschlauch abgespritzt. Danach geht’s in die warme Dusche. Überall wird gelacht und an der Trockenstelle, rund um das Lagerfeuer, werden Schuhe getrocknet und Hände gewärmt.
Auch die Stimmung bei den Leitern des Zeltlagers, Stefan Bergmann, André Henrich und Daniel Spissak, könnte sicher schlechter sein. "Bisher konnten wir unser Programm durchziehen und die Kinder machen echt unglaublich gut mit. Es ist eine besondere Erfahrung, wie die Gemeinschaft mit dieser herausfordernden Situation umgeht. Klar bedarf es auch viel kurzfristiger Organisationsarbeit. Aber langweilig wird uns bei diesem Wetter sicher nicht. Wir bieten viele Workshops an, studieren Vorführungen ein und spielen im großen Zelt. Natürlich haben wir auch mehr aufzuräumen als in anderen Jahren", sagt Stefan Bergmann schmunzelnd.
"Hauptsache der Schlafanzug bleibt trocken"
Antonia Eckart aus Bad Königshofen ist zum zweiten Mal beim Zeltlager dabei und auch sie hat immer noch ein Lächeln im Gesicht. "Der Schlamm ist natürlich nicht schön. Gerade wenn die Füße nass sind. Aber Hauptsache der Schlafanzug bleibt trocken. Wir können das Wetter ja nicht ändern und müssen das Beste daraus machen." Im nächsten Jahr möchte sie auf jeden Fall wieder teilnehmen.

Etwas öfter als Antonia war Alexander Brüderlein beim Jugendrotkreuz-Zeltlager dabei. Nämlich 27 Mal. Der erfahrene Betreuer kann sich nur an wenige Zeltlager erinnern, die wirklich annähernd so verregnet waren. "2001 müsste das letzte Mal gewesen sein, aber in diesem Jahr ist es schon wirklich extrem. Vor allem, weil es fast die ganze Woche regnet."

Vorzeitige Abreisen aufgrund des Regens gab es überraschenderweise nicht. Das Motto ist weiterhin: "Wir bleiben bis zum Ende". Der Kampfgeist und das Miteinander sind beeindruckend. Die Ansprüche vieler Kinder sind für dieses Zeltlager einfach und überschaubar. "An Tagen wie diesen, wünscht man sich Trockenheit. Und vielleicht ein bisschen Sonnenschein."
Höchste aller Gefühle.
Die haben da ihren Spaß ! ! !