"Die letzte Woche war sehr aufwühlend und verwirrend für uns", sagt Ronny Frank, Vorsitzender des Elternbeirats der Würzburger Kita Stift Haug. Am Dienstag vergangener Woche war bei einem Treffen des Elternbeirats und durch einen Brief des Kita-Trägers, des Elisabethenheim Würzburg e.V., an die Elternschaft bekannt geworden, dass die Kita mit ihren 74 Plätzen von der Schließung bedroht sei.
Hintergrund ist, dass die Kirchenstiftung den bisher mietfreien Nutzungsvertrag der Kita-Immobilie gekündigt hat. Der Kita-Träger hatte daraufhin die Stadt Würzburg um finanzielle Unterstützung gebeten, da er die Miete nicht alleine stemmen könne; eine Einigung war bisher aber nicht in Sicht. Die Angelegenheit hatte für viel Aufregung und ein großes mediales Echo gesorgt.
Mit einer Demonstration vor der Stadtratssitzung am vergangenen Donnerstag hatten Dutzende von Kita-Eltern samt Kindern ihrem Anliegen, die Kita-Plätze zu erhalten, Nachdruck verliehen. Nachdem in der Sitzung, an der viele der Eltern im Anschluss an die Demo teilnahmen, von Seiten der Politiker und der Stadt teils heftige Kritik am Kita-Träger geübt wurde, seien Eltern verunsichert gewesen, berichtet Ronny Frank. "Es gibt immer zwei Seiten der Medaille."
Zwar habe er aus der Stadtratssitzung mitgenommen, dass die Stadt den Eltern helfen wolle; es sei allerdings vor allem um die generelle Zusage eines Kitaplatzes gegangen. "Wir wollen aber unsere Kita", sagt Frank. Für Eltern, die mehrere Kinder in Stift Haug hätten, wäre eine Aufteilung ihrer Kinder auf verschiedene andere Kitas zudem "eine Katastrophe".
Ihrer Verunsicherung Luft machen und Fragen an den Träger stellen konnten die Eltern am Donnerstagabend nach der Stadtratssitzung – bei einem Elternabend in der Kita Stift Haug. Insgesamt hätten zirka 50 Menschen die Gelegenheit genutzt; 20 davon per Livestream, so Frank.
"Einige Eltern waren nach den Vorwürfen in der Stadtratssitzung verunsichert, ob von Träger-Seite aus alles richtig gelaufen ist", schildert Simon Kuttenkeuler, Geschäftsführender Vorstand des Elisabethenheim Würzburg e.V., im Gespräch mit dieser Redaktion den Elternabend. Auf die Frage der Eltern, warum sie erst so spät von der drohenden Schließung erfahren hätten, verweist Kuttenkeuler darauf, dass er seit Mai 2023 mehrfach und nachweislich das Gespräch mit der Stadt gesucht habe. Bis zuletzt habe er keine Verunsicherung unter den Eltern verbreiten wollen und auf eine Lösung gehofft.
Die Zeit bis zu einer Entscheidung drängt
Da bis zu seinem Treffen mit dem Elternbeirat vergangene Woche aber nichts passiert sei und die Zeit dränge, habe er mit der Nachricht herausgehen müssen. Nach der Elternbeiratssitzung habe er noch am selben Abend den Brief über das eventuelle Aus der Kita an alle Eltern verschickt.
Nun müsse eine schnelle Lösung her, die Eltern bräuchten Sicherheit. Und: "Auch die Mitarbeiter wollen wissen, wie es weitergeht", so Kuttenkeuler, der befürchtet, dass sich das Kita-Personal anderweitig orientieren könnte. "Dann haben wir die Räumlichkeiten, aber niemanden, der die Kinder betreut." Falls es zur Schließung der Kita käme, müssten zudem Verträge, wie etwa mit der Reinigungsfirma, rechtzeitig gekündigt werden.
Beim Dreier-Treff hofft Kuttenkeuler auf "kreative Lösungen"
Beim Elternabend seien viele Fragen beantwortet worden, vieles sei aber auch offen geblieben, sagt Ronny Frank. Die Forderung der Eltern nach einem gemeinsamen Treffen aller Beteiligten wurde erfüllt: Am 28. Februar wollen sich Kirchenstiftung, Stadt und Träger zusammensetzen. Kuttenkeuler erhofft sich von dem Termin einen "Durchbruch". Auch "kreative Lösungen" seien möglich, die Zeit dränge und "es geht erst einmal darum, die Plätze zu erhalten".
Klar sei, dass von Trägerseite die bisher von der Kirchenstiftung geforderte Miete von neun Euro pro Quadratmeter nicht zu stemmen sei, so Kuttenkeuler. Eltern hätten angeboten, die Miete zum Teil durch höhere monatliche Kita-Sätze mitzutragen. Doch dann könnte " Stift Haug zu einem 'Luxuskindergarten' werden, den sich nicht mehr alle leisten können", befürchtet Kuttenkeuler. Zudem würde man sich so vom Preisgefüge der anderen Kitas in der Stadt entfernen.
Klare Richtlinie der Diözese zu Bauträgerschaften
Die Kirchenstiftung sei "vergleichsweise fair" mit der Kündigung umgegangen und habe den Kita-Träger mit über einem Jahr Vorlauf informiert, sagt Kuttenkeuler. Die Zweckbindung der Immobilie an einen Kita-Betrieb sei zudem bereits 2001 ausgelaufen; von da an hätte die Stiftung die Räumlichkeiten frei nutzen können. Sie habe sie trotzdem weiter für die Kita bereitgestellt – ohne dafür Fördermittel zu bekommen. "Die Kirche hat 50 Jahre lang ein Grundstück in bester Innenstadtlage für eine Kita zur Verfügung gestellt – obwohl die Bereitstellung von Kita-Plätzen zu den kommunalen Pflichtaufgaben gehört", so Kuttenkeuler. Dass dies nun nicht mehr möglich sei, liegt laut Kuttenkeuler auch an der klaren Richtlinie der Diözese, sich von Bauträgerschaften zu trennen, aber an Betriebsträgerschaften festzuhalten.
Zur Bauträgerschaft zählen kostspielige Verpflichtungen zu Unterhalt, Instandhaltung und Verkehrssicherheit von Gebäuden. Aufgrund wegbrechender Steuereinnahmen könne man sich das nicht länger leisten, wird die Kirche in einem Main-Post-Artikel zitiert.