
Der ehemalige Tennisstar Boris Becker muss ins Gefängnis. Ein Gericht in London verurteilte den dreifachen Wimbledon-Sieger am Freitag zu zweieinhalb Jahren Haft, wovon er mindestens die Hälfte absitzen muss. Der frühere Ausnahmesportler hatte Vermögen im Wert von mehr als einer Million Euro in seinem Insolvenzverfahren nicht offengelegt. Eine Jury hatte Becker deshalb vor drei Wochen in mehreren Anklagepunkten schuldig gesprochen. Der 54-Jährige hatte die Vorwürfe bestritten. Er kann gegen das Urteil Rechtsmittel einlegen.
In einem zentralen Bereich des aktuellen Schuldspruchs gegen den dreifachen Wimbledon-Sieger führen auch Spuren nach Unterfranken. Der wichtigste von vier Anklagepunkten, in denen das Londoner Gericht den 54-Jährige schuldig sprach: Für das Haus seiner Mutter in Leimen war er als Besitzer eingetragen. Das verschwieg Becker aber seinen Gläubigern - angeblich, weil er das nicht wusste. Das sei gelogen, sagen zwei Männer aus Unterfranken, denen der ehemalige Tennisstar das Haus angeboten hatte. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu diesem Fall:
Was hat der Mann, dem Boris Becker 36 Millionen Euro schuldet, mit Würzburg zu tun?
Der Multimillionär Hans-Dieter Cleven ist 1943 in Würzburg geboren. Er war die rechte Hand des Metro-Gründers Otto Beisheim, für den er einen der fünf größten Handelsgiganten der Welt mit aufbaute. Zu Metro gehörten Kaufhof und Real, Saturn und die Praktiker-Baumärkte. Cleven saß jahrelang im Metro-Aufsichtsrat und verwaltete später Beisheims Milliardenvermögen.
Was verband Hans-Dieter Cleven und Boris Becker?
"Hans-Dieter Cleven ist als vertrauensvoller Freund unglaublich wertvoll für mich", sagte Becker noch 2013 über den gebürtigen Würzburger in seiner Biografie "Das Leben ist kein Spiel". Doch dann beharkten sich beide über ihre Anwälte in aller Öffentlichkeit. Boris Becker schuldet seinem ehemaligen Geschäftspartner so viel wie keinem anderen: mehr als 36 Millionen Euro. Das hat ein Schweizer Gericht festgestellt.
Wie kam es zu den Schulden in Millionenhöhe?
Zwei Scheidungen, der Unterhalt für drei Kinder und missglückte Geschäfte kosteten Becker mehr Geld, als er nach dem Ende seiner Tenniskarriere verdiente. Hans-Dieter Cleven hat in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" angegeben: Am 13. Dezember 2001 fing es mit einem Darlehen von damals 2,5 Millionen Mark für Becker an. Später wurde der Kreditrahmen inklusive Zinsen erweitert, Ende 2003 auf 6,1 Millionen Euro und Ende 2007 auf 18,2 Millionen Euro. Neue Vereinbarungen ließen den Darlehensbetrag bis zum 30. September 2013 auf 39,792 Millionen Schweizer Franken ansteigen (36,13 Millionen Euro). Dafür soll Becker dem gebürtigen Würzburger Cleven schon Ende 2008 "alle privaten Vermögenswerte" als Sicherheit überschrieben haben. Dazu hätten neben der Finca auf Mallorca das Elternhaus in Leimen, Autohäuser in Ostdeutschland und die Londoner Wohnung gezählt, in der Angela Ermakova und die gemeinsame Tochter Anna lebten.
Wie eng war ihr das Verhältnis zwischen Cleven und Becker?
Die beiden waren seit 1999 Geschäftspartner. Cleven hatte dem Tennisstar etwa Anteile an der Sport-Firma Völkl verschafft und die Vermarktung von Beckers Marketing-Agentur BBM mit seiner Gesellschaft BCI Holding übernommen. Außerdem war Becker Zugpferd für die Clevens Stiftung fit4future, die sich seit fast 20 Jahren um die Gesundheit von Schülerinnen und Schülern kümmert. Von dem Programm profitiert haben bisher über 1,2 Millionen Kinder - auch in Schulen in Würzburg, Schweinfurt, Kitzingen, Haßfurt, Bad Brückenau und Marktheidenfeld.
Cleven versprach im Gespräch mit dieser Redaktion im Jahr 2017 anlässlich eines Termins seiner Stiftung: Wenn Becker zahlt, soll der Großteil des Geldes in die Stiftung fließen.

Warum fühlt sich Cleven von Boris Becker belogen?
Hans-Dieter Cleven glaubte, er habe Beckers Elternhaus in Leimen als Sicherheit für das verliehene Geld bekommen. Doch Becker offerierte 2011 das Haus, in dem seine Mutter wohnte, auch dem Miltenberger Anlageberater Jonas K. für dessen Immobilienfirma S & K. Dieser Redaktion liegen Schriftstücke vor, die das bestätigen.
Warum wurde aus dem Geschäft dann doch nichts?
Der Kaufvertrag bei einem Frankfurter Notar zwischen Becker und K. vom August 2011, der dieser Redaktion vorliegt, trägt Beckers Unterschrift. Aber vier Wochen später machte K. das Geschäft schriftlich rückgängig. Er wusste damals zwar noch nicht, dass Boris Becker das Haus zuvor schon seinem Gläubiger Cleven überlassen hatte, aber Becker konnte oder wollte dem Notar wichtige Dokumente über das Haus nicht vorlegen. Aus gutem Grund: Der klamme Tennisstar hatte sich zuvor eine Hypothek von 825.000 Euro auf das Haus eintragen lassen.
Was wurde dann aus dem Immobiliengeschäft?
Der Miltenberger Anlageberater Jonas K. trat vom Vertrag zurück. Das zeigt ein Schreiben an Becker vier Wochen nach dem Kaufvertrag vor einem Frankfurter Notar. Auch über Beckers Finca auf Mallorca will der Miltenberger zuvor mit Becker verhandelt haben - obwohl auch die Hans-Dieter Cleven als Gegenwert für sein geliehenes Geld zugesichert war. Dabei wäre K. das Haus des berühmten Tennisspielers als Lockmittel gerade recht gekommen, um Investoren anzulocken. Zwei Jahre später entlarvte die Staatsanwaltschaft Frankfurt sein Immobilienimperium als gigantischen Betrug und brachte K. vor Gericht.
Was sagte Boris Becker zum Vorwurf, er habe das Haus zweimal angeboten?
Becker wehrte sich juristisch durch alle Instanzen gegen Medienberichte, denen zufolge er das Haus habe verkaufen wollen, obwohl er es an Cleven "verpfändet" habe. Das Bundesverfassungsgericht entschied schließlich 2018 für die Pressefreiheit - und gegen Becker. Dessen Anwalt äußerte sich auf schriftliche Anfrage dieser Redaktion nicht.
Was hat das mit dem aktuellen Insolvenzverfahren und dem Strafprozess zu tun?
Dass Becker über das Haus verfügen konnte, zeigt eigentlich seine Unterschrift unter dem Kaufvertrag. Aber in dem aktuellen Insolvenzverfahren in London behauptete er, nicht gewusst zu haben, dass das Haus auf seinen Namen eingetragen war. Nach Überzeugung des Londoner Gerichts hat er seinen Gläubigern damit Vermögenswerte verheimlicht. In diesem und drei weiteren von 24 angeklagten Punkten war er Anfang April schuldig gesprochen worden.
Ist das jetzt verkündete Strafmaß endgültig?
Nein, Boris Becker kann in Berufung gehen, die englische Staatsanwaltschaft nicht.
Was wird nun aus seinen Schulden?
Das Insolvenzverfahren gegen ihn in England läuft weiter. Es sei erst "in dem Moment beendet, wenn alles, was einmal mir gehörte, verkauft ist", sagte Becker. 15 Gläubiger fordern von ihm 59 Millionen Euro zurück.
Bekommen die Gläubiger ihr Geld nun wieder?
Nur zu einem geringen Teil. Von dem, was auf Beckers Konten noch gefunden wurde, mussten hohe Verfahrenskosten bezahlt werden. Was übrig blieb, reichte einstweilen nur für eine Mini-Quote: Bisher bekommen Gläubiger nach Angaben des Insolvenzgerichts pro Euro der Schulden nur 0,85 Cent zurück. Das heißt: Von einer Million gibt es nur 8500 Euro zurück. Der Würzburger Cleven bekäme also von seinen 36 Millionen nur rund 300.000 Euro wieder.
Es kann mit keiner erzählen dass Cleven sich keine Goldene Nase an ihm verdient hat und er genau wusste was Sache ist! So naiv kann einer der soviel Kohle scheffelt nicht sein!
Wenn er ein Freund gewesen wäre, hätte er das niemals gemacht!
Woanders werden Leute wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 1,1 Millionen Euro zu 3 Jahren Knast verdonnert, da ist dieses Urteil in London mehr als gerecht, meiner Meinung aber sogar noch viel zu mild.
Allerdings hat er nicht den Staat, also die Allgemeinheit betrogen, vielmehr nur private Gläubiger, die den Verlust offenbar auch gut wegstecken können, haben sie vermutlich vorher schon ihren "Verlust" an Zinsen kassiert.
Ansonsten hält sich mein Mitleid sehr Grenzen..Hirn gehört in den Kopf und nicht in die Lendengegend..
Uli Hoeneß musste auch einsitzen . .!
Der wurde einfach sehr schlecht beraten, ausgenutzt, und über den Tisch gezogen.
Bei Steffi Graf war es ja auch recht ähnlich, wobei es da den Vater erwischt hat.
Doch der Unterschied war hier: Der Graf-Prozess lief in Deutschland.
Boris Becker hat ganz bewusst den Wohnsitz London gewählt, ohne die juristischen Folgen richtig einschätzen zu können.
So eine Vorzugsbehandlung, wie sie Uli-Hoeneß in einer deutschen JVA genossen hat, wird er in den veralteten Gefängnissen in London kaum erwarten können...
Man sollte mal akribisch aufarbeiten, wer neben seiner ersten Ehefrau Barbara, noch so alles richtig reich an ihm geworden ist...
Der ist kein ausgefuchster Banker! Der konnte einfach nur mal richtig gut Tennis spielen...
Eigentlich eine tragische Geschichte!
Vielleicht hat Boris auch so oder noch weniger seine Verträge gelesen und dann unterschrieben.