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Würzburg
Zum 31. Mal: Neue Stolpersteine in Würzburg für die Opfer nationalsozialistischer Gewalt
Am Montag werden in Würzburg wieder Stolpersteine verlegt. Wem das Gedenken dieses Mal gilt und wo die neuen Steine liegen werden.
Symbolbild: Stolpersteine in der Würzburger Ludwigstraße 29. Am Montag werden in Würzburg wieder Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer der NS-Gewalt verlegt.
Foto: Archivfoto Annette Taigel | Symbolbild: Stolpersteine in der Würzburger Ludwigstraße 29. Am Montag werden in Würzburg wieder Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer der NS-Gewalt verlegt.
Bearbeitet von Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:52 Uhr

Seit vielen Jahren finden in Würzburg zwei Stolpersteinverlegungen im Jahr statt. Am kommenden Montag, 27. Juni, werden von 9 Uhr bis 12.30 Uhr fünfzehn weitere Stolpersteine in der Stadt verlegt (siehe Grafik). Dies teilt der Arbeitskreis Stolpersteine jetzt mit. Den ersten Stein wird Gunter Demnig, der Urheber des bundesweiten Projektes Stolpersteine, selber verlegen.

Danach werden 663 solcher Steine in Würzburg liegen, heißt es in der Mitteilung. Für die neue Opfergruppe der Ausgegrenzten werden dabei fünf Steine verlegt werden. Ein Beispiel dafür ist Hermann Schwarz, für den ein Stolperstein um 9.50 Uhr in der Unteren Johannitergasse 3 verlegt wird.

Wegen Hausfriedensbruchs und Amtsanmaßung ins KZ geschickt

Bis 1941 habe er ein unauffälliges Leben geführt, sei sogar Mitglied bei der NSDAP gewesen. Da habe ihn eine Frau angezeigt, er habe sich als Mitglied des Gesundheitsamtes ausgegeben, um bei ihr Zugang zu erhalten, so die Mitteilung. Wegen Hausfriedensbruchs und Amtsanmaßung sei er verurteilt, aber danach sofort in das KZ Mauthausen überwiesen worden.

Zum 31. Mal: Neue Stolpersteine in Würzburg für die Opfer nationalsozialistischer Gewalt

In Mauthausen sei "Vernichtung durch Arbeit" mehr noch als in den anderen Lagern Programm gewesen, und es müsse allen Beteiligten klar gewesen sein, dass ein älterer, gesundheitlich angeschlagener Mann die dortigen Bedingungen nicht lange überleben würde, heißt es weiter. Von seiner "Überstellung" nach Mauthausen am 25. Dezember 1941 bis zu seinem Tod "durch Herzschlag" am 5. Januar 1942 seien dann auch tatsächlich gerade einmal elf Tage vergangen.

Der Gestapo aufgefallen, weil er nicht zur Wahl ging

Ein anderes Schicksal hatte Adolf Fellmannn, dessen in der Heinestraße 18 um 10.15 Uhr gedacht wird, heißt es weiter. Er sei der Gestapo 1936 durch eine Anzeige seines Vermieters aufgefallen: Er gehe nicht zur Wahl.

Als er sich mit dem Wahlleiter angelegt habe, sei er für mehrere Tage inhaftiert worden. Er habe die Beamten wegen "Freiheitsberaubung" und "Körperverletzung" angezeigt – und dafür die polizeiliche Einstufung als "Querulant" erhalten. In den kommenden Jahren sei die Auseinandersetzung mit der Polizei eskaliert, er sei nicht zum Verhör erschienen und wegen des Heimtückegesetzes schließlich zu Gefängnis verurteilt worden.

Andere Steine werden gesetzt für jüdische Menschen und Opfer der Krankenmorde

Gegen alle polizeilichen Maßnahmen habe er Beschwerde eingelegt. Zuletzt sei er im März 1939 in das KZ Dachau eingewiesen worden. Am 14. Juli starb er in Mauthausen im Steinbruch durch einen herabstürzenden Stein. Die Fragen seines Sohnes nach den näheren Umständen blieben unbeantwortet.

Andere Steine werden gesetzt für jüdische Menschen und für Opfer der Krankenmorde, so die Mitteilung.

Weitere Infos, auch den Verlege-Zeitplan, gibt es im Netz unter stolpersteine-wuerzburg.de.

 
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Kommentare
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  • B. W.
    Leider ist der Zeitplan offensichtlich nicht korrekt. Der Stolperstein vor meiner Haustür - angekündigt für 11.35 Uhr - wurde bereits verlegt. Ich wäre gerne dabeigewesen.
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  • H. S.
    Naja, in Würzburg werden diese Stolpersteine bei eine Sanierung der Straße einfach mal so entsorgt (wie auch immer...)
    An der Ecke Benedikt-Konradstraße gab es mal erschreckend viele davon (mindestens 12). Doch wurde da einiges saniert: Die Stolpersteine wurden einfach mit dem Bauschutt entsorgt!
    Hier hat wohl einiges an Sensibilität bei den ausführenden Unternehmen gefehlt...!
    Doch ganz ehrlich: Wenn ein Arbeiter so einen glänzenden Messing-Klotz ausgräbt, fragt er sicherlich beim Bauleiter nach, was mit dem geschehen soll. Doch die Bauleiter waren offensichtlich Unisono der Meinung: Wegwerfen...
    Das finde ich in diesem Zusammenhang so so richtig erschreckend!!!
    Der Bauleiter hat da einfach mal so entscheiden dass die "Grabsteine" vor ermordeten Menschen einfach mal so auf dem Müll geworfen werden, weil sie ihm schlichtweg im Weg waren... Glotzt unsere Gesellschaft tatsächlich nur noch ins Handy, und begreift unsere Vergangenheit langsam gar nicht mehr?
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  • J. K.
    @oreus

    Da sollte sich die Stadt, die ja vermutlich der Auftraggeber der baumaßnahme war, wenn es sich um den Gahsteig gehandelt hat, mal drum kümmern und den Herrn Bauleiter schadenersatzpflichtuig machen. Wenn das aktenkundig ist und bislang noch nichts unternommen wurde ist das ein Unding!
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  • T. R.
    Gute Aktion und es ist doch erscheckend, wie viele Opfer es gab!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Leider weigern sich viele Orte, wie z.B. Geroldshausen, Stolpersteine aufzustellen. Hier sind weder die Orte noch die ehemalige Synagoge gekennzeichnet. Stattdessen soll in Zukunft weit weg von den betroffenen Häusern eine Tafel und ein Koffer aufgestellt werden. Hauptsache es sieht keiner! Mich wundert warum die heutigen Bewohner der Häuser sich wehren und die Gemeinde nichts tut. Man sollte meinen, dass nach den Problemen mit dem Kriegerdenkmal, sogar das Fernsehen war da, der Bürgermeister das ihm bekannte Problem aktiv angehen würde.
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  • L. W.
    @ hentinger

    Können Sie in unserem Rechtsstaat denn belangt werden, weil Sie die Teilnahme an den Wahlen verweigern?

    Davon abgesehen, dass Wahlen im 3. Reich natürlich nur zur Bestätigung der Machthaber dienen durften, nicht wirklich zur Machtveränderung.
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  • M. D.
    Es geht nicht um die Teilnahme an Wahlen sondern um die verweigerte Unterwerfung und das "Aufmucken" gegen die herrschenden Majestäten!
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  • M. D.
    Das dachte ich auch!

    Die Charaktere haben sich nicht geändert, das ist das Erschreckende - nur der Referenzrahmen. Wer stört und Beschwerden schreibt, wird nach wie vor autoritär abgekanzelt, stigmatisiert, kriminalisiert und in Bayern auch mal weggesperrt, siehe Gustl Mollath.
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  • G. B.
    Hentinger, heisst ihr Ort zufällig schonungen?
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  • G. A.
    Die Verlegung der Stolpersteine würde ich nicht zum Anlass nehmen " zu feiern".
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  • L. B.
    Auch eine Begräbnisfeier ist eine Feier. So ist der Begriff nicht unbedingt falsch, könnte aber falsch verstanden werden. Dass es in Würzburg genug Anlässe gibt, darüber bin ich nicht froh, es macht mich betroffen.
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  • J. K.
    @gabcht20581207
    Kommt ganz drauf an, was hentinger so denkt...
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