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Würzburg
Zukunftshaus in Würzburg: Wie ein neues Geschäft nachhaltigen Konsum alltäglich machen will
Kaufen, Mieten, Tauschen, Reparieren - und alles unter einem Dach. In der Augustinerstraße laufen die Vorbereitungen für die Eröffnung im September.
Vor dem zukünftigen Laden in der Augustinerstraße in Würzburg präsentiert das Team vom Zukunftshaus Artikel, die man sich nach der Eröffnung dort ausleihen kann. 
Foto: Ulrich Emmerling | Vor dem zukünftigen Laden in der Augustinerstraße in Würzburg präsentiert das Team vom Zukunftshaus Artikel, die man sich nach der Eröffnung dort ausleihen kann. 
Christoph Sommer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:48 Uhr

Nach drei Jahren Planungszeit biegt die Realisierung vom Projekt 'Zukunftshaus' auf die Zielgerade ein. In den alten Räumen des nach 160 Jahren geschlossenen Schuhhaus Kolb eröffnet im September ein Geschäft, das ein Gegenmodell zur Wegwerfgesellschaft anbieten möchte. In der Stadt gibt es inzwischen den Unverpackt-Laden sowie gelegentliche Repair-Cafés und Kleidertausch-Börsen. "Das Einmalige an unserem Projekt sind nicht die Einzelaspekte, sondern die Bündelung an einem Ort mitten in Würzburg", sagt Matthias Pieper. 

Mathias Pieper arbeitet bereits seit Jahren in der nachhaltig orientierten Geschäftswelt Würzburgs und darüber hinaus aktiv. Er arbeitet zurzeit noch im Weltladen und war jahrelang in einem Handelsverband für Fair-Trade-Produkte aktiv. "Inzwischen ist das Nachhaltigkeitsbewusstsein in unserer Gesellschaft weit verbreitet, aber Vielen fehlen die Gelegenheiten, das auch im Alltag umzusetzen", sagt der 38-jährige.

"Das Einmalige an unserem Projekt sind nicht die Einzelaspekte, sondern die Bündelung an einem Ort mitten in Würzburg."
Matthias Pieper, Zukunftshaus

Eine solche Gelegenheit soll das Zukunftshaus für die Würzburgerinnen und Würzburger bieten. Mit seiner Idee konnte er im Laufe der Jahre etwa 40 "Genossinnen und Genossen" gewinnen. Denn getragen wird der Laden von einer Genossenschaft, die mit dem Verkauf der Genossenschaftsanteile das notwendige Eigenkapital liefern soll. Dadurch sollen das finanzielle Risiko abgefangen und zugleich der Gedanke der solidarischen Bewirtschaftung verankert werden. 

Verkauf nachhaltiger Produkte

Den Kern vom neuen Zukunftshaus bildet der Verkauf möglichst nachhaltiger Produkte. Die Produktpalette reicht dabei von Haushaltsgeräten über Kleidung bis hin zu Lebensmitteln in Pfandbehältern. Ausgewählt werden sie nach vier Kriterien: Wo wurde es hergestellt? Denn kurze Lieferwege reduzieren den ökologischen Fußabdruck. Welche Rohstoffe wurden verwendet und wo kommen diese her? Und: Wie fair waren die Arbeitsbedingungen? 

Für Sachen, die man selbst nur selten braucht, möchte das Zukunftshaus einen Verleih-Service anbieten. Ob Beamer, Zelte oder Bohrmaschinen - "Nutzen, aber nicht besitzen", nennt Matthias Pieper den Ansatz im Sinne der 'Sharing-Economy', also einer nachhaltigen Tauschwirtschaft. Das Ziel soll sein, dass durch das gemeinsame Teilen Ressourcen und Geld gespart werden können.

Tauschen und Reparieren

In diesem Sinn steht auch das Reparaturangebot im Haus. "Wir haben einen Tüftler gefunden, dem es wichtig ist, dass alte Geräte nicht weggeschmissen werden", sagt Pieper. Kundinnen und Kunden sollen kleinere Haushaltsgegenstände gegen eine niedrige Gebühr reparieren lassen - wenn sie noch zu retten sind. 

Diese Arbeit wird ebenso ehrenamtlich über einen Verein organisiert wie der Tauschbereich im Zukunftshaus. Dort kann man Dinge, die man nicht mehr braucht, abgeben oder kostenlos mitnehmen, was andere nicht mehr brauchen. Neben einem festen Angebot für Kleidertausch ist ein wechselndes Sortiment in einem zweiten Raum geplant. Als Beispiel dafür nennt Matthias Pieper eine mögliche Aktion rund um Weihnachtsartikel. 

"Wir wollen nachhaltigen Konsum möglichst einfach gestalten."
Matthias Pieper, Zukunftshaus

Mit diesen vier Aspekten –kaufen, mieten, tauschen, reparieren – möchte das Zukunftshaus "nachhaltigen Konsum möglichst einfach gestalten", wie Matthias Pieper sagt. Bis zur Eröffnung in der Würzburger Innenstadt gibt es für die Organisatorinnen und Organisatoren noch viel zu tun. Während die Räumlichkeiten in der Augustinerstraße zur Zeit kernsaniert werden, sucht die Gruppe momentan vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Sachspenden für Mietartikel.

Auf die nähere Zukunft blickt Matthias Pieper optimistisch. Er ist überzeugt, dass das nachhaltige Konsumkonzept in Würzburg erfolgreich sein wird. Aber sein Blick geht auch schon in die fernere Zukunft: "Wenn am Ende auch in einer anderen Stadt ein Zukunftshaus entsteht, wäre hier niemand traurig."

Weitere Informationen zum Projekt unter: https://www.zukunftshaus-wuerzburg.de/

 
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    Was für ein schönes Projekt! Ich wünsche viel Erfolg und freue mich schon darauf!
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  • A. A.
    Immer diese Vorurteile gegenüber Leuten, die was an unserer Konsumwelt ändern wollen!
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  • I. I.
    Super Idee. Ich befürchte nur, dass der Boden der Tatsachen schnell erreicht ist und sich die Erkenntniss durchsetzt, dass die Menschen unterschiedlich ticken. Damit meine ich, dass geliehene Sachen in sehr unterschiedlichem Zustand zurück gegeben werden. Ein Zelt z.B. muss bei Rückgabe genau geprüft werden auf Defekte und Sauberkeit und für den nächsten Kunden vorbereitet werden. Technische Geräte müssen kritisch geprüft werden, da Unfallgefahr. Das macht sehr viel Arbeit und wenn man auch die eigenen Leute nicht ehrenamtlich ausbeuten sondern fair bezahlen will wirds teuer.
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  • C. G.
    Finde ich toll - super wäre auch eine kleine Kaffee Ecke dort, nicht für den Profit sondern um wieder ein kleines Gemeindezentrum entstehen zu lassen. So etwas gibt es nämlich auch nicht mehr, und das würde Hand in Hand mit der schönen Grundidee des Zukunftshauses gehen.
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  • W. S.
    Also von den Klamotten her entsprechen die doch dem Klischebild vom Öko so gar nicht.
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  • G. A.
    Wegen der Stretchjeans? oder why?
    Batikhemd und Latzhose sind schon lange out.
    Viel Erfolg fürs Zukunftshaus.
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  • G. B.
    Kommentar auf eigenen Wunsch gesperrt.
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