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OCHSENFURT
Zuckerrübenkampagne: Es hätte nicht besser laufen können
Der Sturm lüftete am Mittwoch bei Rittershausen die Vliesabdeckung, mit der die Zuckerrübenmieten vor Frost und Regen geschützt werden.
Foto: Gerhard Meißner | Der Sturm lüftete am Mittwoch bei Rittershausen die Vliesabdeckung, mit der die Zuckerrübenmieten vor Frost und Regen geschützt werden.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:34 Uhr

Kaum war eine Zuckerrübenernte von so vielen Unwägbarkeiten begleitet wie diesmal. Schaffen es die Rode- und Verladegemeinschaften, die Rekordernte zeitgerecht einzubringen? Hält der nach einem Großbrand nur provisorisch reparierte Rübenhof der riesigen Rübenmenge stand? Spielt das Wetter mit? Doch bereits drei Wochen, bevor die Rauchfahne über dem über der Ochsenfurter Zuckerfabrik erlischt, steht fest: Es hätte kaum besser laufen können.

Bei 93 Tonnen Rüben pro Hektar lag der durchschnittliche Rübenertrag im fränkischen Anbaugebiet, in den fruchtbaren Lagen des Ochsenfurter Gaus stellenweise sogar bei weit über 100 Tonnen.

Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einer Steigerung von knapp 30 Prozent. Hinzu kam, dass die Rübenanbaufläche in Franken im Anbaujahr 2017 vor dem Hintergrund der bevorstehenden Marktliberalisierung um 13 Prozent auf knapp 25 000 Hektar ausgedehnt wurde.

Spätrodeprämien angeboten

Die Rodegemeinschaft Ochsenfurt, die im Zentrum des Anbaugebiets für die Ernte von rund 3500 Hektar Zuckerrüben verantwortlich ist, hatte sich auf chaotische Zustände eingestellt, erzählt die Geschäftsführerin des Maschinenrings Maindreieck-Ochsenfurt, Jutta Michel. Vorsorglich waren den Anbauern Prämien angeboten worden, wenn sie ihre Rüben später als in den Vorjahren üblich roden lassen und damit das Risiko von Frostschäden in Kauf nehmen.

Dass es am Ende ganz anders kam, schreibt Jutta Michel der günstigen Witterung zu, aber auch dem zusätzlichen Ehrgeiz, den die Landwirte angesichts der Ausnahmesituation entwickelt haben. „Jeder war auf das Schlimmste eingestellt und hat sich erst recht Mühe gegeben, dass wir das schaffen.

“ Um der riesigen Menge gewachsen zu sein, hatte die Rodegemeinschaft ihr Logistik-Konzept optimiert und will davon auch in den Folgejahren profitieren, so Jutta Michel weiter. Das Ergebnis: Bereits um den 10. November, früher als im Vorjahr, lagen die letzten Rüben auf Mieten aufgeschichtet an den Feldrändern und warteten auf die Abfuhr. „Es lief extrem rund“, sagt Michel.

26 Sattelzüge rund um die Uhr im Einsatz

Für die Abfuhr verantwortlich ist die Landwirtschaftliche Maschinengemeinschaft, kurz LMG, ebenfalls eine Organisation unter dem Dach des Maschinenrings. 26 Sattelzüge hat die LMG Ochsenfurt im Einsatz und deckt damit große Teile des Landkreises Würzburg, den südwestlichen Landkreis Kitzingen und das mittelfränkische Anbaugebiet bis vor die Fürther Stadtgrenze ab. Seit dem 9. September sind die Fahrzeuge und die Verladeanlagen nun rund um die Uhr im Einsatz, um den Hunger der Fabrik zu stillen.

Dort war man mit Ungewissheit in die Rübenkampagne gestartet. Am 17. Juni hatte ein Großbrand auf dem Rübenhof die Förderanlagen zerstört und das Waschhaus in Mitleidenschaft gezogen. In Rekordzeit waren die Anlagen provisorisch instandgesetzt worden. Bis wenige Stunden vor Kampagnestart wurde noch mit Hochdruck daran gearbeitet.

Tagesverarbeitung gesteigert

Das Ergebnis lässt Ernst Merz von der Rübenabteilung der Fabrik noch immer staunen. Kaum eine Kampagne in den Vorjahren sei so störungsfrei gelaufen wie diese. Und das, obwohl die Spuren des Brandes nicht zu übersehen sind. Auch die weitere Verarbeitung war optimiert worden. Eine Tagesmenge von rund 16 000 Tonnen Rüben gibt der Verband fränkischer Zuckerrübenbauer an, das sind rund 1000 Tonnen mehr als in den Vorjahren.

Befürchtungen, die Kampagne könnte sich bis in den Februar hinziehen, sind damit vom Tisch. Um den 24. Januar herum wird voraussichtlich die letzte Rübe verarbeitet, sagt Merz – vorausgesetzt, alles läuft weiter so reibungslos wie bisher.

Europäischer Spitzenplatz für Franken

Im Kreis der europäischen Anbauregionen könnte Franken in diesem Jahr damit auf einen Spitzenplatz aufsteigen, so Ernst Merz weiter. Während nämlich beispielsweise in Belgien mehr Rüben pro Hektar geerntet wurden, dafür aber Zuckergehalt zurückging, liegt der in Franken trotz der hohen Menge bei 18,3 Prozent, also im langjährigen Durchschnitt. „Es gibt nicht viele Regionen in Europa, die mehr Zucker pro Hektar produzieren“, meint Merz, „für die fränkischen Anbauer ist das ein ganz tolles Ergebnis.“

Die Frage bleibt, wie sich diese Ergebnis letztlich auf den Konten der Anbauer auszahlt. Am 1. Oktober 2017 lief die europäische Zuckermarktordnung aus. Statt auf ein reguliertes Quoten- und Preissystem sind die fränkischen Zuckerrübenbauern deshalb künftig auf den Vermarktungserfolg der Südzucker AG angewiesen. Der Rübenpreis richtet sich streng nach den tatsächlichen Verkaufserlösen, und die stehen gegenwärtig unter dem Druck sinkender Preis auf dem Weltmarkt.

„Es gibt nicht viele Regionen in Europa, die mehr Zucker pro Hektar produzieren.“
Ernst Merz, Südzucker AG
Mit einer sogenannten Lademaus werden die Rüben von den Mieten direkt auf den Lkw bugsiert.
Foto: Gerhard Meißner | Mit einer sogenannten Lademaus werden die Rüben von den Mieten direkt auf den Lkw bugsiert.
Die letzten Rübenhaufen liegen noch zur Abfuhr bereit an den Feldrändern, wie hier bei Rittershausen.
Foto: Gerhard Meißner | Die letzten Rübenhaufen liegen noch zur Abfuhr bereit an den Feldrändern, wie hier bei Rittershausen.
 
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    „Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt: Wir nehmen zu viel Zucker zu uns – durch Limonaden, Süßigkeiten, Fast Food und Fertiggerichte. Doch zu viel Zucker kann krank machen. Aber anstatt etwas gegen Diabetes, Übergewicht oder andere Krankheiten zu tun, lässt sich die Politik in Berlin und Brüssel auf die Argumente der Zuckerlobby ein. Durch gesponserte Studien, geschicktes Internetmarketing und dem Verhindern von Steuern schafft es die Lobby, in Deutschland und auf EU-Ebene den Zuckerkonsum konstant hoch zu halten. Verbraucher durchschauen oft nicht, wie viel Zucker tatsächlich in Fertigprodukten, Energy-Drinks und sogar Babynahrung steckt. Zucker wird in vielen Produkten künstlich hinzugesetzt – als günstiger Inhaltsstoff und Geschmacksträger. Deutschland droht eine massive Zunahme von Krankheiten. Schon jetzt kosten Diabetes und seine Folgekrankheiten die deutschen Sozialkassen nach Daten der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) pro Jahr mehr als 20 Milliarden Euro.“
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