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OCHSENFURT
Südzucker: Instandsetzung im Eiltempo
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:24 Uhr
Während die Ermittler der Kriminalpolizei weiterhin akribisch nach einem Brandstifter suchen, sind Dutzende von Arbeitern auf dem Rübenhof der Ochsenfurter Zuckerfabrik mit der Instandsetzung beschäftigt. Der materielle Schaden ist höher als zunächst geschätzt, inzwischen geht man von zehn Millionen Euro aus. Trotzdem ist Werkleiter Stefan Mondel sicher, dass die Rübenkampagne wie geplant in der ersten Septemberhälfte starten kann.
 

Stahlträger verformt wie Gummi

Mit dem Brand einer Lärmschutzwand aus Stroh sind am Abend des 17. Juni auch große Teile der Förderanlagen auf dem Rübenhof des Südzucker-Werks in der Marktbreiter Straße in Flammen aufgegangen. Die Hitze hat dicke Stahlträger verformt wie Gummi. Zum Glück können die meisten Konstruktionen provisorisch stabilisiert und instandgesetzt werden. Aber es bleibt eine Notlösung.

Fotoserie

Über brennende Gummibänder hatte sich das Feuer bis ins über 20 Meter hohe Rübenwaschhaus ausgebreitet. Das Gebäude wurde dadurch stärker in Mitleidenschaft gezogen als ursprünglich angenommen. Auch die Dachkonstruktion und die Fassadenverkleidung aus Trapezblechen litten unter der Hitze und müssen erneuert werden, sagt Werkleiter Mondel.

Welche Gewalt der Brand entfaltet hat, wird an dem Schrägförderband deutlich, mit dem die Rüben ins Waschhaus befördert werden. Um gut 15 Zentimeter ist es kürzer geworden, weil die Stahlträger förmlich Wellen geschlagen haben. Auch in dem 160 Meter langen Fördertunnel unter dem Rübenhof hat das Feuer gewütet.

Wegen der starken Hitzeentwicklung konnte die Feuerwehr erst sehr spät in diesen Bereich vordringen.

Die 30 Zentimeter dicke Betondecke des Tunnels musste nun teilweise aufgesägt werden, um die betroffenen Anlagenteile noch vor Beginn der neuen Kampagne komplett austauschen zu können. Später wären sie nicht mehr zugänglich.

Über dieses Schrägband hatte sich das Feuer bis ins Rübenwaschhaus ausgebreitet. Die Spuren sind deutlich sichtbar.
Foto: Gerhard Meißner | Über dieses Schrägband hatte sich das Feuer bis ins Rübenwaschhaus ausgebreitet. Die Spuren sind deutlich sichtbar.

Die Rollen der Förderbänder und zahlreiche Lagerböcke an der Förderanlagen müssen ersetzt werden, ebenso wie viele Antriebsmotoren. An der ersten Anlage ist bereits das neue Förderband aufgezogen. Die elektrischen Schaltanlagen konnte die Feuerwehr zwar retten. Dafür müssen kilometerweise Kabel ausgetauscht werden, die auf dem Gelände verlegt waren.

Zufrieden mit den Instandsetzungsarbeiten

Werkleiter Mondel ist mit dem Fortschritt der Instandsetzung zufrieden. Auf viele Spezialisten und Fremdfirmen musste man dabei zurückgreifen, weil die eigenen Mitarbeiter um diese Zeit mit den routinemäßigen Vorbereitungen der Kampagne gut ausgelastet sind. „Den Rübenhof wollten wir in diesem Jahr überhaupt nicht anfassen, das sind alles Arbeiten, für die wir auch keine eigenen Ressourcen eingeplant hatten“, sagt er.

Wie Gummi hat die Hitze massive Stahlelemente verformt.
Foto: Gerhard Meißner | Wie Gummi hat die Hitze massive Stahlelemente verformt.

Erfreut ist der Werkleiter hingegen, mit welchem Engagement sich seine Mitarbeiter bemühen, die Fabrik wieder zum Laufen zu bringen. Ein richtiges Jetzt-erst-recht-Gefühl sei dabei entstanden. Den Fremdfirmen, aber auch der Zusammenarbeit mit Versicherung und Behörden stellt Stefan Mondel ein gutes Zeugnis aus. „Bei aller Tragik ist es doch tröstlich, wenn man leistungsfähige Partner an Bord hat.“

Eine der drei Entladeeinrichtungen hat das Feuer stark beschädigt. Weil sie nicht mehr gebraucht wird, seit die Anlieferung komplett auf Lkw umgestellt wurde, will man sie abbauen.

Sorgenkind bleibt der Erde-Trenn-Turm, in dem die Rüben vor dem Gang ins Waschhaus vorgereinigt wurden. Die Stahlkonstruktion stand stundenlang im Feuer und musste abgebaut werden. Ersatz gibt es auf die Schnelle nicht.

Werkleiter Stefan Mondel ist sich sicher, dass der Rübenhof vor Beginn der Kampagne wieder zum Laufen gebracht wird.
Foto: Gerhard Meißner | Werkleiter Stefan Mondel ist sich sicher, dass der Rübenhof vor Beginn der Kampagne wieder zum Laufen gebracht wird.

„Es sind einige Tonnen trockene Erde, die der Turm täglich abgeschieden hat“, so Stefan Mondel. Mehr Schmutz an den Rüben, das bedeutet mehr Erde, die aus dem Waschwasser herausgepresst werden muss.

Eine zusätzliche Schlammpresse hat sich das Werk deshalb ausgeliehen. Trotzdem bleibe die Aufbereitung des Waschwassers der Engpass in der kommenden Kampagne. „In normalen Jahren sollte das kein Problem sein, wenn die Ernte nass und schmutzig wird, wird es spannend.“ Der Werkleiter appelliert deshalb eindringlich an die Landwirte, auf möglichst saubere Rüben zu achten.

Die restlichen Strohballen, die das Feuer verschon hat, sind inzwischen entfernt. Noch vor Beginn der Kampagne soll eine neue, konventionelle Lärmschutzwand errichtet werden, vergleichbar solchen, wie sie auch entlang von Bahnlinien gebaut werden. Wie es mit den übrigen, provisorisch instandgesetzten Anlagen weitergeht, wird Gegenstand künftiger Überlegungen sein.

Anlagen, die täglich 15 000 Tonnen Rüben befördern gibt es nicht von der Stange. Sie müssen eigens konstruiert und gebaut werden.

Belohnung von 5000 Euro gilt weiter

Eine bloße Rekonstruktion der Anlagen könnte vermutlich bis zur Kampagne 2018 fertig sein. Wenn der Wiederaufbau mit einer Optimierung verbunden sein sollte, müssen möglicherweise Genehmigungen eingeholt werden.

Fragen, an die der Werkleiter gegenwärtig nur wenige Gedanken verschwendet. „Im Moment dreht sich alles um die Kampagne '17, dann sehen wir weiter.“

Um die Frage nach der Brandursache drehen sich nach wie vor die Bemühungen der Kriminalpolizei. Dem Vernehmen nach haben sich die Anzeichen auf vorsätzliche Brandstiftung weiter verdichtet.

Bestätigen will dies die Pressestelle des Polizeipräsidiums aber mit Hinweis auf laufende Ermittlungen nicht. Nach wie vor gilt die Belohnung von 5000 Euro, die die Südzucker AG für Hinweise ausgesetzt hat, die zur Ermittlung des oder der Täter führen.

 
 
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  • Arcus
    Zur Brandursache, da fällt mir ein Artikel aus einem der letzten GEO Hefte ein. Eine seriöse Zeitschrift. Sinngemäß stand dort "Feuer lügt nicht. Aber wer kennt schon die Wahrheit. Brandermittler verlassen sich meist auf ihre Erfahrung. Neue Forschung zeigt, wie oft sie irren und Unschuldige ins Gefängnis schicken.
    Auch hier sollte man Vorsicht mit Vermutungen walten lassen und weiter in alle Richtungen ermitteln. (Wies so schön heißt)
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  • Arcus
    Bei der Dauer des Feuers bis zur Löschung war damit zu rechnen, dass von den Förderanlagen fast alles erneuert werden muss. Ob das alles in 5-6 Wochen erledigt sein wird, da habe ich meine Zweifel. Es ist ja nicht so, als obs die Teile ml eben so nebenan im Laden zu kaufen gibt und die Lieferanten sind weg der guten Konjunktur ja auch gut ausgebucht.
    Mir schwant schon böses, wenn das mit Erde angereicherte Schmutzwasser in die Stapelteiche gelangt und dann zu stinken anfängt. Das kennen wir ja schon. Denkt die Zucker eigentlich auch darüber nach einzelne Mengen mit Schiff und Bahn in andere Werke zu schicken? Die Rübenernte dürfte ja, wegen der zur Zeit guten Wachstumsbedingungen sehr übig ausfallen. Die Kapazitäten dort sind sicher auch gut ausgelastet, aber ein bisschen was geht ja immer. Wird die Kampagne etwa auch länger, weil der Rübenmassenstrom reduziert werden muss? Dann darf Frickenhausen noch länger Zuckerluft schnuppern. In der dunklen Jahreszeit blästs ja meist aus West.
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  • al-holler@t-online.de
    mit der Bahn?
    Ja wo leben Sie denn? Die hat doch keine offene Güterwagen mehr in entsprechender Anzahl. Auch dürften passende Verladeanlagen inzwischen gänzlich fehlen!
    Und mit dem Schiff? Wohin denn? vielleicht nach Rain am Lech? Na da suchen Sie mal einen Wasserweg.......
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  • Arcus
    Plattling, liegt wie alle Zuckerfabriken, wegen des großen Wasserbedarfs an Flüssen, in diesem Fall an der Donau. Eine Wasserstraße führt direkt dahin. Rhein-Main-Donaukanal. Verladekapazität: eine Maus, das ist ein fahrbares Geräte, das die LKWs von den Ackerrändern aus beladen, hat eine Kapazität von umra 150/t. Verladehafen: Marktbreit.
    Okay, die Entlademöglichkeiten bei Plattling kenn ich zu wenig, aber einen Hafen mit vermutlich freien Kap. in der Nähe gibt's auch noch.
    Das liegt am Neckar. Zumindest könnte man die Rübenernte aus dem südwestlichen (Ochsenfurter) Anbaugebiet gleich dorthin bringen. Ohne Schiff und Bahn.
    Offene Güterwagen gibt's auch noch. Und weil Sie ja so dringend auf den Schwenkerer warten, "Wenn Dobrindt als BVM nicht auch die Bahn schon soweit heruntergew.........hat grinsen))
    Sie sehen für was ein BVM alles verantwortlich ist.
    Beladen werden die ähnlich wie der LKW. Aber auch da ist die Entladung zu prüfen.
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  • al-holler@t-online.de
    ... und wo bleibt diesmal Ihr Schlenckerer auf Dobrindt/Bär? Bin schon ganz enttäuscht
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  • gerhard.meissner@mainpost.de
    Naja, #Arcus, wenn ich das richtig sehe, werden die Anlagen zunächst provisorisch in Gang gesetzt, indem man den Stahlbau stabilisiert und wo erforderlich Lagerböcke, Rollen, Bänder und Motoren erneuert. Letztes sind meines Wissens Standard-Komponenten.
    Soviel ich weiß ist der limitierende Faktor die Weiterverarbeitung in der Fabrik und nicht die Rübenzufuhr. Wenn ich es richtig sehe, könnte heuer die Aufbereitung des Waschwassers als Flaschhenhals hinzukommen, wenn die Herbst naß und die Rüben recht dreckig sind. Das Waschwasser wird ja zum allergrößten Teil im Kreis gepumpt. Und was in den Stapelteichen immer gestunken hat, war ja nicht der Erdanhang, sondern die biologische Fracht in Form von Zuckerstoffen, auf die die Bakterien ganz scharf sind und dann ordentlich Blähungen bekommen. Lassen wir's mal auf uns zukommen.
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  • reutjo
    mhm.... ?? !!!

    Bei 10 Mio €uro Brandschaden !! ..... ist die Auslobung einer Belohnung in Höhe von
    5.000.- €uro für einen " Tipgeber ", der evt. zum " Brandstifter " führt, ein sehr geringer Betrag.
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  • gerhard.meissner@mainpost.de
    Na ja, #reutjo, eigentlich sollte es doch auch ohne Belohnung selbstverständlich sein, dass man die Polizei bei ihren Ermittlungen unterstützt. Ein Extra-Zuckerl von der Zuckerfabrik also, um auch mal ein überflüssiges Wortspiel zu bemühen zwinkern
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